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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Geld. »Und dich habe ich mal als Freund und Kollegen bezeichnet! Das hat sich, mein Lieber! Kannste dir sonst wohin heften!« Ein Zehn-Euro-Schein flatterte auf den Tresen.
    Kain wollte nach Ehrlichers Unterarm greifen, doch der entzog sich ihm blitzschnell. Leise Worte waren nicht mehr möglich. Der Waschsalon beobachtete das Geschehen interessiert. Isabell war seit einer halben Stunde nicht zu sehen gewesen, nur ihr Lehrbuch lag auf dem Tisch. Jetzt tauchte sie auf und rief durch den Raum, ob sie ihm helfen könne. Nein! Ein Mann in der Ecke winkte sofort mit dem Portemonnaie. Zahlen! Ein Liebespärchen blickte erschrocken auf, dann küsste es sich weiter.
    Rebecca Loepki allerdings kam zur Theke geeilt. »Kann ich dir helfen?«
    Das konnte sie nicht.
    Ehrlicher stapfte aus dem Waschsalon. »Unverschämtheit! Wie ein Vater war ich zu dir!« Die Tür knallte nicht in das Schloss, ein Stopper verhinderte es.
    »Hat der die Zeche geprellt?« Rebecca Loepki klang ehrlich besorgt. »Du brauchst eine Pause.« Sie eilte zu Kain hinter den Tresen. Wie eine Mutter ihr Kind tröstet, so legte die Loepki ihren Arm um seine Schultern. Kain entwand sich dieser Zuneigung.
    »Was war denn mit dem los?« Isabell traute sich nun ganz hinter ihrer Säule hervor.
    »Keine Ahnung.«
    Sie schien ihm nicht zu glauben, aber sie schwieg. Kains Hände umfassten das Silbermetall des Tresens. Seine Knöchel traten weiß hervor. Der Gast vom Ecktisch rief: »Ich wollte zahlen, Herr Ober!«
    »Komme schon.« Und Isabell machte sich auf den Weg durchs leere Gestühl und schob Brunos Barhocker wieder unter die Theke.
    »Nimm’s dir nicht zu Herzen. Solche Kunden gibt’s immer wieder. Verbietest ihm einfach das Haus.« Kain spürte Rebecca Loepkis Atem in seinem Nacken. Sie strich ihm ganz sacht über die Hand. »Ich weiß genau, wie du dich fühlst.«
    »Der ist für mich wie ein Vater!«
    »Auch ich habe mich in meinem Mann getäuscht.
    Das Leben ist nicht gerecht.« Was quatschte das Gör ihm für Plattitüden ins Ohr? Und ihre Hand lag noch immer auf seiner und hielt sie fest. Kain hatte keine Ahnung, wie lang sie so standen.
    »Störe ich?« Es war Walters Stimme, und sie war ganz heiter. Sein Lächeln war fast so breit wie seine Brille. Er trug kein Jackett, sondern eine legere Jacke, die Kain noch niemals an ihm gesehen hatte. »So ein perfekter Tag heute, sage ich dir. Alles erledigt. Anzug gekauft. Essen gewesen… Sushi, musste mal probieren, mein Lieber, gleich um die Ecke. Und das Wetter ist schön. Herrlich!« Walter fand endlich heraus aus seiner Begeisterung. »Wie geht’s euch? Umsatz stimmt?«
    Kain blickte zur Wand und versuchte, seine Hand von der Rebecca Loepkis zu lösen. Walter tat so, als würde er die Nähe zwischen ihnen nicht bemerken. »Sag mal, was hat denn der Bruno so Dringendes auf dem Herzen? Zehnmal hat er mir auf die Mailbox gesprochen. Walter, der Frieder ist nicht natürlichen Todes gestorben. Und die Zweie im Heim sind es auch nicht. Ich werde daraus nicht schlau. Der hat immer von Mord gesprochen. Kannst du mir helfen? Drei Tote finde ich ein bissel viel, so auf einmal. Der Bruno verkraftet seine Pensionierung wohl nicht und wittert überall das Verbrechen?«
    Kain ignorierte Walter. »Wenn Sie vielleicht meine Hand freigeben könnten, ich hab zu bedienen. Die Gäste warten.« Rebecca Loepki strahlte ihn mit einem seligen Lächeln an. Ihr Busen im braun-grün gestreiften Pullover drückte gegen seine Brust. Fast, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange setzte. Walter missdeutete die Situation und zwinkerte Kain zu.
    »Ich setz mich mal an den Tisch da drüben. Machste mir ein Bierchen, wennde Zeit hast?«
    »Kannst hier sitzen bleiben. Die junge Frau wollte grad gehen.«
    Walter winkte ab, nahm seine Beutel und schlurfte zum Tisch Nummer 12. Wahrscheinlich dachte der alte Stratege, Kain ermittle in seinem Sinne im Fall des vermissten Kindes und vermutete, er würde sich grad der Mörderin nähern. Kain wünschte, Frederike würde kommen und sofort das Kommando übernehmen. »Bier kommt gleich!«
    Nein, Kellnern war kein Job für ihn.

12.
     
     
     
    Die Farbdrucke an der Wand verblassten, die rote Farbe blätterte langsam von den Säulen im Foyer. Das Polizeipräsidium hatte ihn wieder. Bruno Ehrlicher fühlte sich heimisch. Die Kollegen grüßten, als würde er dazugehören. Die Sekretärin des Kriminalrats war ihm gar um den Hals gefallen. Im Gang wartende Zeugen begegneten ihm mit Respekt. Er nickte

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