Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
wahrscheinlich die, die aus Köln angereist waren.
Barack Obama sah, als er die Bühne betrat, aus wie eine Mischung aus John F. Kennedy und Denzel Washington. An jenem Tag in Berlin hätte er wirklich alles sagen können, und die Leute hätten geantwortet: »Yes, we can! YES WE CAN !« Er war auch sicher nicht mit zig Fragen im Gepäck angereist, wie sie sich viele Comedians vor ihrem Auftritt stellen:
Kommen überhaupt Zuschauer heute Abend?
Und werden die, die kommen, mich mögen?
Werden die am Ende der Show noch wach sein?
Und wird es wieder Zuschauer geben, die in der ersten Reihe sitzen und mich die ganze Zeit apathisch angucken? Nach dem Motto: »Eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt wäre lustiger als das, was der da quatscht!«
Solche Gedanken brauchte sich Barack Obama an diesem Tag wirklich nicht zu machen.
Während ich seinen Auftritt im Fernsehen mitverfolgte, dachte ich:
Noch nie habe ich so
viele optimistische Deutsche zur
gleichen Zeit am gleichen Ort erlebt.
Das alles kam mir vor wie bei ›Wetten, dass..?‹.
»Ich wette, dass innerhalb von 60 Minuten 200000 gut gelaunte, optimistische Deutsche zum Brandenburger Tor kommen werden. Und dass diese auch gut gelaunt bleiben, während ein amerikanischer Politiker eine Rede hält.«
Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn sich plötzlich Thomas Gottschalk ins Bild geschoben hätte, um zu sagen: »Top! Die Wette gilt!«
Erster Mann/First Lady
Ein großer Vorteil für mich als Amerikaner in Deutschland ist, dass ich die verschiedensten Dinge miteinander vergleichen kann. Das amerikanische Kino mit dem deutschen Kino. Amerikanische Autos mit deutschen Autos. Amerikanische Sex-Shops mit deutschen Sex-Shops. Ich vergleiche auch amerikanische Politiker mit deutschen Politikern. Und nicht nur die, sondern auch - wie man das sowohl in Deutschland als auch in Amerika sagt - »ihre besseren Hälften«.
Nehmen wir zum Beispiel die jetzige First Lady der USA , Michelle Obama. Neben ihrem ganz normalen Job als First Lady ist sie ständig der Medienaufmerksamkeit ausgesetzt, und ich kann mir vorstellen, dass ihr das Ganze nach einer Weile tierisch auf die Nerven geht. Hier sind einige Themen, die Michelle bestimmt nerven.
Thema 1: Ihr Gewicht.
Es ist unglaublich, wie viele Amerikaner sich mit Michelles Gewicht beschäftigen. »Hat sie zugenommen? Hat sie abgenommen?« Und wenn sie zugenommen hat, wird darüber spekuliert, ob sie nur deswegen zugenommen hat, weil sie traurig ist. Und wenn sie wieder abgenommen hat, vermutet man, dass sie wohl immer noch traurig ist.
Einen solchen Unsinn muss Joachim Sauer, Deutschlands First Man, nicht mal fünf Minuten lang über sich ergehen lassen. Keiner fragt sich: »Ist er dünner geworden? Oder dicker?« Und wenn er richtig zunehmen würde: »Warum
sieht er denn jetzt aus wie einer von den Wildecker Herzbuben?« Das interessiert keinen.
Aber in den USA ticken die Uhren halt anders. Weil das so ist, kann man sogar in Las Vegas auf Michelle Obamas Gewichtsschwankungen Wetten abschließen.
»Wird Frau Obama in den nächsten vier Jahren abnehmen? Wird sie zunehmen?
Seien Sie dabei und wetten Sie bei uns!«
Es gibt sogar Internetforen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Bei Yahoo wird die Frage gestellt: »Ist Michelle Obama fett?« Hier sind einige Antworten:
- »Ja, sie ist fett.«
- »Nein, sie ist nicht fett.«
- »Keine Ahnung.«
- »Sie ist nicht so dünn wie ein Model.«
- »Sie ist eine sexy, kurvige schwarze Frau, und wir können nichts dafür, wenn wir kurvig sind.«
- »Ja, sie ist ein bisschen fett. Sie hat einen dicken Bauch.«
- »Ich finde sie überhaupt nicht fett. Sie hat einen normalen Umfang.«
- »Wenn Leute meinen, dass sie fett ist, dann sollten sie sich eine Brille kaufen!«
- »Nein, sie ist nicht fett. Sie ist propper!«
- »Schau mal ihre dünnen Arme an!« Und last but not least ...
- »Nein, sie ist überhaupt nicht fett, sondern intelligent und eine gute Mutter. Denn das ist wichtiger.«
Als ich die gesamte Liste der Bemerkungen gelesen hatte, fragte ich mich:
Haben diese Leute nichts anderes zu tun, als solche Kommentare abzugeben?
Die traurige Antwort lautet:
»Wahrscheinlich nicht.«
Thema 2: Was hat sie an?
Amerika ist nicht das einzige Land, das sich mit Michelle Obama beschäftigt. Auch die ganze Weltpresse scheint sich mit ihr auseinanderzusetzen. Besonders mit der Wahl ihrer Kleidung. Als ihr Mann Präsident wurde, hat sogar die ›People's Daily‹ aus
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