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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Scheiben Schweinefleisch, in Zwiebackskrumen goldbraun gebacken. Das Brot würde steinhart sein, aber Ozzard war es wenigstens gelungen, den Schimmel fernzuhalten. Der schwarze Sirup, den Bolitho so gern aß, würde den muffigen Geschmack überdecken.
    Er dachte an Frühstück in Falmouth und Belindas Verwunderung über seinen Appetit. Du haust rein wie ein Schuljunge, hatte sie gesagt. Was hielte sie wohl von dieser Mahlzeit? Und die Mannschaft aß noch hundertmal schlechter.
    Er schaute zum offenen Skylight, als Stimmen herüberwehten. Dann stampften Füße durch den Korridor, und Keen betrat die Kajüte.
    »Bedaure, Sie stören zu müssen, Sir. Aber
Rapid
ist in Sicht und hat Nachrichten.«
    Bolitho stieß den Teller beiseite und bestrich das altbackene Brot dick mit Sirup.
    »Berichten Sie.«
    »Sie hat ein Schiff gestellt und geentert, mehr weiß ich noch nicht. Aber
Rapid
unternimmt auf jeden Fall die größten Anstrengungen, um schnell heranzukommen.«
    Bolitho stand auf. »Setzen Sie mehr Segel und signalisieren Sie den anderen Schiffen, unserem Beispiel zu folgen. Und sobald wir beigedreht haben, möchte ich Quarrell sprechen.«
    Doch es dauerte bis zur Mitte der Morgenwache, ehe
Rapid
zum Rest des Geschwaders aufgekreuzt war. Zunächst wich die Erregung stummer Resignation, als die Grätings aufgeriggt und alle Mann nach achtern gepfiffen wurden, um Zeugen der Bestrafung zu werden: zwei Dutzend Schläge pro Mann, während die Trommeln gerührt wurden.
    Paget legte die Hand an den Hut. »Bestrafung vollzogen, Sir.«
    Keen nickte. Die Mannschaft trat ab, die Grätings wurden abgenommen und geschrubbt, und die Ausgepeitschten kamen nach unten ins Krankenrevier. Keen reichte Paget die Kriegsartikel und sagte: »Dieses verdammte Warten!«
    Doch als Quarrell endlich an Bord kletterte, konnte er seine Erregung und Freude kaum verbergen.
    Bei Tagesanbruch hatte
Rapid
dem anderen Schiff befohlen, beizudrehen und einen Entertrupp zu erwarten. Der Leutnant, der mit dem Boot hinüberfuhr, war gründlich. Der griechische Kapitän war des Englischen mächtig und mehr als hilfsbereit gewesen. Seine Ladung hatte aus Olivenöl und Feigen bestanden, doch laut Quarrell war das Schiff schmutzig; es sei ein Wunder, daß es überhaupt Ladung bekam. Quarrell holte tief Luft. »Der Kapitän hatte mehrere Flaschen Wein und Brandy an Bord, Sir, die mein Erster sofort entdeckte.« Er drehte sich um und strahlte Keen an. »Alle französischer Herkunft.«
    Bolitho, dessen Mund plötzlich trocken geworden war, entrollte auf dem Tisch eine Seekarte. »Weiter.« Dies war Quarrells großer Augenblick. Wenn er ihn zur Eile trieb, brachte er ihn nur aus dem Konzept.
    Der junge Kommandant fuhr fort: »Als wir ihn nach der Herkunft der Flaschen befragten, gab der Mann an, sie vor drei Tagen gegen Öl eingetauscht zu haben.« Er sah in Bolithos ernstes Gesicht. »Es war zweifellos Konteradmiral Joberts Geschwader. Der Grieche konnte es bis auf die Galionsfigur, einen Leoparden, genau beschreiben.«
    »Zeigen Sie mir die Position.« Bolitho beschwerte die Karte mit Lineal und Stechzirkel.
    »Sie lagen auf Ostkurs, Sir. Inzwischen müßten sie ungefähr hier sein.« Er legte einen Finger auf die Stelle.
    Keen beugte sich über den Tisch. »Bei Korsika.« Er seufzte. »Das hätte ich doch ahnen sollen.«
    Quarrell schaute von ihm zu Bolitho. »Der griechische Kapitän hörte einen französischen Offizier sagen, das Geschwader sei im Begriff, Trinkwasser an Bord zu nehmen.«
    Keen runzelte die Stirn. »Für eine lange Fahrt vielleicht?«
    Bolitho ging an die Heckfenster und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Die tiefe Narbe an seiner Schläfe erinnerte ihn an jenen anderen Tag, an dem das Aufnehmen von Trinkwasser ihm so simpel vorgekommen war.
    Er sah Fische aus dem Schatten der
Argonaute
springen.
    »Die Franzosen sind also unterwegs nach Korsika, um Wasser für drei Linienschiffe und zwei Fregatten an Bord zu nehmen… Wie lange brauchen sie Ihrer Auffassung nach?« Er wandte sich an Keen. »Drei, vier Tage?«
    Keen nickte langsam. »Wir könnten sie noch einholen, Sir.«
    Bolitho setzte sich auf die Heckbank. Auch ohne Seekarte konnte er sich die Lage genau vorstellen. Wenn der Wind günstig blieb, mochten Joberts Schiffe vor einer Leeküste in die Falle geraten.
    »Ozzard, rufen Sie meinen Flaggleutnant.« Erstaunlicherweise war es ihm gelungen, mit Stayt zu reden, ohne den Anlaß ihrer Entfremdung zu erwähnen. Stayt war argwöhnisch und

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