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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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kannste in der Bibliothek lesen. Und das Schönste, man hat wieder eine sinnvolle Beschäftigung. Weißte, ewig vor der Glotze hängen deprimiert.« Ehrlicher schoss sein letztes Kreuzworträtsel durch den Kopf. »Wer war der Mörder Kennedys?«
    »Lee Harvey Oswald.«
    »Meine ich auch, aber der passt nicht ins Gitter, dort hat er an dritter Stelle ein R. Und Krenz, Egon Krenz, stimmt als letzter Staatschef der DDR.«
    »Dann haben sie nach dem Mörder Robert Kennedys gefragt. Sirhan kommt mit den Buchstaben hin.« Da hatte Hosfeld ohne Zweifel recht. Darauf hätte Ehrlicher selbst kommen können. Es hatte zwei Kennedys gegeben, die ermordet worden waren.
    Auf dem Gang wurde es laut. Die Kriminalisten hörten eilige Schritte und Geschrei. Ein Notfall. »Solche Panik ist selten. Da muss was passiert sein!« Hosfeld steckte den Kopf in den Flur.
    Es dauerte nicht lang, dass eine der Damen aus dem Foyer ihm Bericht erstattete und neugierig ins Zimmer blickte. »Schönen Tag auch!« Die kommen so einfach ins Zimmer! Nein, so wollte Ehrlicher niemals sein Privatleben präsentieren. Hier musste man sich einschließen. Das war wie Gefängnis. Im Haus Roseneck stand man ja bei jedem Schritt unter Beobachtung. Schrecklich! Da lobte er sich sein kleines Häuschen in Markkleeberg mit Gärtchen und Schaukel für die Enkel, die er nicht hatte. Er war froh, wenn er dieses Heim wieder verlassen konnte. Hosfeld hin oder her. Ehrlicher nippte an seinem Kaffee.
    »Der Hans-Jürgen ist tot, und die Margot ist auch tot.«
    »Was!« Hosfeld erstarrte und fuhr sich mit der Hand an den Hals. Mit der linken holte er sein Taschentuch aus der Hose und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Offensichtlich brachte ihn diese Nachricht aus der Fassung. »Der Hans-Jürgen und die Margot? Aber die haben doch gestern noch Walzer getanzt.«
    »So schnell kann es gehen«, sagte die Dame. Ehrlicher wunderte sich, dass man im Altenheim wirklich vom Tod überrascht werden konnte. »Man steckt halt nicht drin in den Menschen. Zwei zur gleichen Zeit. Die wollten nicht mehr.«
    »Selbstmord?«
    »Was würden Sie sonst dazu sagen, Herr Kommissar? Saßen tot am Frühstückstisch. Das Brötchen noch in der Hand, sagt die Brigitta. Die hat sie gefunden.«
    Hosfeld blickte zu Bruno. »Du, da muss ich mal hin. Dass der Hans-Jürgen gestorben sein soll, will mir nicht in den Kopf.«
    Und damit war Ehrlicher allein mit Pippo und dem Archiv seines Kollegen. Eigenartige Reaktion, aber vielleicht besahen sich Heimbewohner jeden Toten. Er war einer von ihnen. Ehrlicher las in Hosfelds Archiv. Der vermutliche Täter wurde am Montag, dem 10.07.1972, zwischen 15.00 und 17.00 Uhr auf dem Gelände des Leipziger Hauptbahnhofs gesehen. Er hat dort ein Kofferradio »Stern Elite« verkauft, welches sichergestellt wurde. Personenbeschreibung: Alter 25 bis 35 Jahre, 1,68 bis 1,78 m, Haarfarbe dunkelblond. Der vermutliche Täter besuchte am Sonntag, dem 09.07.1972, um 12.00 Uhr die Filmveranstaltung im Lichtspieltheater »Casino«, 701 Leipzig, Neumarkt. Es werden nochmals alle Bürger, die diese Veranstaltung besucht haben, gebeten, sich bei der Volkspolizei zu melden. Hinweise, die auf Wunsch auch vertraulich… Es fiel ein Identi-Kit-Bild heraus und zeigte ein Gesicht, das auch das seines Sohnes hätte sein können. Die Phantombildtechnik steckte damals noch in ihren Kinderschuhen. Zu heute kein Vergleich. Ehrlicher blätterte, las sich fest. Anklageschriften. Gerichtsberichte. Reportagen. Seit dem 17. November wird der Reichsbahnlehrling Monika Haugk, geb. 14.04.1948, wohnhaft: Riebeckstraße, vermißt. Personenbeschreibung: scheinbares Alter 19 Jahre, etwa 1,68 m groß, kräftige Gestalt, dunkelblondes, langes Haar. Bekleidung: Flauschmantel mit Bindegürtel, schwarze Stiefel mit schwarzem Pelzbesatz, rot-weißer Pulli, weißer Schal mit roten Streifen an den Enden, schwarze Lederhandschuhe… Hosfeld hatte akribisch recherchiert. Und Ehrlicher suchte noch immer nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Hörte sich doch gut an: Ein eigenes Buch!
    Frieder Hosfeld riss die Tür wieder auf. Ehrlicher erschrak. »Nein und nein! Das glaube ich nicht! Niemals! Nein!«
    Ehrlicher wusste nicht, wovon der Kollege sprach.
    »Das war kein Selbstmord! Im Leben nicht bringen sich die beiden um. Die waren so glücklich miteinander.«
    »Was meinst du?«
    »Das war eiskalter Mord!«
    Der Hamster im Laufrad stand still.

6.
     
     
     
    »Wir sind von der Kriminalpolizei!«
    »Sie

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