Donner: Die Chroniken von Hara 3
Obendrein verfügten wir jetzt über anständige Kleidung für den Winter, Proviant und alles, was sonst noch für eine lange Reise nötig war. Ich hatte sogar drei Dutzend Pfeile ergattert. Damit sah das Leben schon viel besser aus.
Nachdem wir aufgebrochen waren, ritten wir zwei Stunden durch kahle Felder und über menschenleere Pfade Richtung Nordosten.
Erst als wir unser Nachtlager aufschlugen, kamen wir dazu, den anderen die Neuigkeiten zu erzählen, die Typhus von Nay erfahren hatte. Der Süden befand sich mittlerweile vollständig in den Händen der Nabatorer, Alsgara und Gash-shaku hielten sich aber noch. Nach Loska war der Feind noch nicht vorgedrungen, anscheinend hatte er seine ganze Aufmerksamkeit zunächst ausschließlich auf die Treppe des Gehenkten gelenkt, nicht auf Burg Donnerhauer.
Die Soldaten des Imperiums hatten erbitterten Widerstand geleistet und die Nabatorer sogar zweimal zurückgeworfen, doch danach mussten die Männer, durch die Schlachten geschwächt, die Treppe aufgeben und sich in die Vorgebirge im Norden zurückziehen. Seit zwei Wochen zog der Verdammte Pest mit frischen Truppen gen Korunn, beabsichtigte aber offenbar, den Winter in den Tälern abzuwarten und erst zu Beginn des Frühlings weiter auf die Hauptstadt zuzumarschieren.
Rando und die anderen Soldaten erörterten die Aussichten unserer Armee, sich im Winter neu zu formieren und dem Lauf des Krieges eine Wende zu geben. Da mich diese Gespräche nicht interessierten, kümmerte ich mich unterdessen um die Pferde. Yumi und Ghbabakh schlossen sich mir an.
»Morgwen erreichen wir die Bergwe«, teilte er mir voller Nachdruck mit. »Aber Yumi gwalaubt, dass wir dann nicht weiterkwommen. Die Treppe des Gwehenkwaten ist zu engwa, als dass wir sie unbemerkwat überkweren kwönnten, auch wenn sie sich in drei Hauptwegwe teilt.«
»Das stimmt«, räumte ich ein. »Aber es gibt ja auch noch Pfade.«
»Aus, du Hund?«
»Du meinst also wirkwalich, dass wir es über die Bergwe schaffen?«, übersetzte Ghbabakh.
»Aber selbstverständlich«, antwortete ich mit einem Lächeln. »Die Treppe des Gehenkten verbindet beide Teile des Imperiums. Sie ist breit genug, dass über sie in einer Woche eine ganze Armee von der einen Seite auf die andere gelangen kann. Daneben gibt es aber, wie gesagt, auch noch Pfade. Die sind zwar etwas schwerer passierbar, sodass man selbst im Sommer zwei Wochen bis zwei Monate für den Weg durch die Katuger Berge braucht. Für eine Armee bedeutet das den Tod, denn die Soldaten ermüden durch den Marsch. Aber uns kommen sie wie gerufen.«
»Bist du schon einmal dort gwewesen?«
»Nein. Aber in meiner Einheit gab es jemanden aus dieser Gegend.«
»Der Winter wird hart in den Bergwen.«
»Stimmt«, bestätigte ich. »Aber wir haben ja eine Schreitende bei uns. Und nicht nur sie … Vielleicht hilft uns die Gabe unserer Funkenträger ja, die schwierigen Stellen zu überwinden, bevor sich das Wetter richtig verschlechtert.«
»Aus, du Hund …«
»Und wenn nicht?«, fragte Ghbabakh.
»Dann müssen wir umkehren. Und den Winter auf dieser Seite der Berge abwarten.«
Ghbabakh stieß ein nachdenkliches Quaken aus und machte sich zusammen mit Yumi auf, Wasser zu besorgen.
»Was ist in der Stadt geschehen?«, wollte Shen wissen, der gerade auf mich zukam.
»Sprechen die anderen noch immer über unsere Aussichten in diesem Krieg?«
»Ja«, antwortete er. »Mylord Rando glaubt fest an unseren Sieg. Er sagt, die Atempause gereiche dem Land zum Vorteil.«
»Seinen Glauben möchte ich haben … In der Stadt ist nichts geschehen. Der Hauptmann kannte Typhus und hat ihr alles gegeben, worum sie gebeten hat.«
Ich schilderte ihm kurz, was sich in Faltz zugetragen hatte.
»Ich fürchte, Rando und Ga-nor werden früher oder später begreifen, wer sie ist. Das könnte … unangenehm werden.«
»Mit Schwierigkeiten würde ich nur vonseiten des Ritters rechnen«, erwiderte ich. »Ga-nor ist ein vernünftiger Mann. Und Luk ebenfalls, selbst wenn er ohne Punkt und Komma plappert. Aber er wäre niemals so dumm, sich mit Typhus anzulegen.«
»Für mich ist sie immer noch ein Rätsel. Was will sie von uns? Warum verlässt sie uns nicht? Sie braucht uns nicht nur für ihre Rache, das liegt ja wohl auf der Hand.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm auch jenes Gespräch wiederzugeben, das ich jüngst mit Typhus geführt hatte.
»Sie muss wahnsinnig sein. Wie soll ich ihr zu einem neuen Körper verhelfen?!«
»Deshalb
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