Dopingmixer
ausgeflogen zu sein. Seine letzte Hoffnung war Elizabeth. Die war zwar da, wollte aber gerade aus dem Haus, Richtung Schwimmbad. »Keine Ahnung, wo Lys steckt«, rief sie, »ich habe sie auch seit drei Tagen nicht mehr gesehen.«
»Hat sie dir gesagt, ob sie wegfahren wollte?«
»Nicht, dass ich wüsste. Entschuldige, aber ich muss los.«
Enttäuscht ließ Justus den Hörer sinken. Seit Glenn und Benny aufgetaucht waren, benahm sich Lys so sonderbar. Und jetzt ging sie auch noch auf Tauchstation. Unwirsch verscheuchte Justus eine Fliege, die über sein T-Shirt krabbelte. Aber dann riss er sich zusammen und nahm wieder das Telefon zur Hand.
»Justus Jonas«, sagte er, als Cotta sich meldete.
»Tag, Justus. Na, wo brennt’s diesmal?« Die Stimme des Polizeiinspektors klang ruhig und sachlich wie immer. Justus war heilfroh, dass sie ihn hatten. Die drei ??? konnten Cotta zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen und ihn nach einer Information oder auch um Rat fragen. Justus, der als Chef der drei Detektive den Kontakt zu dem Polizeioffizier hielt, wusste am besten, dass er sich hundertprozentig auf Cotta verlassen konnte. Schon ein paar Mal hatten Cotta und seine Leute die drei ??? aus gefährlichen Situationen befreit. Aber Justus wusste auch, dass die Polizei und speziell Cotta froh darüber waren,dass es die drei ??? in Rocky Beach gab. Schließlich hatten sie schon manchen Fall gelöst, bei dem die Polizei nicht vorangekommen war. Und oft hatten sie Gaunereien aufgedeckt, von denen die Polizei noch gar keine Ahnung hatte.
»Brennen ist vielleicht ein bisschen übertrieben«, erwiderte Justus. »Trotzdem möchte ich gern wissen, ob Sie schon mal davon gehört haben, dass Pflanzen geraubt und anschließend verkauft werden.«
»Nein. Noch nie.« Cotta blieb wie immer ganz nüchtern. Allerdings konnte er auch ganz schön spöttisch sein, wie sich gleich darauf wieder zeigte. Justus wusste, dass Cotta das brauchte, um das innere Gleichgewicht bei diesem Job zu behalten. »Aber vielleicht ist das gar keine schlechte Idee. Ich werde sie der Mafia stecken, mit deiner Erlaubnis. Vielleicht kauft irgendein Pate sie uns ab. Mit einem Rhododendron den schnellen Dollar machen – ein neuer Erwerbszweig für die Unterwelt.« Cotta lachte kurz und trocken auf. »Warum fragst du?«
»Ich kenne da eine ältere Dame«, fing Justus an und erzählte die ganze Geschichte von Mrs Sharp und ihrem Grünzeug. Natürlich ohne ihren Namen und Adresse zu nennen. »Sie will aber nicht, dass die Polizei eingeschaltet wird«, endete er seinen Bericht.
»So? Und warum will sie das nicht?«
»Sie hat ja schon uns engagiert, meint sie.«
»So, so.« Justus hatte den Eindruck, als hätte Inspektor Cotta noch irgendeinen spitzen Kommentar auf der Zunge. Aber offenbar verkniff er ihn sich. »Hoffentlich«, sagte Cotta, »hat deine Freundin einen harten Schädel. Für den Fall, dass es sich um Wiederholungstäter handelt.«
»Wir werden den Fall lösen, bevor sie wiederkommen«, verkündete Justus.
»Freut mich zu hören«, gab Cotta zurück. »Habt ihr schon eine heiße Spur?« Justus musste zugeben, dass sie nichts dergleichen hatten. Er verabschiedete sich vom Inspektor und legte auf. Durch das Fenster des Campingwagens sah er einem Spatzen zu, der auf dem Schrottplatz von Titus Jonas auf der vergeblichen Suche nach Nahrung hierhin und dorthin hüpfte. Er flatterte davon, als Onkel Titus sich näherte, mit wiegenden Schritten hinüber zum Schuppen ging und darin verschwand. In diesem Augenblick entschloss sich Justus blitzschnell. Jeden Moment konnte Onkel Titus aus dem Schuppen auftauchen, vielleicht schon wieder mit dem lästigen Einfall, der Neffe solle ihm bei irgendwelchen Aufräumarbeiten in diesem riesigen Schuppen helfen. Jedenfalls kam er Justus immer riesig vor, wenn er darin Ordnung schaffen sollte. Es war ihm jetzt aber überhaupt nicht danach, Tische, Stühle und Stehlampen hin- und herzuschleppen oder alte Spiegel abzustauben.
In Sekundenschnelle saß Justus Jonas auf seinem Fahrrad, und eine knappe halbe Stunde später kam er vor dem alten roten Backsteinhaus an, in dem Lys de Kerk wohnte. Er war schweißgebadet. Er hatte an Pfarrer Kneipp gedacht und sich für seine Verhältnisse körperlich richtig verausgabt. Wenn Lys da war, hatte er gedacht, würde er sie fragen, ob er bei ihr duschen könne. Kalt und warm.
Lys’ winziges Zwei-Zimmer Apartment lag in einer ruhigen Wohnstraße, im Dachgeschoss eines gemütlichen
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