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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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man als Fremder in den USA
nur
auf der höchsten Busenfreund-Ebene machen. Deswegen sollte man sich immer fragen, bevor man »hey, motherfucker!« ausruft:
Bin ich mit diesem Typen auf der höchsten Busenfreund-Ebene? Ja oder nein?
Wenn der Typ dein amerikanischer Professor, Arbeitgeber oder Priester ist, wahrscheinlich nicht.
     
    Aber zurück zu den Redewendungen. Auf meine Frage, bei welchen Tobias Probleme hatte, stellte er mir eine Gegenfrage: »Warum habt ihr Amerikaner eigentlich so viele Redewendungen, die mit Essen zu tun haben?« Mir war bis dato nicht bewusst, dass wir tatsächlich so viele haben, und antwortete nur: »Keine Ahnung, vielleicht weil wir in Amerika so gerne essen?«
    Aber es stimmt. Wir haben tatsächlich unglaublich viele Redewendungen in den USA , die mit Nahrungsmitteln zu tun haben. Das merkte ich erst, als ich anfing, darüber nachzudenken. Wir sagen zum Beispiel »he's gone cold turkey« und »he's like a chicken with its head cut off« und »he really takes the cake«. Und für Kuchenliebhaber, die ein bisschen Abwechslung wollen, haben wir die Redewendung
»It's as easy as pie«. Und dann sagen wir auch noch über manche Menschen: »He's as cool as a cucumber«, »she's a real hot tomali«, »she really brings home the bacon« oder »he's a really big cheese«.
    Und ich kann mir vorstellen, dass Deutsche, die mit solchen Bildern nicht aufgewachsen sind, Probleme haben, sie zu verstehen. Besonders wenn sie, wie ich es ja umgekehrt getan habe, anfangen, sie einfach wortwörtlich zu übersetzen.
    Das sollte man zum Beispiel nicht mit »He's gone cold turkey« (»Er ist in Richtung kalter Truthahn gegangen«) tun. Auch bei den anderen Redewendungen kommt man nicht weit, wenn man sie einfach 1:1 ins Deutsche übersetzt. Denn wenn man so was macht, kommt folgendes Ergebnis dabei raus: Aus »He's like a chicken with his head cut off« wird auf Deutsch der Satz: »Er ist wie ein Huhn ohne Kopf.« Und aus »He really takes the cake« wird »Er nimmt echt den Kuchen«, was einen auch nicht sehr viel weiter bringt. Und wenn ausgerechnet der Typ, der angeblich genauso kalt ist wie eine Gurke, auch noch zusätzlich ein großer Käse ist, dann hat man echte Probleme! Um diese Probleme so gering wie möglich zu halten, hier die wahren Bedeutungen solcher amerikanischen Redewendungen und ein paar Hintergrundinformationen:
    Wenn wir in Amerika »he really takes the cake« sagen, reden wir natürlich nicht von einer Person, die aus irgendeinem Grund »jemand anderem den Kuchen wegnimmt«. Nein, wir meinen viel eher eine Person, die jemanden enttäuscht hat wie »Marcus ist bei seiner Prüfung durchgefallen, obwohl ich ihm ziemlich viel geholfen habe«.
    Wenn wir »He's as cool as a cucumber« sagen, meinen wir natürlich nicht, dass jemand »so kalt ist wie eine Gurke«.
Denn was soll das bedeuten? Nein, wir meinen vielmehr Menschen, die trotz enormer Belastungen cool bleiben. Wie Boris Becker zum Beispiel, als er mit siebzehn Jahren zum ersten Mal Wimbledon gewann. Am 7. Juli 1985. Die ganze Welt schaute ihm dabei zu. Ich war damals auch dabei - vor meinem Fernseher in den USA . Und kurz bevor Boris ein Ass aus dem Ärmel zauberte und zum jüngsten Wimbledon-Sieger aller Zeiten wurde, schoss mir durch den Kopf:
Mensch, sieht der locker aus.
An dieser Stelle hätte ich auch sagen können »he looks as cool as a cucumber«.
    Wenn wir »she really brings home the bacon« sagen, meinen wir viel weniger eine Frau, die »jeden Abend Speck nach Hause bringt«, als vielmehr eine Person, die selbständig, selbstbewusst und vor allem in der Lage ist, Geld zu verdienen und für ihre Familie zu sorgen. Diese Person darf natürlich auch Speck mit nach Hause bringen, wenn sie will, aber das ist natürlich keine Voraussetzung.
    Wenn wir eine Person als »a really big cheese« bezeichnen, wollen wir viel weniger zum Ausdruck bringen, dass die Person, über die wir reden, »wie ein großes Stück Käse aussieht«, sondern vielmehr dass die Person die wichtigste Person ist in der Gruppe. Man könnte Amerikas »Big Cheese« mit dem deutschen Begriff »großes Tier« in etwa gleichsetzen.
    Übrigens, die Bezeichnung »big cheese« geht auf folgende Geschichte zurück, die sich vielleicht aus deutscher Sicht ein bisschen verrückt anhört, aber aus amerikanischer verhältnismäßig normal ist.
    Im Jahre 1802 bekam Präsident Thomas Jefferson von den netten Bürgern aus Cheshire, Massachusetts, einen riesigen, runden

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