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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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energisch.
    Wenn ich ihm nur mitteilen könnte, daß ich noch nicht zu gebrauchen bin. Ich habe Schratt beauftragt, dem Hirn diese Nachricht in Morse zu übermitteln, aber ich weiß nicht, ob er genug Morse kann, um die Botschaft deutlich zu klopfen.
    Ich möchte in die Wüste zurück. Ich möchte die Entwicklung des Hirns selbst überwachen. Aber es befiehlt mir hierzubleiben.
    Es hat mir befohlen, mich mit Cyril Hinds, dem Mörder, in Verbindung zu setzen, dessen Verhandlung nahe bevorsteht.
     

Dritter Dezember
     
    Sternli hat das Konto unter seinem eigenen Namen eröffnet und eine Vollmacht für mich mitgebracht. Jetzt kann ich Schecks ausstellen, ohne auf Donovans Unterschrift zu warten. Ich fragte Sternli, wie ihm zumute sei – daß er nun wieder fünfzig Dollar pro Woche verdiene, und Schecks über Tausende ausstellen könne.
    Er schien ganz erschrocken über diesen harmlosen Scherz und sah mich durch seine dicken Brillengläser entgeistert an. Er stammelte ein paar Worte, und ich mußte ihn förmlich beruhigen. Er betrachtet mich oft besorgt, seit ich Donovans Unterschrift so geschickt »gefälscht« habe.
    Als Janice hereinkam, leuchteten Sternlis blaue Augen auf, und er vergaß, daß ich im Zimmer war. Er betet sie an. Ich weiß nicht, was Janice tut, daß alle Männer sie vergöttern.
    Sie ist selbstlos. Was immer sie tut, sie denkt nie an sich selbst.
    Vielleicht ist das ihr einfaches Geheimnis.
     

Vierter Dezember
     
    Zu gewissen Zeiten lähmt mich das Hirn geradezu. Wenn es früher Befehle gab, so habe ich willig gehorcht. Zuerst mußte ich mich sogar sehr konzentrieren, um zu verstehen, was es wünschte. Sonst hätte meine eigene Persönlichkeit sich dazwischen geschoben. Jetzt kann ich keinen Widerstand leisten.
    Ich habe es versucht, ich habe dagegen angekämpft. Vergebens!
    Heute befahl es mir, eine Feder zu nehmen und zu schreiben. Janice war im Zimmer, und ich wollte sie nicht sehen lassen, daß ich mich wie die Kreatur eines Hypnotiseurs benahm.
    Sie hatte mir gerade mein Abendessen gebracht. Wir sprachen über Sternli und seine seltsame Verehrung für sie, die sie lächelnd verteidigte, als das Hirn sich dazwischendrängte. Ich fühlte, wie meine Zunge steif wurde. Ich war gezwungen aufzustehen und zum Schreibtisch hinüberzugehen. Ich sah mein eigenes Betragen so losgelöst wie ein Fremder, der meterweit von mir entfernt ist. Ich wollte nicht weiter. Jedoch ich bewegte mich völlig mechanisch.
    Janice war nie zuvor Zeugin einer Willenskundgebung Donovans gewesen, und sie hatte Angst. Immerhin war sie beherrscht genug, den Arzt vom Dienst nicht zu rufen.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch und fing an zu schreiben. Janice sprach zu mir, sie war zuerst erstaunt, dann schnell beunruhigt, daß ich nicht antwortete.
    In meiner Haltung war nichts Ungewöhnliches – außer dem Ausdruck meines Gesichtes. Während der Perioden telepathischer Verbindung werden meine Augen starr, mein Gesicht verliert jeden Ausdruck und wird leer, wie aus Wachs gemacht.
    Janice kannte mich gut genug, um sofort zu wissen, daß ich mich wie in einem hypnotischen Trancezustand benahm.
    Ich schrieb auf das Papier: »Cyril Hinds, Nat Fuller.«
    Cyril Hinds war der Mörder. Nat Fullers Name erschien zum erstenmal ...
    Der Bann brach so schnell, wie er gekommen war. Ich bekam wieder Gewalt über meine Bewegungen.
    Janices Gesicht war kalkweiß. In ihren Augen lag abgründiges Entsetzen. »Du hast mit der linken Hand geschrieben«, stammelte sie, »das Hirn ...«
    Ich ging zum Tisch zurück und begann zu essen. Ich versuchte mich so gelassen wie möglich zu benehmen ... Aber ich hatte zum erstenmal zu meinem eigenen Entsetzen entdeckt, daß ich unfähig war, dem Befehl des Hirns Widerstand zu leisten.
    »Nun, und wenn?« fragte ich. »Du weißt ja, daß das Hirn lebt. Von Zeit zu Zeit sucht es die Verbindung mit mir. Dieser Schritt vorwärts in meinem Experiment wird Geschichte machen! Nachdem das menschliche Hirn während des Lebens des menschlichen Körpers niemals seine volle Entwicklung erreicht, werde ich vielleicht fähig sein, es reifen zu lassen, indem ich es künstlich am Leben erhalte. Dieser telepathische Kontakt ist nur ein Anfang. Hast du nie gehört, daß ein Wissenschaftler, der experimentiert, jede persönliche Gefahr willig auf sich nehmen muß? Die Welt ist vielen Forschern Dank schuldig, die ihre eigenen Meerschweinchen wurden, um zu großen Entdeckungen zu gelangen!«
    »Aber es beherrscht dich ... du

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