DoppelherzTOD
Tage verrückt?«
»Das war Zufall. Ich konnte nicht widerstehen. Hosfeld war auf der richtigen Spur. Dabei ist das mit Brigitta eben passiert.«
»Fremdgegangen?«
»Ich weiß nicht, ob das passiert ist. Der Alkohol, verstehst du? Aber Brigitta hatte es genau darauf abgesehen, mich in ihr Bett zu kriegen.«
»Bruno, das ist keine Entschuldigung.«
»Nein, ist es nicht.«
Noch nie hatte Kain seinen Freund und Kollegen so zerknirscht gesehen. An Bruno nagten offensichtlich die Selbstzweifel. Und Kain konnte nicht verstehen, wieso er Frederike hintergehen musste. Aber wenn er an eigene Affären dachte… Mit Eva war alles anders und blieb es. Kain war sesshaft geworden. Zumindest redete er sich das ein. »Bruno, du ermittelst? In Sachen Hosfeld?« Kain musste das Thema wechseln, zu nah ging es ihm selbst, zwar hatte er Rebecca Loepki zwei Tage nicht gesehen, aber sie würde bestimmt heute Nachmittag im Waschsalon sitzen. Und Bruno hatte ein Verhältnis, über das er offensichtlich nicht gerne sprach. »Was man ermitteln nennt… Aber ohne Erfolg.«
Kain fasste die Gläser und holte neues Bier. Ihn erstaunte auch dieses Geständnis Brunos. Kain hatte oft in Romanen gelesen, dass pensionierte Kriminalbeamte niemals vom Job lassen konnten. Doch Kain hatte sich wirklich manchmal vorgestellt, dass Bruno sich auf die freie Zeit und das Rentnerleben ohne beruflichen Stress freuen würde. Er hatte ihn sogar hinter Frederikes Tresen gesehen. Ein netter Wirt. Stattdessen hatte sie ihn angestellt. Und Brunos Beziehung zu Frederike war gerissen und schien sich nicht wieder kitten zu lassen. Kain hatte Frederikes Gebrüll noch im Ohr. Dass sie Ehrlicher weiteres Geschirr hinterherwarf, hatte Kain gerade noch so verhindern können. Er hatte sie von hinten einfach festgehalten. Jedoch hatte sie sich in seinen Armen wie eine Irre gebärdet. Raus! Du Schwein! Raus! Er sicherte Bruno einen Vorsprung und traf ihn erst hier am Biertisch wieder.
»7, 8, 9, 10, Klasse! Ich spreche mit den Worten von Heinz-Florian Oertel: nennen Sie Ihre Söhne Waldemar oder Gernot oder Silvio – alle sind heute die Sieger beim Leipziger Marathonlauf.« Bruno trank wortlos sein Bier. Kain wusste nicht, wie er seine Fragen stellen sollte. Er konnte Bruno jetzt nicht allein lassen. Wer weiß, was dem nach diesem Streit in den Kopf kam. »Zwei Stunden dreißig Minuten. Wir erwarten den Sieger.«
»Was für einen Fall bearbeitest du denn genau?« Kain wusste nicht viel über Brunos Ermittlungen, von Brigitta hatte er ihm auch nicht viel erzählt.
»Altersheim. Zwei Tote, und auch der Hosfeld ist daran gestorben.«
Kain schwieg. Das wusste er bereits. Er wusste auch, dass Hosfeld an einem Infarkt gestorben war. Aber wenn er Bruno jetzt unterbrach, konnte es sein, dass der überhaupt nicht mehr reden wollte. »Da kommt er der Sieger! Tempo! Tempo! Tempo! Feuern Sie ihn noch einmal auf seinen letzten Metern an.« Die Menge brüllte. Man drängelte sich, um bei der Ankunft dabei zu sein. Das Zielband wurde gespannt. Kain drehte das Bierglas in seinen Händen, es war schon fast wieder leer.
»Die Kollegin Schabowski hat mir sogar einen Auftrag erteilt.«
Kain pfiff durch Zähne. »Ich fasse es nicht! Kollegin Schabowski?« Kain glaubte wirklich, falsch verstanden zu haben. Bruno Ehrlicher und Agnes Schabowski konnten kein Team sein. Im Publikum versuchte man die La-Ola-Welle. »Bravo! Der Sieger ist im Ziel!«
»Frederike kann ich das nicht erklären.«
Kain verstand nicht, was Frederike mit diesem Kriminalfall zu tun hatte. »Was musst du Frederike erklären?«
»Dass ich Brigitta Johannsen zwangsweise… also quasi im Dienste der Sache…« Seine anfängliche Begeisterung für die Frau würde er wohl am liebsten ungeschehen machen. »Frederike hätte es nie erfahren sollen, es nie erfahren dürfen. Aber läuft die uns doch nachts mit einem Mal über den Weg… ach, Scheiße!«
Bruno war zu keinem klaren Satz fähig, Kain konnte ihm noch immer nicht folgen. »Was hat denn Frederike mit dieser Ermittlung zu tun?«
»Brigitta Johannsen wohnt im Heim, in dem die Morde passiert sind. Ich dachte, auf diesem Weg komme ich schneller ans Ziel. Sie kennt doch dort Hinz und Kunz, so fallen meine Ermittlungen gar niemandem auf.«
»Solche Methoden hättest du vor zwei Monaten noch abgelehnt. Jetzt findest du sie normal?« Kain sprach lauter, als er gewollt hatte.
Bruno trank Bier.
»Wie es auch sei, du hättest es ihr sagen müssen. Das hat Frederike
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