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Doppelbelichtung

Titel: Doppelbelichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die Arme und beschloß, sein Unbehagen in vollen Zügen zu genießen. Er wirkt wie vom Donner gerührt, stellte Corey mit gewissem Amüsement fest.
    »Ich habe was getan?« fragte er gereizt und sah Corey an, als rechne er damit, daß ausgerechnet sie ihm mit einem Dementi zur Hilfe kommen würde. Statt einer Antwort hob sie nur die Brauen.
    »Du hast ihr das Herz gebrochen«, wiederholte Coreys Großmutter.
    »Und wie genau soll ich das getan haben?« erkundigte er sich und setzte scheppernd die Kaffeetasse wieder ab, aus der er gerade trinken wollte.
    Rose Britton quittierte seine Vergeßlichkeit mit einem empörten Blick und richtete ihre Antwort ausschließlich an seine Nichte. »Als Corey im letzten Jahr auf der High-School war, bat sie Ihr Onkel, sie zum Weihnachtsball begleiten zu dürfen. Nie zuvor habe ich Corey so aufgeregt erlebt. Sie und Diana - Coreys Schwester - liefen wochenlang durch die Geschäfte, bis sie das richtige Kleid gefunden hatten, um ihn zu beeindrucken. Als der große Tag da war, verbarrikadierte sie sich stundenlang in ihrem Zimmer. Kurz bevor Spencer erscheinen sollte, kam sie herunter. Himmel, war das ein Anblick! Sie sah so wunderschön und erwachsen aus, daß ihrem Grandpa und mir die Tränen in die Augen stiegen. Wir haben natürlich Fotos gemacht, aber noch ein paar Bilder auf dem Film übriggelassen, damit wir sie zusammen mit Spencer aufnehmen konnten.«
    Sie hielt gekonnt inne, um einen Schluck Wasser zu trinken, und Corey fiel zum ersten Mal auf, daß ihre Großmutter ein bisher unentdecktes dramatisches Talent hatte. Die arme Joy war an den Rand ihres Sitzes gerutscht und funkelte ihren Onkel ausgesprochen böse an. Spencer sah Rose Britton mit gerunzelter Stirn an, und Coreys Mutter hatte den Blick fest auf ihren Teller geheftet. Langsam begann Corey, sich wirklich zu amüsieren.
    »Und was ist dann geschehen?« fragte Joy.
    Sorgfältig setzte Coreys Großmutter das Glas wieder ab und wandte sich mit tiefbekümmertem Blick wieder Joy zu. »Dein Onkel hat sie versetzt.«
    Joy sah Spencer fassungslos, so unendlich anklagend an, daß Corey fast Mitleid mit ihm empfand. »Onkel Spencer«, ächzte sie entsetzt, »nein, Onkel Spencer!«
    »Doch«, beharrte Rose Britton. Spencer öffnete den Mund zu einer Rechtfertigung, aber noch war sie nicht mit ihm fertig. »Es brach mir fast das Herz, wie Corey stundenlang am Fenster wartete. Sie konnte einfach nicht glauben, daß er nicht kam.«
    »Und so haben Sie den Ball versäumt ?« fragte Joy Corey mit der Art von entsetztem Mitgefühl, das unter diesen Umständen nur Frauen füreinander aufbringen können.
    »Nein, hat sie nicht«, erklärte Spencer.
    »O doch.«
    »Ich glaube, hier herrschen einige Mißverständnisse vor«, sagte Spencer, und sein vorgeschobenes Kinn ließ ihn noch schurkischer aussehen, als er seinerzeit gewesen war. »Ich habe Corey an diesem Abend versetzt«, fuhr er fort und richtete sein Verteidigungsplädoyer vor allem an seine Nichte. »Ich hatte total vergessen, daß ich Corey zu diesem Ball begleiten sollte, und fuhr statt dessen über die Feiertage nach Aspen. Jetzt weiß ich, daß ich meine Entschuldigung nie meiner Großmutter hätte überlassen dürfen, aber sie war sehr erregt und beharrte darauf. Dieser beiden Punkte bekenne ich mich schuldig, aber den Rest der Geschichte, die du gerade gehört hast ...« Er brach ab und suchte nach einer höflichen Formulierung dafür, daß Coreys Großmutter absoluten Blödsinn erzählt hatte, »habe ich ganz anders in Erinnerung. Corey war längst verabredet und hatte bereits ihr Kleid, aber ihr Begleiter hat in der letzten Minute abgesagt. Da auch die anderen Jungen ihres Freundeskreises bereits andere Verpflichtungen hatten, schlug mir Diana vor, mich Corey als Ersatz anzubieten, was ich auch getan habe. Ich war kein Freiwilliger, ich war Rekrut. Und der einzige Grund, aus dem Corey mit mir zu diesem Ball gehen wollte, war der, daß kein anderer zur Verfügung stand - mit Ausnahme jenes jungen Mannes, den sie als Ersatz für mich anrief. Ich«, setzte er unverblümt hinzu, »war ihre vorletzte Wahl.«
    Er hielt kurz inne, lächelte Coreys Großmutter geheuchelt verständnisvoll an und fügte hinzu: »Mein Gedächtnis ist zwar auch nicht das allerbeste, aber ich weiß das alles noch sehr genau, weil es mir höchst unangenehm war, den Ball vergessen zu haben. Daher war ich sehr erleichtert, als ich erfuhr, daß Corey mit einem anderen dort gewesen ist.« »Deine

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