Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
anscheinend das Sagen hatte. Er hielt ein grauenvolles Langschwert lässig auf der Schulter.
    »Reisende.«
    »Was hat euch dann ausgerechnet hierher verschlagen?«
    »Wir wollen Futter für unsere Pferde kaufen.«
    Drei der Männer hatten Armbrüste.
    »Wir verkaufen aber nichts. Wir haben nicht mal genug für unsere eigenen Gäule. Was ist in dem Wagen?«
    »Unser Hab und Gut.«
    »Das wollen wir uns mal näher ansehen.«
    Auf sein Zeichen hin stapften die Kerle mit den Armbrüsten auf uns zu. Ich hoffte auf Shen und Typhus und sprang mit bereits gespanntem Bogen vom Kutschbock. Das ließ sie innehalten. Allerdings richteten sich die Armbrüste nun auf mich.
    »Mach keine Dummheiten!«, verlangte der Dreckshund mit dem Schwert. Ich stellte für ihn keine Bedrohung dar. Was sollte ein einziger Bogenschütze gegen eine solche Überzahl schon ausrichten? »Nimm dir lieber ein Beispiel an deinen Freunden. Die verhalten sich friedlich.«
    »Ihr habt das Dorf, wir den Wagen, einigen wir uns doch darauf«, schlug ich vor. »Und nun amüsiert euch ruhig weiter, während wir unseres Weges gehen.«
    »Daraus wird nichts.«
    In diesem Augenblick riss Typhus der Geduldsfaden. Sie schlug auf dieses Pack ein: Indem sie lediglich einmal mit dem Finger schnippte, tötete sie die drei Armbrustschützen und zwei weitere Marodeure. Die Erde bebte, die Pferde wären beinahe durchgegangen, die Männer schrien. Ein paar stürzten davon, die anderen gingen zum Angriff über.
    Ich erledigte einen der Burschen und wollte mir gerade den nächsten vornehmen, als Shen eingriff. Auf die Flüchtenden peitschte Licht ein. Typhus sprang von ihrem Pferd, das sich nicht mehr kontrollieren ließ, und setzte das Werk ihrer Zerstörung fort. Vier Angreifer flohen eilig in die Büsche, doch zwei von ihnen erwischte Rona, die nun ebenfalls nicht länger tatenlos zusah. Die Männer schwankten, eine Reihe von Blitzen lief über sie. Sobald die versengten Körper zu Boden krachten, zerfielen sie zu kleinen Kohlestücken.
    »Zwei sind entkommen!«, schrie ich aus vollem Hals, um das Gedonner zu übertönen.
    Gleichsam als Antwort darauf klangen Schreie aus den Büschen herüber, schließlich knackten die Zweige, und Ghbabakh erschien auf der Bildfläche, in jeder Pranke einen Toten.
    »Ich kwann nicht so schnell laufen. Tut mir leid, dass ich zu spät gwekwommen bin. Das war wirkwalich ein schöner Kwampf.«
    Mhm, zwölf Leichen innerhalb von knapp dreißig Sekunden, das konnte man wohl als einen
schönen Kampf
bezeichnen.
    »Langsam gehen mir die Vorteile auf, die es hat, mit Funkenträgern zu reisen«, bemerkte ich, um überhaupt etwas zu sagen.
    Typhus grinste, aber Rona verzog das Gesicht.
    »Das ist das Gebiet des Turms!«, empörte sie sich. »Diese Scheusale haben nichts anderes verdient!«
    »So gefällst du mir schon wesentlich besser«, schnurrte Typhus.
    »Von den Burschen kwönnten sich noch mehr im Dorf rumtreiben«, sagte Ghbabakh, der die Leichen ablegte, um stattdessen das Langschwert und eine Streitaxt an sich zu nehmen. »Ich seh mich mal um. Hoffentlich leben wenigwastens noch ein paar Bauern.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Wir stapften gemeinsam zum Dorf.

Kapitel
11
    Der Kräuteraufguss war längst erkaltet, aber Gilara hatte ihn immer noch nicht angerührt. In diesen leidvollen Tagen bewegte die alte Leiterin der Schule im Regenbogental immer wieder der Gedanke, was für ein jämmerliches Bild sie bot, wenn sie sich derart an das Leben klammerte, das ihr doch wie Sand durch die Finger rann.
    Keine Medizin würde ihr mehr helfen, das stand für sie außer Frage. Mit etwas Glück blieben ihr noch zwei Monate, danach würde sie der ruinierte Körper unweigerlich im Stich lassen. Dieses Wissen ängstigte sie. Doch nicht einmal sich selbst wollte Gilara eingestehen, dass sie den Tod fürchtete, dass sie nicht sterben, diese Welt nicht verlassen wollte und deshalb Nacht um Nacht Meloth um Gnade anflehte.
    Oder um Kühnheit. Um den Mut, dem sich nahenden Tod ins Auge zu sehen. Meloth indes hüllte sich in Schweigen, sodass sie, Gilara, nach wie vor den Aufguss aus Berg- und Sumpfkräutern trank. Diesen bitteren, süßen, sauren, würzigen und … nutzlosen Kräutern.
    Über eine Stunde saß sie nun schon in dem hohen, nicht sehr bequemen Lehnstuhl, gehüllt in ein dunkelblaues Tuch, und beobachtete, wie die Regentropfen über die Fensterscheibe liefen.
    Als ihr irgendwann die Augen schmerzten, atmete sie scharf durch und schlug die Hände vors

Weitere Kostenlose Bücher