Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
ausgetauscht oder einander Heimlichkeiten ins Ohr geflüstert? An keine der liebenswürdigen Einzelheiten von damals konnte sie sich erinnern, und sie konnte jetzt wenig zu alldem beitragen, weil sie sich einfach zu leer fühlte.
Schließlich fiel Nicolò auf, dass sie immer schweigsamer wurde. „Stimmt etwas nicht?“, wollte er wissen.
Müde ließ sie sich auf eine Parkbank fallen und seufzte. „Ich glaube, unser Plan ist doch nicht so gut, wie wir dachten …“
Nicolò setzte sich ebenfalls. „Erinnerst du dich an nichts? Ich meine nicht einmal so sehr etwas, das uns beide betrifft. Ich hatte gehofft, eine der Sehenswürdigkeiten würde etwas bei dir auslösen.“
Enttäuscht schüttelte sie den Kopf. „Nicht das Geringste“, gestand sie. „Weder die Tourismusattraktionen …“ Sie blickte Nicolò zögernd an. „… noch das Zusammensein mit dir. Bedauerlicherweise.“
Er senkte den Kopf. „Das tut mir leid, Kiley.
Tränen liefen ihr über die Wangen. „Du kannst ja nichts dafür.“ Nicolò wollte etwas erwidern, doch sie sprach weiter. „Ich weiß, du fühlst dich für meinen Unfall verantwortlich. Aber du musst zugeben, dass ich nicht mitten auf einer belebten Kreuzung von einem Taxi angefahren worden wäre, wenn ich besser aufgepasst hätte.“
Nach kurzem Überlegen schlug Nicolò vor: „Einigen wir uns darauf, dass wir in diesem Punkt verschiedener Ansicht sind.“
„Damit kann ich leben“, antwortete sie lächelnd. Er nahm ihre Hand fest in seine und zog Kiley an sich. Sie ließ sich diese vertraute Geste gefallen und legte den Kopf an seine Schulter. „Also … wollen wir unsere Besichtigungstour fortsetzen, oder fällt dir eventuell etwas anderes ein, was meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen könnte?“
Er zögerte, dann nickte er. „Ja … da wüsste ich etwas.“
„Und was?“
Er lächelte, ein unwiderstehliches Lächeln, sympathisch und liebenswürdig, das Kiley tief berührte. Bestimmt hatte er sie so in der ersten Zeit ihrer Beziehung angesehen, nur leider wusste sie das nicht mehr. Kiley schmolz förmlich dahin, sie musste ihm einfach zustimmen, egal was er vorhatte.
„Komm, es wird eine Überraschung.“
Sie fuhren mit dem Auto vom Park Richtung Innenstadt, durch das Bankenviertel und über die Dammstraße Embarcadero. Am Fuße eines Wolkenkratzers bog Nicolò in eine Tiefgarage ein. Von dort aus fuhr er mit Kiley in einem Privataufzug direkt ganz nach oben in eine Pent-house-Suite. Als sich die Türen des Lifts öffneten, betraten sie einen weitläufigen Raum, der auf den ersten Blick wirkte, als gehörte er zu einem sehr großen Apartment.
Kiley folgte Nicolò, und ihre Füße sanken in dem dicken weichen Teppichboden etwas ein. Sein Taubenblau ließ den Raum luxuriös und behaglich zugleich erscheinen, was durch die Sofas mit feinen schwarz-weiß-grauen Streifen, die roten Sessel mit Satinbezug und die Glastische noch verstärkt wurde.
Auch die Beleuchtung kam Kiley ungewöhnlich vor: Spots erhellten die Tische, während die Sitzgelegenheiten in angenehmem Dämmerlicht lagen. Zur Behaglichkeit trugen auch die Pflanzen und frischen Blumen bei.
„Wo sind wir hier?“, flüsterte Kiley.
„In den Räumlichkeiten von ‚Dante-Exklusiv‘.“ Täuschte sich Kiley, oder leuchteten Nicolòs Augen tatsächlich?
„Hast du ‚Dante‘ gesagt? Ich weiß nicht …“ Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Ist das die Firma deiner Familie?“
„Hast du noch nie von uns gehört?“
Sie blinzelte. „Redest du von dem Schmuckimperium?“ Doch als Nicolò sie einfach nur ansah, atmete sie tief aus. „Meinst du diese Dantes?“
„Erinnerst du dich an uns?“
Sie betrachtete ihn mit sichtlichem Unbehagen. Ihr Mann erschien ihr jetzt in ganz neuem Licht. Natürlich hatte sie schon vorher gemerkt, dass er Einfluss und Wohlstand verkörperte, doch sie hätte sich nie träumen lassen, dass er in so illustren Kreisen verkehrte … und damit auch sie! Lebte sie auf so großem Fuß, wie es von der Ehefrau eines Dante erwartet wurde?
„Na ja, das nicht direkt“, antwortete sie. „Ich weiß, wer die Dantes sind, so wie ich auch weiß, wer zurzeit Präsident ist. Dieses Wissen ist nicht verloren gegangen, nur die Erinnerungen an meine eigene Vergangenheit. Der Name ‚Dante‘ sagt mir etwas, aber das geht wohl beinahe jedem so.“
Klar, er glaubte ihr, doch irgendwie schien er ihre Amnesie immer noch infrage zu stellen. Irgendetwas verheimlichte er ihr. Etwas, an das
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