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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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werden wir auch noch erfahren, wo dieses Segel steht?«
    Der Junge wurde rot. »Tut mir leid, Sir Richard – im Südosten.«
    »Mein Kompliment an den Ersten Offizier, und ich komme gleich an Deck.« Keen schien noch immer nur mit halbem Herzen bei der Sache.
    »Signal an
Rapid:
Sie soll erkunden«, sagte Bolitho. »Mag sein, daß wir etwas von den Franzosen hören.«
    Keens Augen wurden klar. »Aye, Sir.« Dann war er verschwunden.
    Doch was sie hörten, war ernster als erwartet.
    Als das andere Schiff sich näherte, wurde es bald als die
Barracouta
identifiziert. Bolitho nahm sich ein Fernrohr und trat zu Keen an die Querreling, wo er zusah, wie Lapish sich nach Luv kämpfte, um näher an das Geschwader heranzukommen.
    Auf den Rahen arbeiteten Männer, mehrere Segel trugen Flicken. Unter Bolithos Augen wurde Ersatztauwerk nach oben gehievt, und die Reparaturen wurden selbst beim Wenden nicht unterbrochen.
    »Sie war im Gefecht.« Keen nickte seinem Ersten Offizier zu. »Klar zum Beidrehen.«
    Bolithos Miene blieb ausdruckslos, aber die Männer auf dem Achterdeck starrten ihn erschreckt an. Es ging also schon los. Mit der trügerischen Ruhe war es vorbei.
    »Sie haben recht, Val. Kapitän Lapish soll sofort an Bord kommen.«
    Eine Stunde später saß Lapish in Bolithos Kajüte. Er schien gealtert zu sein, seit er das Geschwader verlassen hatte, um Depeschen nach Gibraltar zu bringen.
    »Ich sichtete in Küstennähe einen Schoner und wollte ihn überprüfen.« Lapish nahm dankbar von Ozzard einen Becher Wein entgegen. »Aber ehe ich mich's versah, kamen zwei französische Fregatten vorm Wind um die Landzunge.«
    Bolitho sah Verzweiflung und Kummer im Gesicht des jungen Kommandanten. Der Schoner war nur ein Köder gewesen, und die beiden Feindschiffe hatten Lapish fast auf eine Leeküste getrieben.
    »Ich sehe mir Ihren Bericht später an.« Bolitho musterte ihn streng. »Haben Sie Leute verloren?«
    Lapish nickte, seine Augen waren stumpf. »Zwei, Sir.« Dabei hatte er recht daran getan, vor den Angreifern zu fliehen; angesichts der schnelleren und besser bewaffneten Übermacht blieb ihm keine andere Wahl.
    Aber hätte auch ich so gehandelt! Bolitho schaute ihn an.
    »Und wie sieht es in Gibraltar aus?« Lapish riß sich zusammen.
    »Gibraltar ist geschlossen, Sir«, sagte er. Er legte einen dicken Umschlag auf den Tisch und fügte hinzu: »Wege n Fieber. Die halbe Garnison ist erkrankt.«
    Bolitho schritt durch die Kajüte und wieder zurück. Gibraltar war für seine Fieberausbrüche berüchtigt, aber mußte das ausgerechnet jetzt passieren?
    »Es gibt keinen tödlicheren Feind.« Er schaute Keen an.
    »Wir werden also vor der Küste ankern müssen, bis wir Näheres erfahren.« Zu Lapish sagte er: »Sie kehren zurück auf Ihr Schiff.« Gern hätte er seinen Schmerz geteilt, ihm sein Mitgefühl ausgesprochen, aber die Lektion mußte wirken. Also sagte er scharf: »Sie können von Glück reden, daß Sie überhaupt noch eins haben.«
    Keen begleitete den geknickten Lapish zur Reling.
    Fieber … Bolitho schauerte. Allein schon das Wort rief den Alptraum zurück, dem er beinahe erlegen wäre. Er schüttelte sich und versuchte zu erwägen, in welchem Ausmaß ihre Pläne von der Nachricht betroffen wurden. Da ihnen Gibraltar nun verschlossen war, lag die Entscheidung über Zenorias Schicksal allein bei ihm.
    Er lächelte grimmig. Nun war er kein unbeteiligter Zuschauer mehr.

Der Köder
    Unter dem Donner des verhallenden Saluts drehte das kleine Geschwader in den Wind, und die Schiffe gingen nacheinander vor Anker.
    Bolitho stand an den Finknetzen und sah die Erleichterung in Keens Gesicht. Obwohl auf allen Schiffen so viele Neulinge waren, hatte das Manöver ordentlich geklappt.
    Er wandte sich um und sah zu dem mächtigen Felsen von Gibraltar auf. In der Vergangenheit war er immer ein Zufluchtsort, ein sicherer Ankerplatz gewesen; nun wirkte er bedrohlich.
    Es lagen nur wenige Kriegsschiffe da, alle in der Nähe des zweiten Sträflingstransporters
Philomela
und einiger einheimischer Schiffe. Mehrere Wachboote kreuzten dazwischen. Bolitho sah, daß sie Seesoldaten an Bord hatten und mit mindestens einer Drehbasse bestückt waren. So ernst war die Lage also.
    »Wir rufen heute die Kommandanten zusammen, Val.«
    Er sah, wie Keen sein Fernrohr auf ein Boot richtete, das aufs Flaggschiff zuhielt. »Aye, Sir. Ich glaube, wir bekommen Besuch.«
    Das Boot stoppte, die Riemen hielten das Wasser, während die Mannschaft den

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