Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
Gedanke, den er mit ins Grab nahm, war die ironische Überlegung, dass ein Mensch, der davon lebte, die privaten Tragödien anderer Leute zu knappen Artikeln zu kondensieren, eigentlich einen Abschiedsbrief hinterlassen müsste.
    Aber das war ihm zuviel Mühe.
     
    »Gut«, sagte Dr. Innis entschlossen, setzte den säurefesten Helm auf und ergriff das Sezierbesteck mit den dicken Handschuhen. »Öffnen Sie die Tür, junger Mann!«
    Widerstrebend gehorchte Tom. Innis trat entschlossen in den Raum, doch auf der Schwelle blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Es ist fort!« sagte er. »Mein Gott, es ist fort! «

 
27
     
    Rory Dunstable hatte gehofft, diese Straße mindestens drei Wochen lang nicht wieder zu sehen. Er hatte Urlaub und wollte seine freie Zeit mit Wasserski und Tauchen auf den Kanal-Inseln verbringen. In der vergangenen Nacht hatte er noch alles, was er dazu brauchte, in seinem Wagen verstaut, damit er am Morgen zeitig aufbrechen konnte. Es gab da ein Mädchen, das während des Sommers in einer Diskothek auf Guernsey arbeitete …
    Aber sie würde heute sehr enttäuscht sein und vielleicht auch morgen. Was er eben in einer der Morgenzeitungen gelesen hatte, warf seine Pläne gründlich über den Haufen, und er war sofort zu seinem Wagen gestürzt.
    Immer wieder fluchte er vor sich hin, während er mit Vollgas die breite Autostraße entlang nach Osten fuhr, in Richtung Brindown.
     
    »Fort?« wiederholte Tom ungläubig und drängte sich hinter Innis in den Brutraum.
    »Suchen Sie es!« sagte Innis grob und riss sich den Helm vom Kopf. Er trat zurück, und sein Fuß trat auf etwas, das auf dem Boden lag. Er warf einen Blick darauf und erstarrte.
    »Das ist das Gitter des Lüftungsschachts!« rief er, ließ sich auf die Knie fallen und tastete mit der Hand unter das niedrigste Regalbrett.
    »Natürlich, daran haben wir nicht gedacht«, seufzte Netta. »In seinem plastischen Zustand, sofort nach der Verwandlung, kann es sozusagen durch das Rohr fließen .«
    Tom schnippte mit den Fingern. »Aber das beweist, dass diese Kreatur sogar noch gefährlicher ist, als wir angenommen haben. Sie muss sich erinnern und logische Schlüsse ziehen können, selbst während sie durch den Verwandlungsprozeß läuft. Sie muss sich zur Flucht entschlossen haben, als ich hereintrat und sie erkannte, dass der Fluchtweg durch den Korridor blockiert war, und dass sie durch den Lüftungsschacht nur entkommen konnte, solange sie noch flüssig war.«
     
    »Aber wie konnte eine Pfütze das Gitter aus der Wand reißen?« fragte Dr. Innis. »Mr. Neville hat sich davon überzeugt, dass es fest verankert war.«
    »Sie hat es nicht herausgerissen. Sie hat es – heraus gedaut .« Tom hob das Gitter auf. Die Enden der Stäbe waren von Säure verätzt.
    »Also ist die Kreatur jetzt wieder dort, woher sie gekommen ist, in der See«, murmelte Dr. Innis. »Sie ist uns entkommen, und wir wissen nicht, welcher Mensch ihr als nächster zum Opfer fallen mag, wenn sie wieder Nahrung aufnehmen und sich verdoppeln muss.«
    »Sie ist nicht entkommen«, sagte Netta ruhig.
    »Was?« Innis blinzelte sie an. »Aber das Rohr führt doch zum Wasser – es muss zum Wasser führen, damit die Luft in diesem Raum feucht bleibt.«
    »Aber nicht ins Meer«, sagte Netta. »Es führt jetzt ins Delphinbecken.«
    »Dann los!« rief Dr. Innis und lief den anderen voraus den Korridor entlang.
     
    Ein wenig unsicher parkte Rory seinen Wagen neben dem der ›Hermetic Tradition‹. Er kannte ihn – jedem, der etwas mit Pop-Musik zu tun hatte, war dieser verrückte Wagen bekannt – und konnte sich nicht vorstellen, warum er hier war. Dann erinnerte er sich an eine Bemerkung bei einem Gespräch zwischen Tom und Netta, als dieses seltsame Fisch-Ding von dem Chemiewerk gebracht worden war, dass die Gruppe schon einmal in dieser Gegend gewesen war.
    Er stieg aus, ging durch das Tor und rief nach den Reedwalls und Dr. Innis. Als er keine Antwort erhielt, ging er weiter, bis er um die Ecke des größten Gebäudes bog, und dort nicht nur die drei Wissenschaftler, sondern auch Bruno und seine Gruppe entdeckte, die am Rand eines großen, betongefaßten Beckens standen, das wie ein überdimensionierter Swimming Pool aussah.
    Er rief noch einmal. Sie wandten sich um, und Bruno und Gideon, die ihn von ihren Besuchen bei Radio Jolly Roger kannten, schienen verwundert, ihn hier zu sehen. Er murmelte flüchtige Grüße und trat direkt auf Dr. Innis zu.
    »Sir, ich glaube, ich muss mich

Weitere Kostenlose Bücher