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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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ich.
    Er lehnte sich zurück in seinen Stuhl, der langsam auf seinen dünnen Beinen schaukelte.
    »Hinds ist des Mordes ersten Grades schuldig. Es ist einer der grausamsten Fälle, die ich in meinen letzten zwanzig Jahren als Strafanwalt gehört habe.« Er blickte herunter auf den Tisch und sprach langsam, als wolle er Zeit gewinnen.
    Vielleicht verbarg der schalldichte Raum Mikrophone? Vielleicht waren die Neonlampen da, um photographische Aufnahmen zu ermöglichen? Ein paar Diktaphone standen herum und ein Apparat zur Stimmwiedergabe. Vielleicht wurde jedes Wort, das ich sprach, als wächserner Beweis gegen mich aufgenommen?
    »Ich bin bereit, Ihnen einen Bonus von fünfzigtausend Dollar außerhalb Ihres normalen Honorars zu zahlen, wenn Sie Hinds' Freisprechung erreichen!« sagte ich.
    Er saß und schwieg und dachte einen Augenblick scharf nach. Er nahm mein Angebot nicht ernst, sondern versuchte einen Ausweg zu finden, wie er mich schnell loswerden könne, ohne mich zu beleidigen. Der Betrag war phantastisch, unverhältnismäßig hoch, sogar für diesen Fall.
    In meinem billigen, schlechtsitzenden Anzug machte ich nicht den Eindruck eines Mannes, der imstande ist, einem Anwalt fünfzigtausend Dollar zu zahlen.
    Ich sah auf die Glasplatte des Tisches, und unsere Augen trafen sich wie in einem Spiegel. Es schien einer seiner Tricks zu sein, die Leute auf diese Art zu beobachten. Ich ärgerte mich.
    »Freispruch? Sie meinen ... Freispruch durch die Geschworenen?« antwortete er, um Zeit zu gewinnen. Er griff nach der Klingel.
    Ich zog ein Päckchen Geldscheine aus der Tasche und legte es vor ihn hin. Er zog die Hand von der Klingel zurück.
    Unsicher versuchte er mich in eine Diskussion zu verwickeln, um mehr über mich zu erfahren.
    »Wollen Sie mir bitte Ihren Grund nennen, Dr. Cory?«
    »Nehmen Sie an, ich bekämpfe die Todesstrafe«, antwortete ich.
    Er nickte. Das war eine Basis, auf der man verhandeln konnte. Viele Menschen auf der Welt sind bereit, ihrer Überzeugung durch Geld Nachdruck zu verleihen.
    »Ich verstehe. Sie wünschen, daß Hinds verschont wird – als Exempel sozusagen. Vielleicht retten wir ihn vor dem Henker, und später könnte er entlassen werden.«
    »Sie mißverstehen mich«, sagte ich. »Ich wünsche, daß Hinds freigesprochen wird – daß die Geschworenen ihn für unschuldig erklären.«
    »Sie widersprechen Ihrer ersten Erklärung – daß Sie nur sein Leben zu retten wünschen«, antwortete Fuller unsicher. Er sah nicht klar, auf was ich aus war.
    »Ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu argumentieren«, antwortete ich, denn ich wußte, daß das Hirn Hinds sofort auf freiem Fuß haben wollte.
    »Aber es besteht nicht der geringste Zweifel an seiner Schuld!« rief Fuller aus. »Und ich gebe mich niemals mit hoffnungslosen Fällen ab!«
    Ich stand auf, bereit, wegzugehen.
    Fuller sagte hastig: »Sie müssen mir ein paar Tage geben, um den Fall zu studieren. Ich hoffe, es wird sich ein Weg finden. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich die Verteidigung nicht übernehmen!«
    »Ich bin überzeugt, Sie werden es tun«, sagte ich.
    »Wäre es Ihnen recht, den Betrag des Honorars zu deponieren, bis die Verhandlung vorüber ist?« fragte er.
    »Selbstverständlich«, sagte ich. »Rufen Sie mich morgen im Roosevelt-Hotel an, und Sie können den Scheck haben.«
    Er begleitete mich zur Tür. Ich blieb im Empfangsraum stehen.
    »Können Sie mir die Erlaubnis verschaffen, Hinds zu sehen?«
    »Freilich. Ich vermute, er ist mit Ihnen verwandt?« fragte Fuller höflich.
    »Nein«, entgegnete ich.
    Fuller verbarg sein Erstaunen. »Also ein guter Freund von Ihnen?«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, antwortete ich, »ich habe Hinds nie im Leben gesehen und erst vor ein paar Tagen seinen Namen gehört.«
    Diesmal war Fuller sprachlos.
     

Achter Dezember
     
    Heute fuhr Sternli nach Reno, um Fräulein Geraldine Hinds aufzusuchen. Ich hatte ihm gesagt, daß Donovan sterbend gebeten habe, ich möge mich um diese Frau kümmern und mich auch mit einem anderen Hinds, einem Installateur in Seattle, in Verbindung setzen. Sternli wird immer betroffener. Er kann nicht begreifen, daß meine Handschrift manchmal die Donovans ist, daß ich Geld von einem Konto ziehe, das nicht mir gehört. Und wie kann er sich diese unlogische Neugier auf verschiedene Leute erklären, die ich offenbar gar nicht kenne?
     

Neunter Dezember
     
    Fuller rief mich heute früh an. Er hat mit dem Direktor des Bezirksgefängnisses gesprochen,

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