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Doppelbelichtung

Titel: Doppelbelichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Spencer.« Es war ein lausiger Aufschlag gewesen, und das hatte er ihr auch gesagt. »Ich weiß«, hatte sie mit ihrem ansteckenden Lächeln erwidert, »aber meine Aufnahme davon ist einfach toll.«
    Und dann, eines Tages, als sie ungefähr fünfzehn war, tauchte er unerwartet bei den Fosters auf und sah sie über den Rasen auf sich zukommen. Ihre honigfarbenen Haare wehten ihr um die Schultern, ihre Augen waren so blau und klar wie der Sommerhimmel. Ein goldenes Mädchen - funkelnd und strahlend, mit langen Beinen und einem lachenden Gesicht. Von diesem Tag an war sie sein goldenes Mädchen gewesen - unveränderlich, konstant, strahlend. Er sah sie wieder unter dem Mistelzweig in der Halle stehen. Sie war sechzehn und sah sehr erwachsen aus. »Weißt du nicht, daß es Unglück bringt, die Weihnachtsbräuche im Haus von Freunden zu mißachten<<
    Er war ausgewichen. »Bist du sicher, daß du dafür alt genug bist?«
    Natürlich hatte er gewußt, daß sie unsterblich in ihn vernarrt gewesen war. Aber er hatte auch gewußt, daß sich das mit der Zeit auswachsen, daß sie ihm entwachsen würde. Es war nur natürlich, daß Jungen ihres Alters seinen Platz in ihrem Herzen einnehmen würden.
    Damit war zu rechnen gewesen, und doch hatte es ihn ein wenig geschmerzt, als es dann dazu kam. Mehr als ein wenig. Er hatte nicht einmal etwas davon bemerkt - bis zu jenem Abend, als sie ihn zu diesem Kußexperiment herausforderte. Gott, war er sich mies vorgekommen für das, was er ihr damals angetan hatte, aber noch mieser für das, was er ihr antun wollte - einem siebzehnjährigen Mädchen! Seinem goldenen Mädchen ...
    »Stimmt irgend etwas mit deinem Glas nicht, Onkel Spencer?« brach Joys Stimme in seine Erinnerungen ein.
    Er sah sie verdutzt an. »Meinem was?«
    »Deinem Weinglas. Du starrst es nun schon eine ganze Zeit unverwandt an.«
    Spencer räusperte sich verlegen und beschloß, sich wieder der Gegenwart zuzuwenden. »Tut mir leid. Ich war mit den Gedanken woanders. Worüber habt ihr gerade gesprochen?« »Hauptsächlich über meine Hochzeit, aber das Thema beginnt uns alle ziemlich zu langweilen. Außerdem ist jede Einzelheit längst besprochen und vorbereitet.«
    »Deine Hochzeit langweilt uns nicht im geringsten«, erklärte Corey hastig und aus der Befürchtung heraus, daß sich Spencer jetzt an der Unterhaltung beteiligen würde, was ihr überhaupt nicht gefallen würde. »Selbst wenn Sie glauben, daß für alles vorgesorgt ist, gibt es immer wieder etwas, was man vergißt. Mitunter sind das sehr wichtige Dinge.««
    „Zum Beispiel?« fragte Joy.
    Krampfhaft zermarterte sich Corey das Hirn nach einem Thema, das noch nicht besprochen worden war. »Nun ... äh ... Haben Sie daran gedacht, die Heiratslizenz zu beantragen? «
    »Nein, aber der Friedensrichter wird sie mitbringen.«
    »Ich glaube nicht, daß er das tun kann«, entgegnete Corey und wunderte sich darüber, daß Angela derart simple Erfordernisse vergessen zu haben schien. »Ich habe mehrfach als Trauzeugin an Hochzeiten teilgenommen und weiß, daß man die Lizenz rechtzeitig beantragen muß. Und dann ist eine Wartezeit erforderlich ... o ja, und Bluttests.«
    Die Erwähnung von Blut ließ Joy erschauern. »Ich werde schon ohnmächtig, wenn ich eine Spritze nur sehe. Der Friedensrichter, der uns traut, ist ein Freund von Onkel Spencer. Er sagte, daß ein Bluttest bei mir nicht nötig ist.« »Gut, aber was ist mit der Lizenz und der Wartezeit?«
    Zum ersten Mal seit einer Viertelstunde ergriff Spencer das Wort, und obwohl sich Corey auf den Klang seiner Stimme vorbereitete, weckte sie merkwürdige Gefühle in ihrem Inneren. Nostalgie, begriff sie, war keine zu unterschätzende Macht. »Es ist für alles gesorgt«, sagte er. »In Rhode Island gibt es keine Wartezeiten.«
    »Verstehe«, erwiderte Corey, wandte spontan den Blick von ihm ab. Anstatt sich ein neues Thema auszudenken, tat sie das, was alle machten: Sie widmete sich ihrem Nachtisch. Bedauerlicherweise war Joy an ihrem Käsekuchen weniger interessiert als an Spencer und Corey. »Seltsam«, begann sie und sah von Spencer zu Corey, dann wieder zu Spencer, »aber ich dachte, ihr seid gute Freunde.«
    Spencer war so verärgert, daß ihn Corey wie Luft behandelte, daß er beschloß, seine Anwesenheit und seine Ansicht deutlich zu machen. »Das dachte ich auch«, erwiderte er knapp. Damit hatte er den Ball in ihr Feld geschlagen und stellte mit amüsierter Befriedigung fest, daß die »Tribüne« der

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