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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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ihren Bekannten nach. Ein Verdacht dürfte auf Sie nach dieser Verhaftung nicht fallen.« Die Schabowski winkte mit den Handschellen.
    Für Ehrlicher war das der Freibrief, offiziell inoffiziell zu ermitteln. Er nickte energisch und reichte Agnes Schabowski nochmals seine Hand. »Ist die Nummer des Apparates noch dieselbe?«
    »Ja. Ich sitze in Ihrem Sessel. Er ist mir zu groß.«
    »Sie müssen mir nicht schmeicheln. Dagegen war ich immer immun.«
    »Ihr Ruf ist nicht ohne Grund legendär.« Ehrlicher spürte, dass er errötete. Agnes R. Schabowski spottete nicht. Er trank sein Glas Wasser schnell aus.
    »Und vielleicht haben Sie recht mit Ihrem Verdacht, und der Herr Dr. Burger und Frau Neumann-Sinsmann haben wirklich Dreck am Stecken. Aber die Mörder von Margot Wendel und Hans-Jürgen Porstmann, die sind sie nicht.«

17.
     
     
     
    Sie hatten ihren Platz vor dem Kiosk falsch gewählt, der Lautsprecher machte ihnen jedes Gespräch unmöglich. »Begleiten Sie unsere Ausdauersportler nochmals mit einem kräftigen Applaus. Haltet durch! Ihr seid die Sieger! Wir rufen euch zu 7, 8, 9, 10, Klasse!« Aus allen Richtungen schallten die Boxen und spielten den nächsten Titel. Auf der Straße nach Süden. Die Stadt war voller Menschen in Volksfestlaune. Profis und Freizeitsportler liefen Runde um Runde im Kreis, auf der Hatz nach Preisgeld oder persönlicher Bestätigung. Leipzig Marathon nannte sich die Veranstaltung. Familien brüllten an den Straßenrändern. Auf den Bühnen brüllten Moderatoren. »Wir danken unseren Sponsoren, die dieses Fest der Lebensfreude möglich machen. Sie sind 7, 8, 9, 10, Klasse!« An Imbissbuden tranken Männer Bier. Die Sportler griffen nach Wasserflaschen. Die Stimmung hatte etwas Anheimelndes wie weiland Turnfest und Spartakiade. Eine bedeutsame Stunde im Leben unserer sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik ist gekommen. Heute eröffnen wir nach mehr als dreijähriger Vorbereitung das bisher größte nationale Sportfest der DDR. Es wird von der Breite und Vielfalt, von der Schönheit, Leistungsfähigkeit und Dynamik des Sports in unserem Lande künden. Leipzig versuchte, trotz gescheiterter Olympiabewerbung und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gegen Oberbürgermeister und alle Verantwortlichen, seinen Ruf als Sportstadt aufrechtzuerhalten. Träume machen stark! Ein kommunales Unternehmen ließ durch die City laufen. Nicht nur Marathonläufer waren auf den Beinen. »Sind deine Schuhe neu?«
    »Ja, wieso?«, fragte Kain erstaunt zurück. »Ich sehe auf der Sohle noch das Preisschild.« Kain stellte zwei Biergläser auf den Tisch und riss das Papier von seiner Schuhsohle. Er klebte es an den Stehtisch.
    »Bei dem Preis kaufste in drei Wochen neue.«
    »Zunächst laufe ich erst mal dir hinterher.« Bruno Ehrlichers Musste ja nicht ging im Geschrei unter, vielleicht hatte er aber auch gar nichts gesagt. »Da ist er der Führende! Nach diesen Zwischenzeiten ist ein Streckenrekord möglich.« Kain hatte trotz Dienst bis um drei den Waschsalon verlassen und riskierte seinen Job. Jetzt war es gerade mal zwölf. Frederike hatte gebrüllt, als Ehrlicher vor einer Viertelstunde mit einem Strauß Rosen in ihrer Tür aufgetaucht war. Raus! Ich will dich nie wieder sehen! Ehrlicher hatte trotzdem den Waschsalon betreten. Frederike hatte mit einem Teller nach ihm geworfen. Die Gäste beim Brunch hatten erstaunt geschaut und sich ihre Hände über die Köpfe gehalten. Raus! Raus, oder ich bringe dich um! »Prost!«
    Kain hob das Bierglas, Brunos war bereits leer. Der Moderator versuchte, die Massen weiterhin zu bewegen. »Raus an die frische Luft kann es bei solchem Wetter nur heißen! Ob aktiv oder als Zuschauer.« Wie vor dreißig Jahren. Kain erinnerte sich, genau so hatte es geklungen, als er zur Kreisspartakiade über die Aschenbahn gerannt war. 7, 8, 9, 10, Klasse war der Slogan, der über alle DDR-Sportplätze hallte. Einmal im Jahr wurde in der Stadt der Leipzig Marathon veranstaltet. Semiprofessionelle Läufer kämpften um Preise und Titel und gegen den persönlichen Schweinehund. Die halbe Stadt schien zum Ereignis auf den Beinen, ob Sportler oder nicht. Kain und Ehrlicher standen an einem Imbiss, an diesem Sonntagvormittag verkaufte sich das Bier gut.
    Kain stellte sein leeres Glas ab. »Frederike kriegt sich schon wieder ein.«
    »Glaube ich nicht. Sie hat mich in flagranti erwischt.« Kain nahm die leeren Gläser in seine Hand. »In flagranti? Spielst du auf deine alten

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