Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
mehr auf. Hinter ihm hingen mindestens fünfhundert Mettwürste, aneinander in Dreierreihen gebunden. Diese enorme Menge an Wurst signalisierte jedem, der zufällig vorbeilief: »Egal, wie viel Hunger Sie haben, wir kriegen Sie satt!«
Kurz bevor ich für uns bestellen wollte, fragte ich meine Mutter: »Mom, hier kannst du eine Bockwurst oder eine Bratwurst oder eine Mettwurst oder eine Krakauer oder eine Wienerwurst bestellen. Alles ist lecker. Alles ist super. Hier gibt es keine falschen Entscheidungen. »This is where I learned to love German wurst, Mom. And I hope that after you eat it, you will learn to love German wurst too.« Ihre kurze Antwort war: »Me too, honey. Me too.«
Während wir uns also immer noch in der Warteschlange befanden, betrachtete ich die Leuchttafel, die gleich neben den aufgehängten Wurstsorten hing. Darauf stand der Name »Meister Bock« und darunter »Meister Bocks Philosophie«. Mensch, bin ich froh, in einem Land zu leben, wo Philosophie überall zu finden ist. Hier in Deutschland gibt es nicht nur Heidegger, Kant, Schopenhauer und Nietzsche, sondern auch Meister Bock. Und das finde ich gut so. In seiner Philosophie wurden verschiedene Punkte erwähnt. Besonders ein Satz fiel mir dabei auf: »Unsere Wurst steht unter ständiger Qualitätskontrolle.« Dieser Satz hat mich tatsächlich beeindruckt, denn meistens denkt man überhaupt nicht an die vielen Menschen, die tagein, tagaus diese Qualitätskontrollen durchführen. Ich dachte in dem Moment an die vielen Hotdogs, die ich in meiner Kindheit verdrückt hatte, bei unzähligen Barbecues, 4th-of-July-Partys und Baseball-Spielen und fragte mich, ob es jemals bei diesen Hotdogs Qualitätskontrollen wie in Deutschland
gegeben hatte. Ich denke, wenn man einen Hotdog-Verkäufer in New York City fragen würde: »Und welche Qualitätskontrollen sorgen bei Ihnen dafür, dass diese Hotdog-Erfahrung eine positive sein wird?«, er würde einem seinen gesamten Hotdog-Bestand an den Kopf werfen.
Und dann waren wir endlich dran. Meine Mutter lächelte und sagte in ihrem besten Englisch: »I would like a nice KRAKAUER WURST , please.«
Ich bestellte das Gleiche, und sobald wir unsere Würste in den Händen hielten, fing ich sofort an zu essen. Ich war im siebten Himmel. Meine Mutter versuchte aber erst, ihre Krakauer in einen amerikanischen Hotdog zu verwandeln. Das heißt, sie nahm das Brötchen und versuchte, es aufzureißen — ohne sich mit dem Senf zu bekleckern und ohne dabei die Krakauer auf den Boden fallen zu lassen.
Als ich sie fragte: »Mom, was machst du da?«, antwortete sie: »Ich versuche diese Wurst in dieses Brötchen reinzudrücken.«
»Warum, Mom? Schau mal, die Leute hier machen das anders. Sie haben das Brötchen mit dem Senf auf dem kleinen Stück Pappe in der einen und die Wurst in der anderen Hand.« Ich versuchte, ihr das zu demonstrieren. »Wie ein Dirigent, Mom, wie ein Dirigent. Die Wurst in der einen Hand, dann tunkst du sie ein bisschen in den Senf und dann beißt du ab.«
Aber sie konnte es so nicht essen. Und während sie wieder die viel zu lange Krakauer in das viel zu kleine Brötchen reinzudrücken versuchte - was natürlich nicht so richtig gelang, denn auf beiden Seiten ragte ziemlich viel Krakauer raus -, dachte ich darüber nach, warum Leute ständig versuchen, Sachen, die ganz fremd sind, in etwas Vertrautes zu verwandeln? Wie die deutsche Frau versuchte,
auf Mallorca ihr deutsches Müsli zu bekommen, so versuchte meine Mutter ebenfalls, aus einer Erfahrung, die ihr fremd war, eine vertraute zu machen. Aber im Grunde kann ich es gut nachvollziehen, dass die meisten Menschen immer erst etwas Vertrautes suchen, denn dann scheint man eher in der Lage zu sein, überhaupt etwas Neues aufzunehmen. Eine Freundin von mir, die seit über zehn Jahren verheiratet ist, versucht zum Beispiel ihren unordentlichen Mann in einen ordentlichen zu verwandeln. »Seit zehn Jahren«, sagt sie, »lässt er immer diverse Sachen wie Schuhe, Socken und Unterhosen irgendwo im Haus herumliegen.« Sie sagt, wenn sie nicht da wäre, würden diese Socken und Unterhosen, die vor zehn Jahren auf den Boden geschmissen worden waren, immer noch dort liegen. Aber sie glaubt auch immer noch, dass sie ihn verändern kann. Ich sagte ihr: »Du sollst nie die Hoffnung aufgeben. Ich hoffe auch, dass meine Mutter irgendwann lernt, eine deutsche Wurst richtig zu essen.«
Apropos Wurst: Das Wort »Wurst« höre ich fast jeden Tag. Und wenn man
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