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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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so reserviert, daß sie sich über kaum mehr unterhielten als über Befehle und Signale.
    Als Stayt eintrat, schweifte sein Blick rasch über die Gruppe am Tisch. »Kann ich Ihnen etwas besorgen, Sir?«
    »Ja, die Berichte vom Flaggoffizier in Malta.«
    Quarrell beharrte: »Mein Erster Offizier hielt die Aussage des Griechen für glaubwürdig, Sir.«
    »Vielleicht glaubte er aber nur, was die Franzosen ihm weismachen wollten«, versetzte Bolitho.
    Stayt legte eine Akte auf den Tisch: Ankunft des Geleitzuges in Malta, Eskorten und Auslaufzeiten, Passagiere und Ausrüstung, die gelöscht oder weitertransportiert werden sollte. Bolitho zog ein Blatt hervor, das in der Handschrift eines unbekannten Beamten den Namen
Benbow
trug. Dann schnappte er sich den Stechzirkel und ließ ihn rasch über die Seekarte wandern. Seine Augen schmerzten ihn so, daß er fast laut geflucht hätte.
    Drei, höchstens vier Tage. Das mußten sie schaffen.
    Er sah auf.
»Benbow
lief aus Malta aus, um zwei Handelsschiffe nach England zu geleiten. Als zusätzliche Eskorte gab man Konteradmiral Herrick eine Fregatte mit.«
    »Welch ein Aufwand für zwei Schiffe!« rief Keen aus.
    »Und von uns erwartet man, daß wir zurechtkommen mit…«
    Bolitho hob die Hand. »Ich hätte es viel früher erkennen sollen, Val. Den entscheidenden Hinweis gab mir Inchs Erster Offizier nach dem Gefecht.« Er sah den erschöpften Leutnant mit dem verbundenen Kopf noch deutlich vor sich:
Schade, daß wir nicht einen zusätzlichen Ladebaum haben wie der Franzose.
Fast konnte er Savills Stimme hören. Der Mann hatte den Baum gesehen, aber seine Bedeutung nicht erkannt.
    »Diese Handelsschiffe haben Gold und Edelsteine vom Sultan an Bord«, sagte Bolitho. Am liebsten hätte er auf den Tisch geschlagen, um ihnen die Ungeheuerlichkeit seiner Entdeckung und Joberts Absichten klarzumachen. »Jobert plant, diesen Geleitzug anzugreifen und das Gold auf See zu übernehmen. Will er dazu nach Korsika, Val? Wohl kaum. Er hatte das Gold von Anfang an im Auge, aber ich war ihm im Weg. Und dieser Weg ist jetzt frei.«
    Bolitho schaute Quarrell an. »Begeben Sie sich zurück auf Ihr Schiff und erwarten Sie neue Befehle.«
    Quarrell trat zurück. »Das tut mir leid, Sir Richard.« Bolitho musterte ihn gelassen. »Ihren Leutnant hatte er schon überzeugt. Uns hätte es leicht ebenso ergehen können.«
    Als sich die Tür schloß, sagte Keen: »Noch wissen wir nichts Definitives, Sir.«
    Stayt fügte hinzu: »Andererseits wenn sich die Franzosen wirklich bei Korsika befinden und wir es versäumen, sie ausfindig zu machen …«
    Bolitho schaute an ihm vorbei. »Ich bin meiner Sache ganz sicher, Gentlemen. Für diese Entscheidung wird man
mich
verantwortlich machen.«
    Er trat erneut an die Karte. Keen versuchte offenbar, ihn zu warnen und zu schützen. Wenn sie weiter ihrem bisherigen Kurs folgten, konnte niemand ihnen einen Vorwurf machen. Wenn er sich aber von seinem Instinkt leiten ließ, von dieser sonderbaren Überzeugung, daß er ein Rendezvous mit dem Schicksal hatte, mochte er sich fatal irren.
    »Meiner Schätzung nach haben wir zwei Tage Zeit. Und nicht mehr.« Er berührte die Karte mit den Spitzen des Stechzirkels. »Wenn das Wetter so bleibt, sollten wir ungefähr hier auf den Geleitzug treffen.« Während sie sinnlos die zerklüftete Küste von Korsika abgesucht hätten, wäre das Gold geraubt worden und Herrick mit seinen Männern gestorben.
    Bolitho hob die Stimme. »Mr. Yovell, Sie Federfuchser!
    Kommen Sie, ich möchte meine Gefechtsanweisungen diktieren.«
    Yovell kam lächelnd herbeigelaufen, als sei ihm gerade ein Ehrentitel verliehen worden.
    Bolitho schaute Stayt an. »Der Signalfähnrich soll sich bereithalten.« Das war wohl Sheaffe.
    Als er mit Keen allein war, erläuterte er: »Der Wein und der Cognac warnten mich. Unvorstellbar, daß Jobert so etwas gegen Öl eintauscht, es sei denn, er wollte, daß wir davon erfahren. Vielleicht war er diesmal doch zu selbstsicher.«
    Keen bezweifelte, daß Quarrells Informationen überhaupt feste Schlüsse erlaubten. Bolithos Stimmungsumschwung, seine plötzliche Zuversicht, die ihn sogar mit seinem Sekretär scherzen ließ, beunruhigten ihn.
    »Dann kommt es also zum Kampf«, sagte er schlicht.
    Bolitho ergriff ihn am Arm. Keens Tonfall hatte aus einer vagen Strategie eine brutale Realität gemacht.
    »Den wir gemeinsam bestehen werden, Val«, sagte er leise.
    Keen nickte. Doch dabei hatte er Zenorias Gesicht vor Augen und

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