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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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stolz.
    Auf dem neunten Gang stiegen wir aus und überquerten einen Korridor zum Privatbüro des Direktors. Wir gingen durch ein Vorzimmer, dessen Wände mit Photos tapeziert waren, alle von der Farm des Sheriffs, auf der Gefangene einen großen Teil ihrer Strafzeit verbringen.
    Der Direktor war ein Mann von etwa Fünfzig. Er sah in seiner grauen Uniform sehr schmuck aus. Er schien mich zu erwarten. Der Mann in Hemdsärmeln verschwand, und der andere wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
    Dann stand er auf und ging zu einem zweiten Schreibtisch, der unbenutzt aussah. Er war von schwerem schwarzen Holz, schön geschnitzt, und offenbar da, um die Besucher zu beeindrucken. Auf der Schreibunterlage stand eine blaue Vase mit einer einzigen Dahlie. An der Wand dahinter hing eine große elektrische Uhr mit dem Namen des Juweliers auf dem Zifferblatt, also ein Geschenk für geleistete Dienste. Photos von Offizieren und ihren Frauen schmückten die Wände. Es war ein Raum, in dem ein Mann die größte Zeit seines Lebens zugebracht hatte.
    Der Direktor setzte sich gewichtig in einen hochlehnigen Sessel.
    »Herr Fuller hat mich angerufen«, sagte er. »Er bat mich, ich solle Sie mit Hinds sprechen lassen.«
    Nachdenklich sah er durch seine Brille. Er machte den Eindruck eines Gelehrten, der nicht in eine Uniform gehörte.
    »Ja. Ich bat Herrn Fuller, mit Ihnen zu sprechen«, antwortete ich.
    »Herr Fuller ist der erfolgreichste – und auch der teuerste – Strafanwalt unseres Staates«, begann er wieder. »Ich möchte gern wissen, was ihn veranlaßt, einen so hoffnungslosen Fall zu übernehmen.«
    »Hat Hinds gestanden?«
    »O nein – diese Sorte gesteht nie«, erwiderte er ruhig. »Aber Hinds selbst hat kein Geld. Wenn ich recht verstand, haben Sie großes Interesse an diesem Fall. Haben Sie Herrn Fuller als Anwalt für Hinds engagiert?«
    Er lächelte mich wohlwollend an, und ich war überzeugt, daß unsere Unterhaltung irgendwo im Nebenraum aufgenommen wurde.
    »Ich bin Pathologe«, sagte ich, »und habe außerordentliches Interesse für Fälle wie Hinds'. Steht dem etwas entgegen, daß ich ihn sprechen kann?«
    Der Beamte überlegte. Er war etwas enttäuscht, denn er hatte eine Antwort auf seine Frage erwartet. Doch da Fuller es nicht für richtig gehalten hatte, ihn zu unterrichten, lag für mich kein Grund vor, mehr zu sagen als mein Anwalt.
    »Ich weiß, daß Sie nicht mit Hinds verwandt sind«, sagte der Gefängnisdirektor. Er hatte Erkundigungen eingezogen.
    Wir saßen einen Augenblick schweigend, bis er wieder anfing:
    »Hinds ist hier im Gefängnis sehr unbeliebt. Er macht uns viele Schwierigkeiten. Ich mußte ihn sogar ein paar Tage in Einzelhaft stecken, da er einen Beamten geschlagen hatte. Das kommt in meinem Gefängnis selten vor. Die Beamten sind freundlich und höflich. Die sämtlichen anderen Gefangenen können Hinds nicht leiden.«
    Der Direktor sah auf und lächelte ein wenig, mit der Miene eines Professors, der stolz auf seine Klasse ist.
    »Meine Jungens verabscheuen Feigheit. Grausamkeit nehmen sie nicht übel. Zu einem Massenmörder sehen sie sogar auf. Aber diese feige Art zu morden!«
    Er war auf dem besten Wege, einen Vortrag über Kriminal-Psychologie zu halten. Gefängnisbeamte sind ebenso wie Ärzte überladen mit den Geschichten ihrer Fälle und müssen ab und zu ein Ventil haben. Ich habe selten einen Arzt getroffen, der nicht schriftstellerte. Gefängnisbeamte sind ebenso schlimm.
    Ich mußte höflich zuhören, denn es stand in seiner Macht, mir den Zutritt zu Hinds zu verweigern.
    »Sie kennen ihn gut?« fragte er wie nebenbei.
    »Nein«, sagte ich, froh, daß er nicht gefragt hatte, ob ich Hinds überhaupt kannte.
    »Hm – und er kennt Sie auch nicht!« sagte er und lächelte. »Das macht Ihre Bitte sehr ungewöhnlich.«
    »Ich schreibe ein Buch über Psychopathologie«, erwiderte ich, um ihm einen annehmbaren Grund zu geben.
    Er nickte. »Kennen Sie die Klage?« fragte er. Als ich nicht antwortete, erklärte er: »Er hat mit seinem Wagen eine Frau überfahren – absichtlich.«
    Er studierte mein ausdrucksloses Gesicht und fügte hinzu: »Und das Grausamste daran ist: Er fuhr zurück und dann nochmals über sie weg, ihr Gesicht zerquetschend! Dann gab er Gas. Aber wir haben ihn bekommen. Der Wagen hinterließ deutliche Reifenspuren.«
    »Seine Geliebte?« fragte ich.
    »Seine Mutter«, antwortete der Direktor.
    Und als sei diese Enthüllung zu brutal für ihn, der doch

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