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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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und hob ihn unter peinigenden Schmerzen auf. Für die wilde Bestie, die ihr die halbe Leber zu zerfleischen schien, hatte sie nur ein Stöhnen übrig.
    Mit einem Mal hörte sie in ihrem Rücken das Geräusch langsamer, aber fester Schritte. Als sie sich umdrehte, sah sie eine Frau vor sich. Die eine Maske aus Grohaner Silber trug …
    Doch die Verdammte Blatter würdigte sie keines Blickes. Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit galt dem Kampfplatz.
    »Recht beeindruckend«, erklärte sie mit klarer und voller Stimme. »Wer hätte ahnen können, dass es im Turm noch ein paar begabte Köpfe gibt? Unterwirf dich, und du bleibst am Leben.«
    Darauf wäre Gilara beinahe in Lachen ausgebrochen. Nicht einmal Blatter stand es zu Gebote, ihr das Leben zu schenken, ja, selbst Lepra dürfte sich an ihrer Krankheit die Zähne ausbeißen.
    In diesem Augenblick begriff sie, dass sie den Tod nicht länger fürchtete. Ihr Funken loderte auf, ein Kampfzauber löste sich von ihren Fingern.
    Sie wusste genau: Nach diesem Duell würden sie niemals wieder Schmerzen peinigen.

Kapitel
12
    »Früher, noch vor der Geburt des Skulptors, wurden die Schreitenden in Korunn ausgebildet. Cavalar mochte die Hauptstadt jedoch nicht, auch die Gesellschaft des Imperators mied er lieber, was auch immer eure historischen Quellen da behaupten mögen. Deshalb hat der legendäre Zauberer – mit
legendär
meine ich selbstverständlich: wie ihr ihn in euren Legenden darstellt«, erklärte Typhus mit erhobenem Zeigefinger, »diese Stadt so weit wie möglich hinter sich gelassen. Doch auch Alsgara schien ihm nicht der rechte Ort, seine neue Schule aufzubauen. Erst ein malerisches Tal in nicht allzu großer Entfernung vom Vorgebirge der Katuger Berge bezauberte ihn. Ein wunderbareres Fleckchen Erde wird man schwerlich finden. Sonne durchflutete es, allenthalben leuchtete grünes Gras, ergossen sich Wasserfälle. Und überall gab es Regenbögen. Daraufhin machte er sich an den Bau der Schule. Doch dann setzte der Winter ein …«
    Typhus ritt neben dem Wagen und sah immer mal wieder zu den Hügeln hinüber, die sich rechter Hand an der Straße dahinzogen. Der Himmel war heute erstaunlich klar, die Stimmung der Verdammten hatte sich gebessert, weshalb sie in einem fort plapperte.
    »Und von einem Tag auf den anderen, eben mit Einbruch des Winters, war das hier dann kein bezaubernder Ort mehr. Der Skulptor gab seinen Plan dennoch nicht auf, war er doch ein ausgesprochen hartschädliger Mann. Darin gleichst du ihm schon jetzt, Shen. Unverdrossen baute er weiter an seiner Schule. Auf dass sich alle nachfolgenden Generationen sommers an der wunderschönen Natur ergötzen, winters mit den Zähnen klappern und das ganze Frühjahr über auf wärmeres Wetter warten.«
    Gegen ihren Willen mussten Shen und Rona grinsen.
    »So wie du es schilderst, ist das Regenbogental im Sommer offenbar wirklich sehr hübsch«, sagte ich.
    »O ja. Und das ganze Jahr – weil hier der Funke entfacht wird, gewöhnliche Menschen in außergewöhnliche verwandelt werden.«
    »Dir scheint diese Verwandlung allerdings nicht gerade gut bekommen zu sein.«
    »Der Skulptor hat einen großen Teil all der Bauten geschaffen, die bis heute genutzt werden«, fuhr sie fort, ohne mir meine spitze Bemerkung zu verübeln. »Den Rest haben dann seine Schüler vollbracht.«
    »Wie groß ist diese Schule denn?«
    »So groß, dass man sich mühelos in ihr verirren kann. Aus der Luft betrachtet, gleicht sie einer riesigen Raute. Ihr Inneres ist übrigens noch größer. Ich weiß nicht, ob du dir das überhaupt vorstellen kannst.«
    »Das kann ich durchaus«, sagte ich in Erinnerung an den Turm in Alsgara. »Aber warum musste der Skulptor eine derart gewaltige Anlage bauen? Es gibt doch gar nicht so viele Funkenträger.«
    »Heute nicht mehr, aber damals schon. Heute ist die Magie insgesamt im Niedergang begriffen, wohingegen sie in der Vergangenheit eine nie versiegende Quelle darstellte. Doch bereits zu meiner Zeit stand die Hälfte der Säle und Galerien leer. Einige Räumlichkeiten hat monatelang niemand betreten. Heutzutage dürfte es noch schlimmer sein. Vermutlich wird lediglich eine kleine Schar dummer Hühner durch wenige, kaum beheizte Säle watscheln. Verzeih mir, Rona, ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte sie, doch in ihrer Stimme schwang nicht das geringste Mitgefühl mit.
    Rona würdigte sie keines Blickes.
    »In seinen letzten Lebensjahren war der Skulptor zu der Ansicht gelangt, er müsse das

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