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Doppelbelichtung

Titel: Doppelbelichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Verzweiflung in der Stimme hinzu: »Haben Sie ihn wirklich geliebt, als Sie in meinem Alter waren?«
    Wäre diese Frage aus reiner Neugierde gestellt worden, wäre Corey der Antwort ausgewichen, aber sie hatte das Gefühl, daß Joy irgendeine Art von Hilfe von ihr erwartete. »Ich würde Ihnen gern aufrichtig antworten, aber es ist nicht leicht, meine Gefühle von damals zu bewerten, ohne gleichzeitig zu erkennen, wie hoffnungslos und einseitig sie waren ...«
    »Wären Sie mit ihm durchgebrannt?«
    Die Frage kam so unerwartet, daß Corey lachend nickte. »Wenn er mich darum gebeten hätte.«
    »Und wenn er nun nicht wohlhabend gewesen wäre?«
    »Ich wollte nur ihn, alles andere zählte für mich nicht.« »Also haben Sie ihn geliebt?«
    »Ich ...« Corey zögerte, dachte über die Vergangenheit nach. »Ich glaubte an ihn. Ich bewunderte und respektierte ihn. Es war mir gleichgültig, ob er ein Star der Footballmannschaft am College war oder welches Auto er fuhr. Ich wollte ihn glücklich machen, und er schien stets gern mit mir zusammenzusein, also war ich davon überzeugt, das auch zu können.« Mit einem wehmütigen Lächeln gestand sie ein: »Abends vor dem Einschlafen träumte ich davon, sein Kind zu bekommen und daß er neben mir lag, die Arme um mich geschlungen hatte und sich auf das Baby freute. Das war meine Lieblingsvorstellung von rund zehntausend Träumen, die ich von ihm träumte. Wenn das Liebe ist ... ja, dann habe ich ihn geliebt. Und ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten«, fügte Corey fast kläglich hinzu, »seither habe ich nie wieder so empfunden.«
    »Haben Sie deshalb nie geheiratet?«
    »Vielleicht. Einerseits wollte ich nie wieder so intensiv empfinden - ich war doch total besessen. Andererseits würde ich mich für eine Ehe nie mit weniger zufriedengeben.«
    Zu ihrer Überraschung fiel ihr Joy um den Hals. »Vielen, vielen Dank.«
    Corey sah ihr nach, wie sie über den Rasen auf die Mitarbeiter der Stadtküche zulief, und drehte sich dann langsam zum Haus um. Sie hatte eigentlich vor, im Speisezimmer Aufnahmen zu machen. Aber sie fühlte sich unbehaglich und beschloß, mit Spencer über Joy zu sprechen. Irgend etwas stimmte da nicht.
    So geräuschlos wie möglich stellte Corey einen Silberleuchter auf dem Tisch im Speisezimmer um.
    »Du brauchst dich nicht mucksmäuschenstill zu verhalten. Tu, was du tun mußt«, sagte Spencer von seinem Platz an der Stirnseite des Tisches. Er hatte sich Arbeit mitgebracht, damit sie beieinander sein konnten. »Ich möchte dich aber nicht ablenken.«
    Ein zärtliches Lächeln überflog sein gutaussehendes Gesicht. »In diesem Fall müßtest du packen und Newport verlassen.«
    Corey wußte genau, was er meinte, aber die Chance für ein reizvoll flirtendes Geplänkel war zu verlockend. »Nur noch ein wenig Geduld. Am Sonntagmorgen sind wir verschwunden, und dann hast du dieses alte, baufällige Haus wieder ganz für dich allein.«
    »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch«, weigerte er sich, auf ihr Spiel einzugehen.
    Das überraschte sie. Manchmal glaubte sie, daß sie sich einem längst überfälligen Flirt hingaben, aber immer dann, wenn sie davon überzeugt war und versuchte, sich an die Regeln zu halten, beendete er das Spiel und wurde ernst. »Kannst du nicht ein paar Tage länger bleiben?«
    Corey kämpfte mit der Versuchung. »Nein, das geht nicht. Ich bin für die nächsten sechs Monate bereits fest ausgebucht.«
    Halb hoffend, halb bangend, wartete sie darauf, daß er sie zum Bleiben überredete. Dann würde sie zustimmen.
    Doch er tat es nicht. Offensichtlich war es ihm so ernst nun auch wieder nicht. Entschlossen verdrängte Corey ein leichtes, aber spürbares Gefühl von Gekränktsein und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie ging in die Hocke und überprüfte das optische Zusammenspiel der Blumenarrangements mit den Kristallkelchen und dem alten Porzellan. Befriedigt stellte sie sich hinter das Stativ, machte ein Foto und entschied sich dann für einen geringfügig anderen Blickwinkel, der die durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen besser einfing, und drückte noch zweimal auf den Auslöser.
    Spencer sah ihr zu, bewunderte einen Moment lang ihre Professionalität und wandte seine Aufmerksamkeit dann ihren reizvolleren Attributen zu. Er betrachtete den sanften Schwung ihrer Wange, die Großzügigkeit ihres Mundes und sah zu, wie das Sonnenlicht in ihren Haaren tanzte. Sie hatte ihre blonde Mähne zu einem Pferdeschwanz

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