Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
-Filialen. Ich erzählte einmal einem deutschen Freund von dieser wunderbaren Entdeckung, worauf er ganz trocken antwortete: »Warum nicht? Solange sie nicht aus Holz sind, ist das doch kein Problem.«
Wegen solcher Antworten liebe ich euch Deutsche. In Amerika müsste ich lange suchen, bis ich jemanden mit so einer Antwort finden würde. In Deutschland habe ich sogar ein Internetforum zum Thema gefunden, und die Leute
haben ganz Ähnliches geschrieben. 90 Prozent der Einträge klangen total locker und waren auch ziemlich lustig. Einer schrieb zum Beispiel: »Lieber Billy Boy als Billy-Regal.« Ich teile diese Meinung, denn mit Billy Boy bist du nicht stundenlang mit Schrauben beschäftigt!
Ein anderer meinte: »Warum nicht? IKEA ist ja nicht die katholische Kirche!«
Und wieder ein anderer ergänzte: »Wenn auf öffentlich zugänglichen Toilettenräumen Kondome zu kaufen sind, ist es doch wohl ziemlich egal, ob das bei Ikea oder beim Finanzamt ist!«
Mensch, was für ein Gedanke! Man würde das deutsche Finanzamt in einem ganz neuen Licht betrachten, wenn überall Kondomautomaten an den Wänden hängen würden. Man könnte eine neue Image-Kampagne starten à la:
»Hier wird man nicht verarscht, sondern vernascht.«
Ich kann mir vorstellen, dass eine solche Kampagne echt Lust auf die alljährliche Steuererklärung machen und dass kaum einer bis zum letzten Tag warten würde, um seine Unterlagen abzugeben.
Aber mein Lieblingseintrag zum Thema »Kondome bei Ikea« kam von einer vierundsiebzigjährigen Frau, die Folgendes schrieb: »Wie schön, dass es Kondome bei Ikea gibt! Als vierundsiebzigjährige Großmutter liebe ich Kinder über alles - aber Kondome müssen sein. Hoffentlich sind auch ein paar lustige, bunte Kondome dabei, denn das peppt den Appetit auf alles, was Freude macht, wieder auf« Und zum Schluss schrieb sie noch: »Ich muss auch mal wieder zu Ikea fahren - viel Spaß.«
Ich finde diese lockere Haltung in Bezug auf Sex und Kondome hier in Deutschland sehr gut, denn als meine Pubertät im vollen Gange war, musste ich in Amerika in die
Apotheke gehen und speziell nach Kondomen fragen, um überhaupt welche zu bekommen. Und das fand ich immer so peinlich, denn der Apotheker in unserem Ort gehörte der gleichen Kirchengemeinde an wie wir. Und deswegen war es für mich nicht so leicht ... nein, sehr schwierig eigentlich, einfach in seine Apotheke zu gehen und zu sagen: »Hi, Mr. Stevens, I'd like to buy some condoms, please. Yes, ... - those ones! The green ones with the ribs.« Denn hätte ich das tatsächlich zu ihm gesagt, wäre ich wahrscheinlich in den lokalen Abendnachrichten zu sehen gewesen, und ein total ernster Nachrichtensprecher hätte in die Kamera geschaut und gesagt: »A local teenage boy tried to buy condoms at the Jefferson Township Pharmacy today. After asking the pharmacist at the counter: ›Could I have those green condoms, please ... the green ones with the ribs?‹, the pharmacist did the only thing he was able to do in that situation: He got out his gun and shot the horney teenager! - And now the weather.«
Aber die Situation war noch schlimmer, denn man brauchte in vielen amerikanischen Bundesstaaten bis 1977 die schriftliche Genehmigung der Eltern, um Kondome überhaupt kaufen zu dürfen. Stellen Sie sich das mal vor:
»Mom, kannst du mir bitte eine Erlaubnis schreiben, damit ich Kondome kaufen gehen kann?« Ich meine, wie peinlich ist das denn? Eine deutsche Mutter hätte wahrscheinlich zurückgefragt: »Für die 50er-Packung oder reicht dir die 20er?«
Zum Glück beschloss dann 1977 der oberste Gerichtshof in Amerika, der US -Supreme Court, - das höchste Gericht im Lande - eine Änderung dieses Gesetzes und verkündete: Weg mit der schriftlichen Erlaubnis! Und spontan feierten Millionen von pickligen Teenagern im ganzen Land und
verkündeten lauthals: »Kommt, gehen wir in die Apotheke und kaufen den ganzen Scheißladen leer!«
Seit dieser Zeit ist es gesetzlich verboten, Teenagern in Amerika den Kauf von Kondomen zu verweigern. Alle müssen bedient werden. Das heißt im Klartext, seit 1977 ist in den USA der Kondomkunde König, egal wie alt oder jung er ist. Oder ob er im Stimmbruch ist und mehr Pickel hat, als er zählen kann.
An so einem Fall stelle ich wieder fest, dass auch Amerika entwicklungsfähig ist.
Es sind viel mehr Kondome im Umlauf in meinem Heimatland als je zuvor. Und das hat nicht nur dazu geführt, dass die Amerikaner mehr Spaß haben. Diese
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