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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Alle anderen bevorzugen aber die südliche Straße.«
    »Warum gibt es die hier dann überhaupt noch?«
    »Für die Boten. Diese Straße führt geradewegs in die Berge. Dort beginnen dann die Pfade. Das ist der kürzeste Weg nach Loska.«
    Typhus wendete ihr Pferd und kam auf uns zugeritten.
    »Willst du vielleicht reiten, Rona?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Typhus sprang im Ritt von ihrem Pferd auf den Kutschbock: »Dann fahre ich mit euch.«
    »Ich hab’s mir gerade anders überlegt«, presste Rona hervor. »Ich will doch reiten.«
    Ich zügelte die Pferde, damit Rona auf Typhus’ Tier aufsteigen konnte.
    »Wir müssen etwas besprechen«, teilte Typhus mir mit, nachdem sie einen Blick auf Yumi geworfen hatte und Rona zu Shen geritten war.
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »In ein paar Minuten erreichen wir das Regenbogental. Was machen wir dann mit dem Heiler?«
    Schicksalsergeben schnalzte ich mit der Zunge.
    »Was bitte soll das heißen?«, knurrte Typhus.
    »Das soll heißen, dass wir nichts mit ihm machen«, log ich, obwohl ich bereits mehrmals mit dem Gedanken gespielt hatte, Shen eins über den Schädel zu ziehen und ihn zu fesseln. »Woher rührt bloß deine Sorge um den Jungen?«
    »Er ist immerhin mein Schüler.«
    »Lass dir eine bessere Antwort einfallen«, antwortete ich gelangweilt. »Die kauf ich dir nämlich nicht ab.«
    »Und ich kaufe dir nicht ab, dass dich sein Schicksal nicht im Geringsten schert!«, fauchte sie. »Was glaubst du denn, was mit ihm geschieht, wenn er den Schreitenden in die Hände fällt?!«
    »Das ist er bereits«, sagte ich und nickte zu Rona hinüber. »Deine Fürsorge kommt also zu spät. Außerdem ist er selbst ein Schreitender. Und so dumm, wie du offenbar annimmst, ist er auch wieder nicht. Shen wird seinen dunklen Funken nicht einsetzen. Dazu wird er sich nicht hinreißen lassen.«
    »Ihr seid beide Narren«, erklärte Typhus freiheraus, »wenn ihr sehenden Auges in einen Bienenstock greift. Soll euch doch das Reich der Tiefe holen! Ich werde jedenfalls hierbleiben und auf eure Rückkehr warten.«
    »Daraus wird aber nichts.«
    »Ich habe dich nicht um deine Erlaubnis gefragt.«
    »Trotzdem verbiete ich es dir.«
    »Ach ja? Und wie willst du mich zwingen, dich zu begleiten? Dürfte ich das vielleicht erfahren?«
    »Ganz einfach«, antwortete ich, holte die Kette aus meiner Tasche und ließ sie vor ihren Augen baumeln.
    »Ja, und?«
    »Lass mich wiederholen, was du ohnehin weißt: In Lepras Anwesen fanden sich die Leichen von einer Schreitenden und zwei Glimmenden. Dir ist bekannt, was es mit dieser Kette auf sich hat. Die Spuren kamen aus dem Regenbogental. Jemand von denen muss also wissen, was auf diesem Anwesen geschehen ist. Es ist meine feste Absicht, die Wahrheit in Erfahrung zu bringen – und zwar noch heute. Wenn ich mich nicht irre, hast du mir deine Hilfe angeboten. Ja, das ist sogar der einzige Grund, warum wir dich überhaupt mitgenommen haben.«
    »Das alles ist ja schön und gut, aber leider vergisst du, dass wir es mit mehr als zwei oder drei Schreitenden zu tun bekommen. Wie wollen wir da diejenige finden, die uns Auskunft geben kann?!«
    »Indem wir die Leiterin fragen.«
    »Und wenn die sich weigert, auf unsere Fragen zu antworten?«
    »Du bist doch eine Verdammte, oder?«
    Ihr Blick spiegelte Unglauben wider. Meine kindische Idee, mit ihrer Hilfe Druck auf die Leiterin auszuüben, gefiel ihr überhaupt nicht. Was ich im Grunde sogar verstehen konnte.
    »Hör mal, es gibt noch eine andere Möglichkeit«, bemerkte sie. »Oh! Bei allen Sternen Haras!«
    Wir hatten den Hügel inzwischen hinter uns gelassen, vor uns lag das Regenbogental.
    Obwohl wir in den letzten Tagen ausschließlich an fast kahlen Bäumen vorbeigekommen waren, prunkte das Tal mit seinem Blattwerk. Alles loderte in einer grellen Farbenpracht. Roter Ahorn und goldene Kastanien zogen sich die sanften Hänge hinauf, um den acht Wasserfällen und der Straße fünfzig Yard vor uns Schatten zu spenden.
    Über den in ihrem Herbstkleid schlafenden Bäumen ragten die Türme auf, die an Nadeln erinnerten und im Sonnenschein in allen Farben des Regenbogens schillerten, als seien sie mit der Haut eines Drachen bespannt oder mit Hunderten von Schuppen aus Perlmutt besetzt. Sie schienen aus einem Material geschaffen, das nicht von dieser Welt sein konnte, so vollendet und luftig wirkte es. Kein Bauwerk, das ich bislang in meinem Leben gesehen hatte, konnte sich mit der Schönheit dieser Türme

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