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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bock wie mich?
    Es klopfte an die schmale Tür, und er sah zu seinem Erstaunen Bankart eintreten.
    »Ja, was gibt's?«
    »Darf ich mit dir reden?«
    Allday rutschte auf der Truhe zur Seite, um Platz zu machen. »Worüber?«
    Er sah dem Jungen ins Gesicht und mußte an seine Mutter denken, ein sauberes, frisches Mädchen. Auch damals hatte er erwogen, zu heiraten. So viele hatte er gekannt, in so vielen Häfen, doch die Wirtstochter aus Falmouth war die einzige, die er nicht vergaß.
    »Ich will kein böses Blut zwischen uns!« platzte Bankart heraus, sah ihm dabei aber nicht in die Augen. Er war so störrisch wie Allday und erstaunt, den Gang überhaupt getan zu haben.
    »Dann mal raus damit.« Allday musterte ihn streng. »Und schwindle mir bloß nichts vor.«
    Bankart hob die Fäuste. »Du magst mein Vater sein, aber trotzdem…«
    Allday nickte. »Ich weiß. Ich hab' mich noch nicht ganz daran gewöhnt. Tut mir leid, Sohn.«
    Der Junge starrte ihn an. »Sohn«, wiederholte er leise. Dann sagte er: »Du hattest recht, ich wollte zu dir nach Falmouth.« Er schaute ihn aus hellen Augen an. »Ich wollte ein richtiges Zuhause haben.« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein, unterbrich mich jetzt nicht, sonst bringe ich das nie heraus. Ich wollte zu dir, weil ich keine Lust hatte, mich noch länger herumscheuchen und betrügen zu lassen. Ich habe immer zu dir aufgeschaut, weil Mutter mir so viel Gutes über dich erzählt hat. Zur Marine habe ich mich nur gemeldet, weil ich dachte, das gehört sich so. Du hast's ja auch getan.«
    Allday nickte, sein Schiffsmodell war vergessen.
    »Dann starb Mutter. Und ich bat einen Freund, an dich zu schreiben.« Er starrte zu Boden. »Aber ein richtiges Zuhause war mir eigentlich wichtiger als ein Vater.« Als er den Blick wieder hob, brach es aus ihm heraus: »Ich kann doch nichts dafür, daß ich Angst habe. Ich bin eben nicht wie die anderen! Ich habe noch nie Männer auf so schreckliche Weise sterben gesehen!«
    Allday packte ihn am Handgelenk. »Ruhig, Sohn. Sonst kommen die Knochenbrecher und sehen nach, was los ist.« Er tastete hinter der Truhe herum und holte eine Tonflasche und zwei Becher hervor. »Trinken wir erst mal einen.«
    Bankart nahm einen raschen Schluck und hustete.
    »Das ist richtiger Rum«, sagte Allday, »nicht die Brühe, die der Proviantmeister ausgibt. Hör zu: Die meisten anderen haben auch Angst. Man muß nur lernen, sich nichts anmerken zu lassen.« Er schüttelte ihn sanft am Handgelenk. »Und dazu braucht man seinen ganzen Mut!«
    »Du bist da bestimmt anders.« Bankart trank vorsichtig einen Schluck.
    »Mag sein. Dafür hat schon unser Dick gesorgt. Er ist ein prachtvoller Mann, ein Freund sogar. Ich würde mein Leben für ihn geben.«
    Bankart stand auf, und sein Haar streifte die Decke. »Ich wollte dir nur sagen …«
    Allday zog ihn zurück auf die Truhe. »Langsam! Ich weiß ja schon Bescheid. Ich war derjenige, der einen Fehler gemacht hat, das ist mir jetzt klar.« Er füllte aufs neue die Becher. »Du gehörst nicht auf ein Kriegsschiff. Aber wer sich freiwillig meldet, muß allerhand Mut haben.
Mich
hat erst eine Preßpatrouille schnappen müssen.« Er schüttelte sich vor Lachen, bis der Schmerz der alten Wunde ihm Einhalt gebot. »Nein, du brauchst Arbeit an Land und ein gutes Zuhause, und ich werde dafür sorgen, daß du sie bekommst. Aber bis dahin tust du, was ich dir sage, und machst uns keinen Ärger, klar?« Er hörte Stimmen und vermutete, daß der Segelmacher mit seinen Kumpanen im Anmarsch war. »Wir unterhalten uns bald wieder mal, ja?«
    Bankart sah ihn mit glänzenden Augen an. »Danke, äh…«
    »Sag ruhig John zu mir, wenn dir das leichter fällt«, meinte Allday grinsend. »Aber vor den anderen nennst du mich Bootsführer, sonst versohle ich dir den Hintern!«
    Bankart zögerte, wollte den Kontakt noch nicht abbrechen. Leise sagte er: »Ich denke, daß ich – daß ich vielleicht sterben muß. Ich will dich nicht enttäuschen, denn jetzt weiß ich, was für ein Mann du bist. Ich war noch nie auf jemanden stolz.«
    Allday hörte die Tür nicht zuschlagen. Er saß nur da und starrte sprachlos das halbfertige Modell an.
    Der Segelmacher kam mit seinem Freund hereingeplatzt und fragte: »Alles klar, Kumpel? Hübscher Junge, das.« Allday senkte den Kopf. »Aye. Das ist mein Sohn.«
     

Rendezvous mit dem Schicksal
    Bolitho balancierte das abschüssige Achterdeck hinauf nach Luv und ließ den feuchten Wind seine Müdigkeit

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