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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Verwundete stöhnen und schluchzen. Wie sollte ihnen ohne Schiffsarzt geholfen werden?
    In der Ferne klatschten Ruder ins Wasser – es war also noch ein weiteres Boot dagewesen, vielleicht sogar mehrere. Ohne Sheaffes Warnung hätten die Franzosen den Kutter überrannt.
    Suprèmes
Leute brachen immer wieder in Hochrufe aus.
    Bolitho spürte, wie der Schmerz zurückkehrte, und hätte gern den Kopf in den Händen vergraben. Aber er ahnte, daß Stayt ihn beobachtete.
    »Holen Sie bitte Leutnant Hallowes.« Er unterdrückte ein schmerzliches Aufstöhnen. »Wo ist Bankart?«
    »Irgendwo«, erwiderte Stayt beiläufig. Mehr sagte er nicht. Hallowes trat vor Bolitho hin. »Hier bin ich, Sir.«
    Bolitho tastete nach seiner Schulter. »Das war tapfer.«
    »Ohne meine Männer…« sagte Hallowes heiser.
    Bolitho schüttelte ihn sanft. »Die Männer waren tapfer, weil sie Achtung vor Ihnen haben. Sie haben sie geführt, die Mannschaft folgte nur, wie sie es gelernt hat.«
    Hallowes schwieg, und Bolitho wußte warum. Er lernte den Stolz und die Pein eines Befehlshabers kennen.
    »Die Franzosen kommen bestimmt zurück«, sagte Hallowes.
    »Heute nacht nicht mehr. Dank Sheaffe waren ihre Verluste zu hoch.«
    Hallowes' Stimme klang, als grinse er. »Mit Verlaub, Sir, es war
Ihre
Idee.«
    Bolitho schüttelte ihn an der Schulter, schien Körperkontakt zu brauchen. Ohne ihn fühlte er sich völlig abgeschnitten. »Rufen Sie ihn längsseits. Kann sein, daß wir dieses Boot brauchen.«
    Stayt kehrte zurück und half Bolitho, sich sitzend gegen einen Niedergang zu lehnen. Alles redete durcheinander, Freunde suchten einander, andere saßen schweigend da und dachten an einen Kameraden, der gefallen oder schwer verwundet war.
    Bolitho wußte, daß sie der Fregatte am nächsten Tag nicht würden standhalten können. Nachdem sie so blutig zurückgeschlagen worden waren, würden die Franzosen nun auf Rache aus sein und kein Pardon geben. Er spürte die anderen Offiziere in seiner Nähe. Was würde Hallowes tun?
    »Was raten Sie, Sir?« fragte er.
    Bolitho hielt sich die Hand vor die Augen, haßte den Anblick, den er bieten mußte.
    »Wir müssen einen Ausbruchversuch wagen.«
    Hallowes schien erleichtert. »Das wollte ich selbst vorschlagen, Sir.«
    Seltsamerweise hatte Bolitho während dieses kurzen, heftigen Gefechts, bei dem er noch nicht einmal Zuschauer gewesen war, völlig die Orientierung verloren. Der Landvorsprung, das Kliff am anderen Ende der Bucht, die Felsenriffe – wo lagen sie?
    »Mr. Okes…«
    Okes rülpste, und Bolitho roch Rum. Der Mann hatte sich einen wohlverdienten Schluck genehmigt, wie Allday es nennen würde. Der Gedanke erinnerte ihn an Bankart. Wo war er geblieben? Inzwischen befand er sich wieder in der Nähe; er hatte seine Stimme mehrere Male gehört. Hatte er sich aus Feigheit verkrochen? Im Gefecht hatte jeder Angst. Er dachte an Allday und versuchte den Vorfall wie etwas Schmutziges zu verdrängen.
    Okes schwatzte weiter. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, lasse ich jetzt das zweite Boot holen. Wir könnten
Suprème
klarwarpen. Der Wind hat etwas rückgedreht, wenn auch nur wenig, aber unser Prachtstück braucht ja nicht viel.«
    »Danke, Mr. Okes«, sagt e Hallowes. »Bitte kümmern Sie sich darum.«
    Okes ging davon, und Bolitho konnte sich seine dicken Beine in den weißen Strümpfen vorstellen. »Dieser Mann ist Gold wert«, bemerkte er.
    »Die anderen sind fort, Sir«, sagte Stayt.
    Bolitho lehnte sich zurück und versuchte den Schmerz zu ignorieren, an etwas zu denken, das ihn ablenkte. Aber es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Schmerz wurde eher schlimmer, und Stayt merkte das. Er fragte leise: »Sollen wir mit den Franzosen verhandeln, Sir? Vielleicht kann ihr Schiffsarzt Ihnen helfen.«
    Bolitho schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich mußte das erwähnen, Sir.« Stayt stand auf und lehnte sich ans Schanzkleid. »Vergeben Sie mir.«
    Er dachte an Bolithos fanatische Entschlossenheit. Wenn der Mann nur schlafen und seinen Schmerzen entgehen könnte!
    »Die beiden Boote kommen, Sir!« rief jemand.
    Bolitho rührte sich und verlangte nach Stayts Hand. »Helfen Sie mir auf!«
    Stayt seufzte. Vielleicht hielt Bolitho mit dieser Kraft nicht nur sich, sondern auch die ganze Mannschaft zusammen.
    Es war etwas Unwirkliches an der Art, wie die erschöpfte Mannschaft der
Suprème
sich anschickte, den Anker zu lichten. Bolitho blieb am Niedergang und versuchte, sich das Deck des Kutters vorzustellen. Unterhalb des

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