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Doppelbelichtung

Titel: Doppelbelichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die Hand auf die Klinke und vertraute ihr lächelnd an: »Meine Mutter und mein Stiefvater wollten ihre Freunde hier wohnen lassen, aber Onkel Spencer erklärte, es sei für Sie »reserviert«.« Sie öffnete schwungvoll die Tür, trat zur Seite, um Corey den Blick nicht zu verstellen, und sah sie erwartungsvoll an.
    Corey war sprachlos.
    »Es wird Duchesse-Suite genannt«, erläuterte Joy.
    Stumm betrat Corey das riesige Zimmer, das so prachtvoll war, als stamme es direkt aus dem Sommerpalais des letzten Zarenpaares. Der Raum war ausschließlich in blaßblauen und goldenen Farbtönen gehalten. Eine goldene Krone zierte den Betthimmel, von dem Stoffbahnen aus blauer Seide in anmutigen Falten auf den hellblauen Teppich fielen.
    »So heißt es, weil der ursprüngliche Besitzer des Hauses eine Tochter hatte, die mit ihrer Hochzeit Herzogin von Claymore wurde. In diesem Zimmer wohnte sie, wenn sie aus England zu Besuch kam, und seither heißt es die »Herzogin-Suite«. Als Onkel Spencer das Haus vor wenigen Jahren kaufte, ließ er alle Räume genauso wiederherstellen, wie sie vor hundert Jahren ausgesehen haben, als das Haus gebaut wurde.«
    Corey riß sich zusammen und sah Joy an. »Es ist einfach atemberaubend. Räume wie diesen hier habe ich bisher nur auf Bildern europäischer Paläste gesehen.«
    Joy nickte und fügte lächelnd hinzu: »Onkel Spencer sagte, er hätte Sie -Duchesse« genannt, als Sie in meinem Alter waren. Vermutlich wollte er deshalb, daß Sie diesen Raum bekommen.«
    Diese Mitteilung wirkte sich entschieden besänftigend auf Coreys Meinung über Spencer aus. Als junger Mann hatte er ihre Gefühle auf geradezu unzulässige Weise verletzt, aber offensichtlich war er mit dem Alter ein wenig rücksichtsvoller geworden. Doch dann machte sie sich bewußt, daß sie ihm für eine kleine Geste, die ihn absolut nichts kostete, zuviel Ehre antat.
    »Das Dinner beginnt um acht«, sagte Joy, bevor sie die Duchesse-Suite verließ.

6
    Der kleine Raum neben der Küche war nicht die dunkle Abstellkammer, die sich Corey darunter vorgestellt hatte, sondern ein sehr behagliches Erkerzimmer, dessen Fenster auf den weiten Rasen hinausführten. Im Näherkommen hörte Corey bereits die Stimme ihrer Mutter und mußte unwillkürlich lächeln, als sie den kleinen Raum betrat.
    Und Spencer sah.
    Er hockte auf der in den Erker hineingebauten Eckbank und lächelte Coreys Mutter an, die direkt neben ihm saß. Coreys Großmutter saß neben Mrs. Foster und daneben Joy. Der Tisch war für fünf Personen gedeckt.
    Coreys Lächeln erstarrte, ihr Schritt wurde zögerlich, aber sie nahm sich rechtzeitig zusammen, bevor ihre Großmutter sie entdeckte. »Da ist Corey ja endlich. Du kommst spät, Liebchen. Meine Güte, siehst du heute abend chic aus. Ist das neu?«
    Am liebsten wäre Corey im Boden versunken. Damit wurde angedeutet, sie hätte ihren schwarzen Jerseyanzug mit den schmalen Spaghettiträgern eigens zu diesem Anlaß angezogen - was natürlich auch der Fall war. Warum eigentlich? Sie hatte doch gar nicht gewußt, daß Spencer mit ihnen essen würde. Spencer ...
    Mein Gott, was sollte er nur von ihr denken?
    Spencer Addison dachte zunächst einmal daran, wie sehr sich ihr ganzer Körper bei seinem Anblick verspannt hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er mit dem Tisch saß. Und es paßte ihr nicht. Diese Erkenntnis verblüffte und schmerzte ihn.
    Er sah, daß sie sich mit der gleichen Anmut auf den Tisch zubewegte, die sie schon als Teenager besessen hatte, und er lächelte sie an. Doch sie lächelte glatt durch ihn hindurch, und er empfand plötzlich den unsinnigen Drang, aufzuspringen, ihr den Weg zu verstellen und sie anzuherrschen: Verdammt, Corey, sieh mich an! Er konnte nicht glauben, daß diese kühle, reservierte junge Frau, die sich kaum an ihn zu erinnern schien, dieselbe Corey Foster war, die er gekannt hatte.
    Doch etwas an ihr hatte sich nicht verändert, stellte Spencer fest. Noch immer konnte sie einen Raum erhellen, wenn sie ihn betrat. Gleich nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatte und mit den anderen zu sprechen begann, wirkte die ganze Atmosphäre heiterer, lockerer. Wenigstens das war noch so wie früher. Allerdings war Corey früher froh gewesen, ihn zu sehen.
    Bilder aus diesen Tagen tauchten vor ihm auf - die Erinnerung an ein liebenswertes Kind, das mit der Kamera um den Hals bei seinen Tennispartien aufgetaucht war. »Mir ist eine supertolle Aufnahme von deinem ersten Aufschlag gelungen,

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