Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
Vom Netzwerk:
habe, und diese » RUF MICH AN «-Aufforderung hörte, dachte ich:
Wow. Das sagt meine Mutter auch immer zu mir, aber sie hat dabei bestimmt keine Peitsche in der Hand.
     
    Ich finde es auch gut, dass man hier in Deutschland nicht nur jung und schlank sein muss, um Werbung für Sex machen zu können. Man kann übergewichtig sein, sogar sehr übergewichtig und auch ein bisschen älter. Das finde ich
gut, denn das zeigt, dass »sexy sein« hier nicht nur mit Anfang 20 möglich ist, sondern auch mit 50, 60 und sogar 70 plus. Wahrscheinlich kommt daher auch der deutsche Ausspruch: »Je oller, desto doller.«
    Ich habe einmal sogar eine Werbung mit einer Frau gesehen, die sagte: »Eine Oma will dich verwöhnen.« Halbnackt auf einer Couch wiederholte sie ganz locker: »Ruf mich an, eine Oma will dich verwöhnen.« Da wurde mir eines klar: Hier sieht man den großen Unterschied zu Deutschland, denn wenn eine ältere Amerikanerin »verwöhnen« sagt, dann heißt das: Sie will dir einen Kuchen backen!
     
    Wenn du in den USA nicht schlafen kannst und mitten in der Nacht den Fernseher einschaltest, ist an Sex-Werbung nicht zu denken. Das kannst
     du voll vergessen.
    Auf dem einen Kanal versucht einer sein Fitnessgerät an den Mann zu bringen. Auf dem anderen sieht man ein übertrieben freundliches Paar, das dir eine Saftpresse andrehen will, und wieder woanders steht ein dicker Koch in einer Studioküche, der ununterbrochen von seinem Gurkenschäler schwärmt. Und obwohl wir in den USA oft Hunderte von Fernsehkanälen haben, scheint die Devise bei allen zu sein: »At all times keep your clothes on!«
     
    Mit der Zeit habe ich auch festgestellt, dass Deutschland kaum Grenzen kennt. Es geht sogar bis ins Kulinarische. Ich war zum Beispiel einmal in einem Restaurant, und ganz oben auf der Speisekarte stand: »Strammer Max mit zwei Eiern.« Nicht irgendwo versteckt auf der Speisekarte, sondern tatsächlich ganz oben und für alle lesbar!
    In Amerika wäre das undenkbar. Ich meine, stellen Sie
sich mal vor: Sie gehen in ein Restaurant in Amerika und sagen bei der Bestellung: »I would like a stiff Max with two big balls, please.« Das kann man in Amerika nicht sagen! Denn wenn man das sagen würde, würde man denjenigen wahrscheinlich sofort verhaften. Und dann würde man im Gefängnis landen, in dem man jeden Tag einen Stiff Max bekommen würde. Aber leider nicht den, den man bestellt hat!

Freundschaft/Friendship
    Um Freundschaften hier in Deutschland zu schließen, braucht man echt viel Zeit und Geduld. Natürlich übertreibe ich ein bisschen, aber ich habe oft das Gefühl, dass das in den USA viel schneller vonstatten geht als in Deutschland.
    In Amerika schließt du Freundschaften ungefähr so: Man spricht jemanden mit einem freundschaftlichen »Hi, ich bin John« an, und dann sagt der andere: »Und ich bin Jim.« Und innerhalb von fünf Minuten hat man bereits das Gefühl, dass man mit Jim gut befreundet ist. Und zehn Minuten später, dass man sogar mit Jim sehr gut befreundet ist. So gut sogar, dass es überhaupt kein Problem ist, einer dritten Person - die sagen wir, Fred heißt - zu sagen: »Nice to meet you, Fred. My name is John. And this is my really good friend Jim.«
    Nein, natürlich übertreibe ich auch hier ein bisschen. Natürlich brauchen auch Amerikaner mehr als zehn Minuten Zeit um gute Freundschaften zu schließen. Ich habe gehört, es gibt welche, die zwanzig Minuten brauchen! Das war auch der Grund, warum ich anfangs mit der Kontaktaufnahme in Deutschland »leichte« Schwierigkeiten hatte. Ich erwartete amerikanische »Hi, how are you?-Turbo-Freundschaftsschließungen und bekam dafür abwartende, vorsichtige, deutsche Freundschaftsgeschwindigkeiten. Ich war verwirrt. Ich war unsicher. Ich fühlte mich sofort abgewiesen, besonders wenn Leute, die Manfred oder Sven oder Stefan hießen, sofort das Weite suchten, wenn ich mit meiner
damals sehr auffälligen amerikanischen Art anrückte. Aber Gott sei Dank tauchte ziemlich bald Martina, meine damalige Retterin, baldige Freundin und zukünftige Ehefrau in meinem Leben auf. Sie sagte mir etwas, was mir ungemein geholfen hat, um die Deutschen besser zu verstehen und gern zu haben. Sie schaute mir tief in die Augen, als ich gerade in einer gewissen »Why don't the Germans like me?«-Stimmung war, und sagte mir etwas, was ich bis zum heutigen Tag nicht vergessen habe: »John, die Tatsache, dass es für dich schwierig ist, mit Deutschen Freundschaften zu schließen,

Weitere Kostenlose Bücher