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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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lauschte.
     
    Tätigkeitsmerkmale eines Kriminalisten
     
    Der Kriminalist ist ein immer diensttuender,
    niemals ruhender,
    in allen Situationen höflich auftretender,
    die persönlichen Belange zurückstellender,
    selten zu Kino- oder Theaterbesuch kommender,
    immer Bereitschaft habender,
    blitzschnell durch die Straßen jagender,
    dem Täter aber meist hinterherrennender,
    oftmals leider auf die öffentlichen Verkehrsmittel
    angewiesener,
    immer nach Schreibkraft und Auto suchender,
    in Familiendramen und Ehekrisen wühlender,
    Leichendreck riechender,
    ekelhafte Wohnungen, Keller und Böden durchsuchender,
    immer Angst vor Flöhen und Wanzen habender,
    auf alles gefasst seiender,
    für alles brauchbarer,
    immer Schießeisen tragender,
    ständig als Erzieher wirkender,
    leider wenig Dank erhaltender,
    in Karteien und Kaderakten kramender,
    Statistiken malender,
    in Klosettbecken und Papierkörben fischender,
    oft auf Tagungen sitzender,
    Lehrgänge besuchender,
    oft die Nacht zum Tage machender,
    immer in Sachen »Fremdgehen« verdächtigter,
    oftmals die Nerven überbeanspruchter,
    leider auch mal die Wut zu Hause auslassender,
    im Haushalt zu nichts kommender,
    dadurch schöne Worte von der Frau hörender,
    zu Hause in wenigen Stunden lernender,
    wenig zum Sport kommender,
    selten Ferienschecks erhaltender,
    aber trotzdem mit Freude arbeitender,
    und selten mit dem Gehalt auskommender
    und nie mit seinem Bewegungsgeld reichender
    »Behördenangestellter«.
     
    Applaus brandete auf. Hosfeld tat charmant und wies mit beiden Händen auf Bruno, den Schöpfer. »Dort sitzt der Künstler.« Man gratulierte.
    »Kannste heute nicht besser sagen«, sagte Walter.
    »Zweifelsohne, ein Talent«, meinte Kain. Ehrlicher hätte ihn ohrfeigen mögen.
    »Hast du auch Liebesgedichte geschrieben?«, fragte Frederike. Hatte er, aber das würde er ihr nicht sagen.
    »Hoffentlich ist das verjährt.« Ehrlicher schämte sich wirklich.
    »Ich würde das unserem Buche als Motto voranstellen.« Frieder Hosfeld machte Pläne. Die anderen stimmten ihm zu. Natürlich hatten sie im Beruf gute Arbeit geleistet. Natürlich war auch der Tod im Sozialismus interessant. »Mensch, Bruno, das kannst du! Erzählst doch sonst ganze Abende lang. Jetzt schreibste es eben mal auf.«
    »Ich sagte: Nein!«
    Hosfeld ließ sich nicht beirren, breitete auf dem Tisch sein Expose aus, und alle beugten sich drüber. »Los, Bruno, schlag ein! Wir zwei sind ein Team. Der Verlag wird sich freuen.« Bruno Ehrlicher reichte Hosfeld seine Hand. Gezwungenermaßen. Walters Frau und Frederike führten ihn wie eine Marionette.
    »Weißte, dann kommste morgen oder übermorgen bei mir vorbei, und wir besprechen die Details.«
    Bruno hatte resigniert. »Wohin soll ich denn bitte kommen?«
    »Seniorenheim am Clara-Park. Haus Roseneck. Sagen wir so gegen elfe? Isste bei uns ein Mittagessen mit. Besser als du kochen die allemal.« Frederike blickte auf. Hosfeld sagte galant: »Aber bei Ihnen, liebe Frau Frederike, schmeckt es am besten.« Dabei hatte Hosfeld gar nichts gegessen. So ein Schmeichler!
    »Ist hier auch teurer.« Ehrlicher fühlte sich der Situation nicht mehr gewachsen. Nein, das war kein Abend, der ihm gefiel.
    »Frederike, machste noch mal ‘ne Runde für alle?« Walter sah in sein Portemonnaie, als könnte er noch immer nicht glauben, es wieder in den Händen zu halten. Frederike stürzte zum Zapfhahn.
    »Ich geh dann mal.« Bruno stand auf. Die Kollegen pressten ihn zurück auf den Stuhl.
    »Machste noch ‘nen Kurzen dazu?«
    Frederike nickte. »Auf euer Buch! Ich seh’s schon in den Bestsellerlisten. Leipziger Lerchen!«
    »Leichen, Frederike, Leichen!«

5.
     
     
     
    »Wirklich schön hier.«
    »Wenn du einziehen möchtest… Ich kann das organisieren.«
    Haus Roseneck war ein Mehrfamilienhaus, das ein Architekt mit einem neuen Trakt versehen hatte. Ehrlicher stand auf der Freitreppe des neuen Gebäudes. Frieder Hosfeld empfing ihn vorm Haus, kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Wer weiß, wie lang der da schon gewartet hatte. Doch war Ehrlicher beeindruckt. Das alte Haus war im alten Gründerzeitschick saniert. Daneben der Neubau, der sich dezent mit dem Alten verband. Große Fenster. Balkons mit Blumen am Gitter. Darunter ein Garten mit Goldfischteich. Bänke und breite Kieswege für Rollstuhl und Blindenstöcke. Trotz vorfrühlingshafter Temperaturen waren Stühle und Tische auf der Terrasse noch jahreszeitlich winterfest verschnürt. Aber im

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