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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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China zu Michelle Obamas Kleid geschrieben: »Michelle Obamas Kleid war eine freundliche Botschaft der Hoffnung.«
    Hier in Europa schrieb ›derStandard‹ aus Wien: »Ein glänzender Auftritt [...] Michelle Obama präsentierte sich als neue First Lady im goldenen Mantel-Kleid.«
    Eine andere österreichische Zeitung, die ›Kleine Zeitung‹, ergänzte: »Mit der Wahl eines zitronengrasgelben Kleides unter einem entsprechenden Mantel fand die neue First Lady viel Applaus.« Aber weit weg in Namibia gab es noch offene Fragen. Die Tageszeitung ›The Namibian‹ kommentierte das Ganze mit einer Frage: »Michelle Obamas Kleid: Welche Farbe hatte es wirklich?«
    Ich bin froh, dass man nicht jeden Tag Ähnliches über Angela Merkels Mann Joachim Sauer lesen muss. Stellen Sie sich vor, die ›Bild‹-Zeitung würde schreiben: »Der Anzug des First Gentleman passte nicht zu seiner Augenfarbe.« Und am nächsten Tag würde man über die Farbe seiner Krawatte herziehen. Und dann würde ich beim Arzt im Wartezimmer sitzen, ›Die Bunte‹ lesen und erfahren, dass er beim letzten Empfang die total falschen Schuhe angehabt hatte.
    Das wäre furchtbar.
    Mensch, im Vergleich zu Michelle Obama hat Joachim Sauer das bessere Los gezogen. Ich kann mir sogar vorstellen, er könnte nackt durch die Gegend laufen und keiner würde davon Notiz nehmen. Da würde höchstens die ›Bild‹-Zeitung
ein Foto mit der Unterschrift abbilden: »Joachim Sauer - der Mann der Kanzlerin auf dem Wege zum FKK -Strand.«
     
    Thema 3: Lästige Pflichttermine
    Joachim Sauer hat noch andere Vorteile gegenüber Michelle Obama. Frau Obama muss neben ihren regulären Terminen, die Politik und Gesellschaft betreffen, auch Termine wahrnehmen, so genannte »Feel-good-Termine«, um zu beweisen, dass sie kein abgehobener, sondern ein ganz normaler Mensch ist. Zum Beispiel wenn die besten Apfelkuchen-Bäckerinnen aus ganz Amerika das Weiße Haus besuchen, muss die First Lady dabei sein, um zu sagen: »Hey, super, Apfelkuchen! Wie lecker!« Und wenn die beste Schneiderin der Altersklasse U 95 das Weiße Haus besucht, muss sie auch dabei sein.
    Ich denke, wenn Joachim Sauer, der renommierte Chemieprofessor, so etwas beiwohnen müsste, hätte er damit nach einiger Zeit echte Probleme. Er würde nach einer Weile wahrscheinlich sagen: »Meine Damen, das, was Sie gerade erzählt haben, ist alles ganz schön und nett, aber jetzt würde ich gerne über die Struktur der molekularen Cluster in der Gasphase reden.«
     
    Thema 4: Zusammen wohnen
    Es gibt noch einen weiteren Vorteil, den der Partner des deutschen Regierungschefs den amerikanischen First Ladys voraus hat. Wenn man zum Beispiel nicht nach Berlin ziehen will, dann muss man nicht. Wie es bei Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Frau Doris der Fall war. Ich fand es erstaunlich, als Germany's First Lady Doris damals sagte: »Gerd, ich will nicht nach Berlin ziehen. Ich
will mit meiner Tochter in Hannover bleiben.« So was wäre bei den Amis unmöglich. Michelle Obama hätte nie und nimmer sagen können: »Schatz, ich ziehe nicht ins Weiße Haus, sondern bleibe in Chicago.« Und vor ihr hätten Barbara Bush und Hillary Clinton das auch nicht gedurft. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass Hillary Clinton während der Lewinsky-Affäre vielleicht öfters daran gedacht hatte, aus dem Weißen Haus auszuziehen. Ihren Ehemann Bill hätte das möglicherweise gar nicht so traurig gemacht. Vielleicht hätte er sogar gesagt: »Kein Problem, Schatz, ich helfe dir beim Packen.«

Erster Hund/First Dog
    Wenn ich sehe, wie müde Präsident Obama manchmal wirkt, dann bin ich froh, dass ich seinen Job nicht habe. Und wenn ich seinen Hund, Amerikas First Dog bei all
seinen
Terminen und Verpflichtungen sehe, bin ich froh, dass ich auch
seinen
Job nicht habe.
    Amerikas jetziger First Dog ist ein portugiesischer Wasserhund namens »Bo«. Oder um genau zu sein: »Bo Obama.« Und genau wie sein Vorgänger, dem schottischen Terrier »Barney«, der Präsident Bush jahrelang begleitet hat, wird auch er bestimmt kein einfaches Leben haben. Denn im Gegensatz zu Hunden von Privatmenschen sind die Anforderungen, die an Bo gestellt werden, extrem hoch. Er darf kein gewöhnlicher Hund sein, der nur in der Gegend rumliegt und pennt und anfängt zu bellen, wenn ausländische Staatsgäste vorbeischauen. Und er darf sie auf gar keinen Fall beißen, anlecken oder sich an ihren Hosenbeinen reiben. So was könnte schnell zu einer internationalen

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