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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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messen. Selbst der Turm in Alsgara und die alten Tempel der Spitzohren im Sandoner Wald hielten nicht mit ihnen mit. Auch wenn die anderen behauptet hatten, der Koloss in Korunn sei noch schöner und prachtvoller als die Schule der Schreitenden – meine Vorstellungskraft überstieg das.
    Mir blieben jedoch nur wenige Sekunden, um mich an dem Anblick dieser Wunder zu weiden. Dann nämlich entdeckte ich das, was Typhus ihren Ausruf entlockt hatte: Zwei der Türme waren zerstört. Vom ersten ragte nur noch ein Stumpf auf, der kaum hinter den Bäumen hervorlugte, aus dem zweiten stieg Qualm auf, und der obere Wehrgang stand in Flammen. Kohlschwarzer Rauch verrußte den hohen blauen Himmel.
    Sofort fiel mir mein Traum von Garrett ein. Wie sich gerade zeigte, musste er prophetisch gewesen sein.
    »He!«, schrie Typhus. »Bleibt stehen, ihr Narren!«
    Ich riss mich vom Anblick des brennenden Turms los und sah, wie Shen sein Pferd antrieb, um Rona einzuholen, die bereits in Richtung Tal sprengte. Schon in der nächsten Sekunde waren beide hinter den Bäumen verschwunden.
    »Hol sie doch das Reich der Tiefe!«, fluchte Typhus, entriss mir die Zügel und peitschte auf die Pferde ein.

Kapitel
13
    Die Pfützen, die der gestrige Regen hinterlassen hatte, wiesen an ihren Rändern bereits eine Eiskruste auf. In ihnen spiegelte sich der Himmel. Die Stille setzte uns nicht schlechter zu, als es ein paar wild gewordene Untote getan hätten. Selbst die Luft schien ob der Gefahr zu klirren. Yumis Nackenfell hatte sich gesträubt, und er hielt sein beinernes Blasrohr bereit. Ghbabakh hatte sich mit einer Streitaxt bewaffnet, die sich in seinen Pranken wie ein Spielzeug ausnahm.
    »Wir können darauf verzichten, uns zu verstecken. Vermutlich hat man uns eh längst entdeckt«, erklärte Typhus und sprang vom Kutschbock, den Blick fest auf den brennenden Turm gerichtet. »Bleibt in meiner Nähe.«
    Uns gegenüber befand sich ein Springbrunnen, der nicht sprudelte. Vor einem alten Gebäude standen zwei abgehetzte Pferde. Als in den Zweigen der Bäume ein Rabe krächzte, fuhren wir alle zusammen, sogar Ghbabakh, und sahen uns um.
    »Das war bloß ein Vogwel«, stieß der Blasge aus. Sein giftiger Kamm leuchtete purpurrot.
    »Schon möglich«, erwiderte Typhus in einem Ton, der ihren Zweifel deutlich zum Ausdruck brachte.
    Yumi war bereits am Eingang des Hauses und schnupperte vorsichtig.
    »Aus, du Hund!«
    »Er sagwat, dass sie hier reingwegwangwen sind.«
    »Was denn sonst?«, murmelte Typhus und warf einen zornigen Blick auf die Pferde, als trügen die Tiere die Schuld an dem, was geschehen war. »Einer unserer beiden Hitzköpfe hat die Tür eingeschlagen.«
    »Wo sind wir hier eigentlich?«
    »Zu unserem Glück hat das Mädchen während ihres wilden Ritts nicht völlig den Verstand verloren«, spie Typhus aus. »Wir befinden uns hier im ältesten Teil des Regenbogentals. Wenn wir der Straße folgen, erreichen wir in zehn Minuten das Südtor. Diese Gebäude wurden übrigens schon zu meiner Jugend nicht mehr genutzt, vielleicht begegnen wir also niemandem. Die Teile, in denen heutzutage die Ausbildung absolviert wird, liegen auf der anderen Seite.«
    »Soll das heißen, du bist noch nie hier gewesen?«, fragte ich, während ich den Bogen spannte, obwohl er mir in dem Haus wohl keine große Hilfe sein würde.
    »Richtig. Die Schule hat derart viele Häuser, Gänge und Türme, dass sich sogar Meloth in ihnen verlaufen würde. Wahrscheinlich hat sich hier nur der Skulptor selbst mühelos zurechtgefunden. Abgesehen davon habe ich fünfhundert Jahre keinen Fuß ins Regenbogental gesetzt.«
    »Ich hege übrigens nicht gerade den dringenden Wunsch, mich in dieser Schule zu verlaufen.«
    »Das wirst du schon nicht«, versprach Typhus. »Ich bin ja bei dir. Weitaus schwieriger dürfte es werden, unsere beiden Schlauköpfe aufzuspüren. Die können sonst wo stecken.«
    »Aus, du Hund!«, fiepte Yumi.
    »Er wird sie finden«, übersetzte Ghbabakh für uns. »Er hat nämlich eine gwute Nase.«
    »Seid jetzt leise«, schärfte Typhus uns ein und überließ dem Waiya den Vortritt.
    In der großen, von Staub durchwirbelten Eingangshalle führten drei Treppen zu vollkommen gleich aussehenden Gängen hinauf.
    »Aus, du Hund«, entschied unser Spurenriecher, huschte zielsicher auf die Treppe vor uns zu, erklomm flink die Karneolstufen und schlich dann unter unablässigem Geschnuppere an den Wänden entlang.
    Ihm auf dem Fuß folgte Typhus, dann kam ich.

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