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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Landratte wäre beeindruckt, dachte er, denn diese kleine Gruppe bot unter den langsam kreisenden Laternen ein prächtiges Bild.
    Francis Inch, dessen langes Gesicht weder Angst noch Sorge verriet, war der Dienstälteste. Keen, der einzige andere Vollkapitän, wirkte gespannt, als er seine Kameraden musterte. Er schien in Gedanken noch immer bei Zenoria, wirkte aber erleichtert. Auch Bolitho hatte inzwischen von der günstigen Wendung erfahren: Eine junge Jamaikanerin auf
Helicon,
die als Dienstmädchen mit einer Offiziersfrau gereist war, wollte nicht mit ihrer Herrin an Land. Sie schien eine angemessene Gefährtin für Zenoria Carwithen. Das würde zwar dem Klatsch noch kein Ende setzen, ihn aber um die Hälfte verringern.
    Philip Montresor von der
Dispatch,
ein junger, eifriger Mann, ließ sich von der einsamen Epaulette auf seiner rechten Schulter nicht im geringsten entmutigen. Tobias Houston von der
Icarus
sah zu alt aus für seinen Rang, aber er war auf Umwegen über die Ostindische Handelskompanie und später den Zoll dazu gekommen. Er hatte ein rundes braunes Gesicht, das an eine verwitterte Nuß erinnerte, und einen Mund, so schmal wie ein Schlitz.
    Commander Marcus Quarrell sagte gerade etwas zu Lapish, der vor ihm die Brigg
Rapid
befehligt hatte. Quarrell war ein lebhafter, freundlicher Mann von der Isle of Man, doch sein Humor blieb bei Lapish, der noch immer in Schwermut versunken war, wirkungslos.
    Auch Leutnant Hallowes vom Kutter
Suprème
war anwesend, und das zu Recht, denn der Funktion nach war er ebenso Kommandant wie alle anderen.
    Ein zusammengewürfelter Haufen, dachte Bolitho. So mußte es bei der ganzen Flotte zugehen, weil die Seelords versuchten, nun eilends Schiffe und Männer für den neuen Krieg aufzutreiben, den jeder Schwachkopf hätte voraussehen können.
    Er studierte ihre erwartungsvollen Gesichter, den zuversichtlichen Ton ihrer Stimmen.
    »Gentlemen«, begann er, »ich beabsichtige, so bald wie möglich wieder Segel zu setzen. In seinen Depeschen hat mich der Gouverneur davon in Kenntnis gesetzt, daß jeden Augenblick ein Ostindienfahrer hier eintreffen wird, der danach weiter ums Kap der Guten Hoffnung segelt. Mit seinen schweren Geschützen und seiner ausgebildeten Mannschaft würde er den beiden Sträflingsschiffen ausreichend Geleitschutz bieten können. Ich bin sicher, daß der Gouverneur den Kapitän zu dieser Geste überreden kann.«
    Alle lachten. Die Ostindische Kompanie war dafür bekannt, daß sie sich bei ihren raschen Überfahrten ungern aufhalten ließ.
    Bolitho verbarg seine Erleichterung. Er hatte befürchtet, der Gouverneur würde ihm eins seiner Schiffe für diese Aufgabe abverlangen; dabei war das Geschwader ohnehin schon zu klein.
    Er fuhr fort: »Die Lage ist hier anders als bei der Blockade von Brest und den Biskayahäfen. Dort haben es unsere Einheiten zwar schwer, aber sie können wenigstens abgelöst und zur Reparatur oder Proviantaufnahme zurück nach England geschickt werden. Im Mittelmeer dagegen gibt es keine Ablösung. Hauptgrund zur Sorge ist uns Toulon; zur Überwachung des Feindes und Enthüllung seiner Absichten ist stete Wachsamkeit vonnöten. Woher aber bekommen wir Proviant und, wichtiger noch, unser Trinkwasser? Gibraltar ist achthundert Meilen von Toulon entfernt, und Malta liegt auch nicht näher. Ein von Malta ausgesandtes Schiff mag seinem Admiral über zwei Monate lang fehlen.« Er lächelte schief. »Das ist vielleicht angenehm für den Kommandanten –«, er sah sie grinsen, »– aber der Feind kann sich mittlerweile davongemacht haben. Ich bezweifle nicht, daß Vizeadmiral Nelson bereits eine Lösung gefunden hat. Andernfalls beabsichtige ich, unabhängig zu handeln.« Er konnte sehen, daß besonders die Kommandanten der Zweidecker über seine Worte nachdachten. Jeder hatte nur für neunzig Tage Trinkwasser an Bord, und auch das nur bei gekürzten Rationen. Vor allem mußten sie nach Gibraltars Ausfall nun ihre Wasserversorgung sichern.
    »Das Geschütz- und Segelexerzieren soll trotzdem ununterbrochen weitergehen. Das macht unsere Mannschaften besser und hält sie beschäftigt.«
    Es roch nach Essen. Bolitho nahm an, daß Ozzard mit dem Dinner wartete.
    »Wir reden später weiter«, sagte er. »Hat jemand Fragen?« Montresor erhob sich. Wie Keen hatte er blondes Haar und die frische Gesichtsfarbe eines Schuljungen.
    »Sollen wir die Franzosen vor Toulon und den anderen Häfen blockieren, Sir Richard?« fragte er.
    »Nicht nur das«

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