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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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Tunnels, die man extra für sie bauen wollte, damit Autos sie nicht überfahren würden, während sie versuchten, über die Straße zu hüpfen. Aber an diesem Gespräch konnte ich wegen meiner großen Sprachmängel nicht teilnehmen. Dafür fehlten mir doch einige wichtige Wörter. Wörter wie »Frösche«, »Tunnels«, »überqueren«, »überfahren«, »bauen« oder »Straße«. Na ja, fast alle Wörter halt - bis auf das Wort »Auto« und »sie« ...
    Mein Freund Michael kommt aus Kanada und lebt ebenfalls seit Jahren in Deutschland. Neulich erzählte er mir eine Geschichte, die exakt dieses Problem verdeutlicht.
    Als großer Opernfan sieht er sich so viele Aufführungen wie möglich an. Begleitet wurde er einmal von einem deutschen Bekannten, der ebenfalls ein begeisterter Fan und Kenner der Oper ist. Dieser ist aber im Gegensatz zu meinem ziemlich lockeren Kumpel eher verkrampft und zugeknöpft. Okay, so weit, so gut.
    Als die Vorstellung in vollem Gange war, waren beide völlig in ihrem Element: Sie summten bei den verschiedenen Arien mit. Sie klatschten an den richtigen Stellen. Alles war in bester Ordnung.
    Bis die Pause kam. Plötzlich war nichts mehr in Ordnung. Gar nichts. Denn als Michael zum Ausdruck bringen wollte, dass er das dringende Bedürfnis verspürte, auf die Toilette zu gehen, fiel ihm plötzlich die entsprechende Satzformulierung nicht ein. Hätte er bis dahin mehr Zeit zum Deutschlernen gehabt, hätte er vielleicht gesagt: »Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin gleich wieder zurück.« Oder: »Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss mal kurz verschwinden.« Oder einfach nur »Entschuldigen Sie bitte, aber ich MUSS mal!« Aber solche Sätze fielen ihm in jenem Moment nicht ein. Und während er über eine passende Formulierung
nachdachte, wurde sein Bedürfnis immer größer. Bis er es nicht mehr aushalten konnte und aus der rein körperlichen Not heraus rief: »Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss pissen.«
    Blöd war Michael natürlich nicht. Er wusste sehr wohl, dass man diesen Satz eher selten in der Oper hört. Besser gesagt,
nie!
Aber er hatte echten Handlungsbedarf! Und Handlungsbedarf hatte auch sein deutscher Bekannter, der ihn in dem Moment sehr ernst ansah und dann meinte: »Entschuldigen Sie bitte, aber das Wort ›pissen‹ hat in der Oper nichts zu suchen! Rein gar nichts.« Und dann verschwand er noch vor Michael auf dem Klo.
    Wochen später erlebte Michael eine ganz ähnliche Situation. Aber diesmal bei einem Fußballspiel. Kurz vor Beginn musste er wieder auf die Toilette. Dieses Mal wollte er aber keinen Fehler machen und überlegte deswegen ganz genau, was er sagen sollte. Während er angestrengt nachdachte und gleichzeitig versuchte, sich sein dringendes Bedürfnis offensichtlich zu verkneifen, fragte ihn lallend ein betrunkener Fußballfan: »Hey, Alter, musst du pissen oder was?«
    Im Grunde hat mein Freund in der Oper richtig gehandelt, denn: Wer nicht wagt, gewinnt nicht. Oder wie wir Amis sagen: »Nothing ventured, nothing gained!« Ich befolgte nämlich von Anfang an folgende Regel: Wenn man eine Fremdsprache lernt, egal welche, ist es sehr wichtig, extrem wichtig sogar, einfach draufloszureden. Das heißt: mit der Sprache, so gut es geht, zu spielen.
    In meinem Deutschkurs fragte die Lehrerin die Klasse eines Tages: »Leute, was kann man alles in einem Supermarkt kaufen?« Und die meisten aus dem Kurs antworteten: »Man kann Milch kaufen.« »Man kann Brot kaufen.« »Man kann Kartoffeln kaufen.«
    Halt die üblichen langweiligen Sätze. Als ich an der Reihe war, behauptete ich ganz selbstbewusst und voller Überzeugung: »Ich liebe Kartoffeln. Und ich habe das Gefühl, dass sie mich auch lieben.«
    Bei solch schrägen Antworten guckten mich meine Mitschüler immer an, als wäre ich auf Drogen gewesen. Und die Lehrerin guckte genauso. Aber es war mir egal, denn ich war von Anfang an der Meinung: Nur derjenige, der mit der fremden Sprache spielt, kann eine fremde Sprache richtig lernen.
    Andere Leute aus meinem Kurs hatten eine ganz andere Philosophie, was das Deutschsprechen anging. Sie lautete: Ich sage auf Deutsch nur etwas, wenn ich mir hundertprozentig sicher bin, dass das, was ich sage, richtig ist. In der Folge bedeutete das, dass diese Leute meistens schwiegen. Im Unterricht waren sie nur in der Lage, Sätze zu sagen wie: »Mein Name ist Bill« oder »Mein Name ist Nancy, und ich komme aus den USA .« Und dann gingen sie auf deutsche Partys und waren total

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