Doppelbelichtung
nur zu bereit waren, sie auszuführen, aber schon bald wurde Doug Hayward zu ihrem Lieblingsbegleiter und Vertrauten.
Doug stand kurz vor dem High-School-Abschluß, war Leiter des Diskussionsclubs und Quarterback des Footballteams, aber seine Hauptanziehungskraft auf Corey bestand in der Tatsache, daß auch er hoffnungslos in jemanden verliebt war, der in der Ferne weilte. Daher konnte sie mit ihm über Spencer sprechen und bekam ein paar Einsichten über männliches Verhalten von einem Jungen vermittelt, der -wie Spencer - älter war, klug und sportlich, und in ihr mehr eine Schwester als eine wirkliche Freundin sah.
Doug belehrte sie darüber, was »ältere Männer« an ihren Freundinnen besonders gefiel, und half ihr mit Ideen aus, wie sie erst Spencers Aufmerksamkeit und dann sein Herz fesseln konnte. Manche von Dougs Ratschlägen waren nützlich, manche unpraktisch und manche schlichtweg erheiternd.
Im Mai, kurz nach Coreys siebzehntem Geburtstag, führten sie eine längere Diskussion über Kußtechniken - ein Gebiet, auf dem Corey erschütternd unerfahren war -, aber als Doug versuchen wollte, einige der gerade besprochenen Methoden zu demonstrieren, wurden sie von Lachkrämpfen geschüttelt. Sie lachten noch immer, als sie vor ihrer Haustür standen.
»Tu mir einen Gefallen«, scherzte Doug, »erwähne bloß meinen Namen nicht, falls du Addison jemals von heute abend erzählst. Ich habe keine Lust, mir den Arm von einem eifersüchtigen Typen brechen zu lassen, bevor ich auch nur die Chance bekomme, im Footballteam des College zu spielen.«
Sie hatten bereits die Möglichkeit erwogen, Spencer eifersüchtig zu machen, aber Dougs Vorschläge in dieser Hinsicht kamen Corey allzu durchsichtig vor - und das Ergebnis höchst unsicher. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Spencer wegen mir eifersüchtig werden könnte«, seufzte sie, »von körperlichen Angriffen ganz zu schweigen.« „Dieses Risiko würde ich lieber nicht eingehen. Das Wissen, daß die eigene Freundin einen anderen geküßt hat, kann selbst den vernünftigsten Typen durchdrehen lassen. Du kannst mir glauben«, fügte er hinzu und wandte sich zum Gehen, »das weiß ich aus Erfahrung.«
Corey sah ihm nach, wie er auf sein Auto zuging. Sie sah ihm noch immer nach, als seine Rücklichter längst verschwunden waren, und als sie endlich ins Haus ging, hatte sie einen Entschluß gefaßt.
Gleich nach Spencers Rückkehr im Juni überredete sie Diana dazu, ihrer Mutter vorzuschlagen, ihn ein paar Tage später zum Abendessen einzuladen. Mrs. Foster war sofort dazu bereit. »Spencer schien ja ganz begeistert zu sein«, teilte sie der in der Küche versammelten Familie mit, als sie den Telefonhörer wieder auflegte.
»Dieser junge Mann weiß eben die Vorzüge echter Hausmannskost zu schätzen«, erklärte Rose.
»Ihm gefallen die Vater-Sohn-Gespräche, die ich mit ihm über Geld und Verdienstmöglichkeiten geführt habe«, verkündete Mr. Foster. »Auch ich habe sie vermißt.«
»Ich sollte endlich mein Projekt in der Werkstatt beenden«, meinte Henry nachdenklich. »Spencer hat einen Blick für gute Tischlerarbeit. Er hätte Architektur studieren sollen statt Finanzwissenschaft. Er ist von allem fasziniert, was mit dem Bauen zu tun hat.«
Corey und Diana lächelten sich verschwörerisch an. Ihnen war gleichgültig, aus welchen Motiven Spencer kam, wenn er nur kam und lange genug blieb, daß Corey ihn hinauslocken und ihren Plan durchführen konnte. Dianas Beitrag bestand darin, die Familie nach dem Essen zu einem Kinobesuch zu überreden, Diana hatte extra einen Film ausgewählt, den Corey bereits kannte, so daß sich niemand etwas dabei denken würde, wenn sie zu Hause blieb.
Als Spencer endlich klingelte, war Corey ein zitterndes Nervenbündel, schaffte es aber, durchaus gelassen zu wirken, als sie ihm in die Augen blickte und kurz umarmte. Beim Essen saß sie ihm gegenüber und musterte verstohlen die Veränderungen, die sechs Monate auf seinem geliebten Gesicht hinterlassen hatten, während er über seine weiteren Studienpläne sprach. Seine hellbraunen Haare kamen Corey ein wenig dunkler vor und die männlichen Züge härter, aber das atemberaubende Lächeln hatte sich überhaupt nicht verändert. Jedesmal, wenn er über eine scherzhafte Bemerkung von ihr lächelte, schmolz Coreys Herz dahin, aber wenn sie zurücklächelte, dann freundlich-neckend und nicht anbetend. Ihrer Statistik zufolge war sie sechsundvierzigmal ausgewesen, seit
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