Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
und als er zu Bolithos Sessel hinüber schaute, fragte er sich, ob er für immer leer bleiben würde.
    Bolitho saß auf einer niedrigen Koje in der winzigen Achterkajüte der
Suprème.
Unter Deck war es noch erstickend heiß, aber er wußte, daß es draußen Abend sein mußte.
    Jemand zwängte sich durch die Tür und sagte: »Es wird dunkel, Sir.« Bolithos Hände verkrampften sich. Es war Hallowes, der bedrückt und entmutigt schien und offenbar gar nicht merkte, was er da gesagt hatte.
    Bolitho berührte den feuchten Augenverband. Vielleicht mußte er jetzt immer im Dunkeln leben? Wieso eigentlich diese plötzliche Angst? Mit so etwas hätte er doch rechnen müssen. Bei Gott, er hatte viele gute Männer fallen sehen.
    »Berichten Sie!« befahl er, um sein Selbstmitleid zu unterdrücken.
    Während des Nachmittags hatte Hallowes versucht, eines der treibenden Boote zu bergen. Ein Matrose hatte sich erboten, zu ihm hin zu schwimmen. Der Mann hatte gerade zwanzig Meter zurückgelegt, als ihn eine einzelne Musketenkugel von Land her traf. Er warf die Arme hoch und versank in einem rosa Wirbel.
    Der französische Landungstrupp mußte also noch an Ort und Stelle sein, den Kutter beobachten und daraufwarten, daß er von seinem eigenen Schiff abgeholt wurde.
    »Ich habe alle Kanonen mit Kartätschen und Schrapnell laden lassen«, erklärte Hallowes gepreßt. »Wenn diese Teufel in unsere Nähe kommen, erwartet sie ein Eisenhagel.«
    Bolitho entließ Hallowes und sank zurück an die gewölbte Bordwand. Das Schreien und Stöhnen draußen war so gut wie verstummt. Sieben Mann waren bei dem kurzen Angriff ums Leben gekommen. Einer, der kleine Duncannon, war in Bolithos Schoß gestorben.
    »Wo ist mein Flaggleutnant?« sagte Bolitho. »Ich möchte an Deck.«
    »Hier, Sir.« Er hatte Stayts Anwesenheit nicht bemerkt, und diese Hilflosigkeit versetzte ihn jäh in Zorn. Die Männer hatten sich alle auf ihn verlassen; nun verloren sie so rasch den Mut, daß ihnen am Ende der Kampfgeist fehlen würde, ganz gleich, was der Kommandant tat.
    »Hallowes soll weitere Schwimmer ausschicken«, befahl er. »Mit den Booten könnten wir
Suprème
dichter an den Landvorsprung verholen. Dort ist der Grund felsig, das hält uns diese verdammte Fregatte vom Leib.«
    »Aye, Sir. Ich werde mich sofort darum kümmern.«
    Bolitho erhob sich vorsichtig, um nicht mit dem Kopf an die Decksbalken zu stoßen. Bei jeder Bewegung kehrte der Schmerz in seinen Augen zurück und brannte wie Feuer.
    Er nahm Stayts Arm und spürte dabei dessen Pistole.
    Die Fregatte wollte offenbar bis zum Einbruch der Nacht abwarten. Es bestand auch kein Grund zur Eile, solange die Franzosen nicht wußten, daß ein englischer Admiral praktisch in ihren Händen war. Bolitho verzog schmerzlich das Gesicht. Ein nutzloser, hilfloser Admiral.
    An Deck war es schwül, obwohl eine stetige Brise kleine Wellen wie Katzenpfoten gegen den Rumpf tappen ließ.
    Stayt flüsterte: »Er hat alle angewiesen, hinterm Schanzkleid in Deckung zu bleiben. Sie scheinen bewaffnet zu sein.«
    »Gut.« Bolitho bewegte suchend den Kopf. Er konnte das Land riechen, es sich vorstellen. Was für ein gottverlassener Platz zum Sterben, dachte er, für den jungen Midshipman, den Ausguckposten auf dem Hügel und die anderen, die er nicht einmal gekannt hatte. »Wo ist mein Bootsführer?«
    Bankart stand direkt hinter ihm. »Zur Stelle, Sir.«
    Wenn doch nur Allday hier gewesen wäre! Bolitho hob die Hände zu den verbundenen Augen. Nein, Allday hatte genug geleistet und gelitten.
    Hallowes sagte gedämpft: »Die Schwimmer sind bereit, Sir.«
    Sheaffes Stimme klang sehr nahe. »Ich bin dabei, Sir. Schwimmen habe ich schon als Kind gelernt.«
    Bolitho streckte die Hand aus. »Passen Sie auf: Wenn Sie ein Boot erreichen, ganz gleich ob allein oder mit Ihren Kameraden, bleiben Sie dort. Werfen Sie den Draggen aus, es ist seicht genug. Wer schwimmt mit Ihnen?«
    Der Matrose hieß Moore und stammte der Aussprache nach aus Kent. Wie Thomas Herrick, dachte Bolitho verzweifelt.
    »Bleiben Sie jedenfalls zusammen.«
    Bolitho hätte sich am liebsten den Verband vom Gesicht gerissen. Es war ein Alptraum. Er unterdrückte ein Aufstöhnen, als der Schmerz erneut durch seine Augen zuckte.
    »Was können Sie sehen?« Er trat zum Schanzkleid und schürfte sich dabei an einer Geschützlafette das Knie auf.
    Stayt berührte ihn an der linken Schulter. »In dieser Richtung liegt der Landvorsprung, Sir. Wenn Sie sich langsam nach

Weitere Kostenlose Bücher