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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Mann in seiner Verfassung umbringen.
    »Es hat den Anschein, Sir, daß Bankart annahm, Allday würde nach seiner schweren Verwundung die Seefahrt aufgeben. Er hatte von seinem sicheren Leben bei Ihnen in Falmouth erfahren und bekam Lust darauf. Der Dienst auf See scheint ihm nicht zu behagen, obwohl er sich freiwillig gemeldet hatte.« Keen schaute Bolitho von der Seite an und fragte: »Ist Bankart auch bestimmt sein Sohn, Sir?«
    Bolitho lächelte. »Wenn Sie Allday vor zwanzig Jahren gekannt hätten, würden Sie mir diese Frage nicht stellen. Zumindest äußerlich ist er ihm sehr ähnlich.«
    Keen stand auf, als von der Back her die Schiffsglocke schlug. »Ich werde dafür sorgen, daß er entlassen wird, wenn wir wieder in England sind.«
    Bei dem Wort England blickten sie einander nicht an. Würden sie jemals seine grünen Felder wiedersehen?
    »Und ich rede persönlich mit Allday, Val. Männer, die von Sorgen geplagt werden, fallen oft als erste.«
    Keen hob den Kopf und lauschte. Auch Bolitho hörte draußen Hochrufe und sagte: »Gehen wir an Deck. Das wird eine Qual für Inch.«
    Auf dem Achterdeck überwachte Big Harry Rooke, der Bootsmann, die Flaschenzüge, an denen Inchs Bahre an Bord gehievt werden sollte. Das Seitendeck der
Helicon,
die mit Schlagseite in der Düngung stampfte, war von winzigen Gestalten gesäumt, die zusahen, wie das Boot langsam und vorsichtig auf das Flaggschiff zuhielt. Bolitho zog sein Degenkoppel zurecht und drückte sich den Hut fester in die Stirn. »Lassen Sie die Ehrenwache antreten.« Er ging ans Schanzkleid und beugte sich hinaus.
    Er hörte, wie sich die Seesoldaten auf Sergeant Blackburns Befehl hin aufstellten. Stahl zischte, als Hauptmann Bouteiller seinen Säbel zog. Die Bootsmannsgehilfen befeuchteten ihre silbernen Pfeifen. Dann spannten sich die Flaschenzüge, und aller Jubel verstummte.
    Keens Stimme klang fest, als er rief: »Achtung an Deck!
    Klar zum Empfang des Kommandanten der
Helicon

    Nach dem Lärm des Zeremoniells wurde Inchs Koje schnell zur Poop getragen. Bolitho ging nebenher, ergriff Inchs Hand und sagte leise: »Willkommen an Bord, Kapitän Inch.«
    Inch versuchte zu grinsen, sah aber sehr blaß und gealtert aus. »Lassen Sie mich noch einmal mein Schiff sehen«, flüsterte er heiser.
    Man trug ihn zum Schanzkleid, wo Tuson ihn stützte, damit er den fernen Vierundsiebziger mit den erbärmlichen Segelfetzen erkennen konnte.
    »Die alte Lady sehe ich nie wieder«, sagte Inch langsam. Bolitho blickte der kleinen Prozession nach, bis sie vom Niedergang verschluckt wurde, und sagte: »Und wir nicht einen Mann von seinem Kaliber.«
    Er wandte sich abrupt ab. »Nehmen Sie Fahrt auf und befehlen Sie dem Geschwader, hinterm Flaggschiff auf Station zu gehen.«
    Inchs Anwesenheit an Bord wird uns allen eine Mahnung und Warnung sein, dachte Keen.
    Im Orlopdeck der
Argonaute
zog Allday in der winzigen Kammer, die er mit Segelmacher Mannoch teilte, eine flackernde Laterne dichter an seine Arbeit heran. Allday war groß und kräftig gebaut, und in seiner Faust wirkte ein Entermesser so zierlich wie der Seitendolch eines Kadetten. Aber das Modell, das er zur Hälfte fertiggestellt hatte, war ebenso fein. Allday hatte es aus Holz, Knochen und sogar Menschenhaar angefertigt und musterte es jetzt mit kritischem Auge. Von jedem Schiff, auf dem er unter Bolitho diente, hatte er ein Modell geschnitzt.
    Er nahm das kleine Schiff auf die Handfläche und drehte es langsam vor der Laterne hin und her. Es war ein Zweidecker mit vierundsiebzig Kanonen, und er grunzte mit widerwilliger Zufriedenheit.
    Unten im Orlopdeck, in das niemals Tageslicht fiel, herrschte immer dicke Luft. In der kleinen Kammer roch es außerdem nach Rum. In seinem Fach war Mannoch zwar ein Genie, doch er schaute zu gern ins Glas und wurde deshalb von seinen Gehilfen Old Grog genannt.
    Allday rutschte auf der harten Seemannstruhe hin und her und dachte an das Mädchen, wie er es zuletzt mit kurzem Haar und in geborgten Kleidern gesehen hatte. In Malta hatte es auf der Fahrt zu dem Handelsschiff noch einen Zwischenfall gegeben: Eines der Wachboote hatte sie fast längsseits passiert. Aber er hatte der Besatzung des Bootes eine Tracht Prügel angedroht, wenn sie auch nur ein Wort verlauten ließe. Manchen war überhaupt nichts aufgefallen. Im Dunkeln sah ein Midshipman aus wie der andere.
    Wieder einmal hatte er damals ernsthaft an eine Ehe gedacht. Er grinste vor sich hin.
Aber wer will schon einen alten

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