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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mürrisches Gesicht auf, sagte aber keinen Ton. Wahrscheinlich würde er noch finsterer dreinblicken, wenn er mal seine Tasche untersuchte, hatte ich mir doch klammheimlich seinen Funkentöter ausgeliehen. Seit ständig Funkenträger um mich herumschwirrten, neigte ich zu noch größerer Vorsicht. Und sollte uns ein Nekromant auf den Fersen sein, hätte ich ihm mit diesem Artefakt immerhin etwas entgegenzusetzen.
    Zunächst blieb ich auf der Straße, doch nachdem ich unseren Rastplatz einigermaßen weit hinter mir gelassen hatte, schlug ich mich ins Gras und bewegte mich parallel zur Straße weiter. Sobald ich eine geeignete Stelle entdeckt hatte, kauerte ich mich hin, um den Reiter abzupassen.
    Das Gesetz der universellen Schweinerei schlug natürlich prompt zu, und es fing an zu regnen. Ich zischte wütend und legte meinen Umhang über den Bogen, um ihn gegen die Nässe zu schützen. Der Zustand der Sehne bereitete mir mehr Sorgen als meine eigene Gesundheit oder trockene Kleidung.
    Da die Büsche mir viel von der Sicht nahmen, müsste ich mich zu voller Größe aufrichten, wenn ich einen Schuss abgeben wollte. Andererseits konnte ich mir hier aber sicher sein, dass mich von der Straße aus niemand sah. Der Wind pfiff, das Gras um mich herum raschelte, der Regen nahm zu – und ich dachte die ganze Zeit an Lahen. Irgendwann würde mir das noch den Verstand rauben. Einmal mehr warf ich mir vor, damals nicht auf Shen gehört und nicht versucht zu haben, Lepra zu töten. Vielleicht wäre es mir ja doch gelungen, der Verdammten einen Pfeil in den Hals zu jagen. Es hätte einfach gelingen müssen …
    Dann hörte ich ein Pferd schnauben. Ich richtete mich etwas auf und spähte vorsichtig zur Straße. Sofort vergaß ich den Bogen. Diesen Mann kannte ich. Gut, er hatte sich verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte – dennoch bestand kein Zweifel, wer das war. Ihn zu töten wäre ein kaum wieder gutzumachender Fehler. Zumindest wenn ich auf der Stelle zur Tat schritt.
    Hastig tastete ich den Boden ab, bis ich auf einen Stein von passender Größe stieß, der die Form eines Wachteleis hatte. Aus meiner Tasche zog ich eine lederne Schleuder hervor. Sobald der Reiter die Stelle erreicht hatte, an der ich lauerte, sprang ich auf, ließ die Waffe über dem Kopf kreisen und schleuderte den Stein in seine Richtung.
    Er traf ihn im Nacken. Der Reiter fiel plump aus dem Sattel und landete im Matsch, der hoch aufspritzte. Zu meiner Verwunderung verlor er jedoch nicht das Bewusstsein, sondern rappelte sich sogleich auf alle viere hoch und schüttelte benommen den Kopf.
    Ich stürzte zu ihm.
    Kaum dass er mich bemerkte, huschten blaue Funken über seine Hände. Doch schon in der nächsten Sekunde warf ich mich auf ihn, wir verknäulten uns und rollten im Kampf von der Straße ins Gras. Dort erstarrten wir: Pork – oder genauer gesagt Thia, die sich im Körper des Dorftrottels eingenistet hatte – ließ von allen magischen Mistigkeiten ab, als er – sie! – sah, was ich ihr gegen den Hals presste: den Funkentöter.
    »Willst du mich umbringen?«, fragte Thia durch Porks Mund. Die braunen Augen der Verdammten blickten mich müde an. Angst las ich in ihnen jedoch nicht.
    »Nenn mir nur einen Grund, warum ich das nicht tun sollte«, verlangte ich und drückte ihr das Messer noch fester an die Kehle.
    »Weil ich dir helfen kann, den Mörder von Talki und deiner Frau zu finden«, sagte Thia bloß. »Weil ich dir zu deiner Rache verhelfen kann.«
    »Und warum sollte ich dir glauben?«
    »Weil mein Rachedurst noch viel größer ist als deiner. Nichts will ich mehr, als dieses Dreckstück zu vernichten! Deshalb stehst du vor einer schlichten Wahl: Entweder du schlitzt mir auf der Stelle die Kehle durch oder du nimmst meine Hilfe an. Im letzteren Fall müsstet ihr alle einer Verdammten vertrauen.«
    Ich sah ihr noch einmal in die Augen, löste widerwillig die Hand mit dem Funkentöter von ihrem Hals und stand auf. Sie machte auch jetzt keine Anstalten, mich anzugreifen, sondern betastete lediglich die Stelle an ihrer Haut, an der ein rubinroter Blutstropfen austrat.
    »Du hast eine kluge Entscheidung getroffen, Bogenschütze«, sagte sie.
    »Ich heiße Ness.«

Kapitel
5
    Bis zum Einbruch der Dämmerung blieb nicht mehr als eine halbe Stunde. Die Steppe wirkte mit jeder Minute finsterer und unwirtlicher. Wahrscheinlich wünschte ich mir mittlerweile genauso sehr wie Shen, dass wir diesen Ort endlich hinter uns ließen. Noch

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