Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
erinnere ich mich nicht, wie er und ich früher zusammen gespielt haben.“
Vielleicht weil das nie der Fall war, dachte Nicolò. Nur weil er den Hund vor Kileys Eintreffen an ihren Habseligkeiten hatte schnuppern lassen, hatte Brutus vorhin in der Diele so freundlich reagiert. „Wenn du erst dein Gedächtnis wiedererlangt hast …“, tröstete Nicolò und dachte: Dann allerdings kann ich wohl kaum noch mit deinem Wohlwollen rechnen.
„Nein, so lange will ich nicht warten. Ich möchte schon jetzt mein Leben leben.“ Sie betrachtete ihn ernst. „Ich kann Brutus ja nicht fragen. Aber ich erinnere mich auch nicht an das, was du und ich zusammen erlebt haben.“
„Aber mich kannst du fragen.“
Mit dem Mut der Verzweiflung blickte sie ihn an. „Fragen ist gut, aber meine Idee ist besser.“
Ich muss unbedingt die Finger von ihr lassen, sagte Nicolò sich. Doch er strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht und streichelte ihr dabei zärtlich die Wange. „Und was ist das für eine Idee?“
„Wir haben spontan geheiratet? Und uns vorher nur kurze Zeit gekannt, richtig?“ Sie wartete, bis er nickte, und fuhr dann fort: „Dann dürfte es nicht allzu schwer sein, alles noch einmal in Szene zu setzen.“
Oh, verdammt! „Du meinst, wir sollen all unsere Dates wiederholen?“, vergewisserte er sich.
Sie lächelte, und Nicolò fiel zum ersten Mal auf, dass sie den rechten Mundwinkel dabei ein ganz klein bisschen höher zog. Seltsamerweise erschien ihm das besonders anziehend.
„Genau. Unsere erste Begegnung und all unsere Verabredungen. Vielleicht hilft das meiner Erinnerung auf die Sprünge.“
Eigentlich eine gute Idee, dachte Nicolò, und wenn sie ihren Gedächtnisverlust nur vortäuscht, wird Kiley sich dabei köstlich amüsieren. Denn sie hatten nun einmal keine gemeinsame Geschichte, abgesehen von dem Treffen im „Le Premier“, wo das Unheil begonnen hatte. Da er also mit Tatsachen nicht dienen konnte, würde er seine ganze Fantasie aufbieten und sich etwas einfallen lassen müssen.
Ein Gedanke, bei dem er sich nicht wohlfühlte. Als genügte es nicht schon, dass er so unehrlich gewesen war, sie als seine Frau auszugeben! Zwar waren sie durch das Inferno miteinander verbunden, und unter anderen Umständen wäre Nicolò durchaus bereit gewesen, sich auf eine ernsthafte Partnerschaft einzulassen. Aber eine feste Beziehung mit einer Betrügerin?
Und da entschloss er sich, dieses Spiel mitzuspielen, und zwar aus einem einzigen Grund: Würde Kiley O’Dell mit ihrer Masche durchkommen, dann könnte sie möglicherweise die Hälfte der Feuerdiamantenmine beanspruchen. Das wäre das Ende des Dante-Imperiums. Darum würde er so lange den Schein aufrechterhalten, bis Kileys Pläne durchschaut wären. Nur machte die starke körperliche Anziehung das Ganze für Nicolò nicht gerade einfach.
„Nicolò?“, fragte sie, und ihre Begeisterung hatte durch sein Zögern etwas nachgelassen. „Stimmt etwas nicht? Findest du die Idee nicht gut?“
„Doch. Sie ist toll.“
„Dann machen wir es so?“
Nicolò merkte, dass er sich immer tiefer verstrickte. Wie sollte er sein Tun rechtfertigen, falls Rufios Ermittlungen ergaben, dass Kiley unschuldig war? Gar nicht. Und wenn Kiley sich wieder erinnerte, wie qualvoll mussten ihr dann die gespielten Szenen vorkommen!
Aber … Nicolò glaubte keinen Moment an Kileys Unschuld, wenn er sich ihr Verhalten im „Le Premier“ vor Augen führte. Ihm schien es, als hätte Kiley, die in seinen Armen lag, mit der Frau von damals keine Ähnlichkeit. Und wenn sich das wieder ändert?, fragte er sich. Dann werden die Dinge ihren Lauf nehmen, ohne dass ich etwas dagegen tun kann.
Sich auf ihren Vorschlag einzulassen war einfach das Beste, was er tun konnte. Vielleicht würde er auf diese Weise herausbekommen, wer sie war und was hinter ihrem angeblichen Gedächtnisverlust steckte.
„Ja gut“, stimmte er zu. „Wir fangen noch einmal von vorne an.“
Ihre Erleichterung darüber war nicht zu übersehen. „Wo sind wir uns zum ersten Mal begegnet?“
„Im Park“, antwortete er prompt, denn er hatte sich in weiser Voraussicht eine Geschichte ihres Kennenlernens zurechtgelegt. „Ich bin mit Brutus Gassi gegangen.“
„Und ich?“
„Du hast auf einer Bank gesessen. Du warst gerade wegen einer neuen Stelle in die Stadt gezogen. Leider machte die Firma bereits nach einer Woche dicht.“
„Und du hattest Mitleid mit mir?“
Nicolò beeindruckte es, mit wie viel Fantasie
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