Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
und Kreativität sie versuchte, ihre Gedächtnislücke zu schließen. Dabei schaute sie ihn so liebevoll an, dass es ihm ganz unbehaglich zumute wurde.
„Ja. Und Brutus auch.“ Nicolò zwang sich zum Weiterlügen. „Wir haben dich mit einem Frisbeespiel aufgemuntert.“
„Au ja. Dann machen wir das morgen. Wir gehen in den Park und spielen Frisbee.“
„Nein. Ganz sicher nicht.“
„Aber –“
Er schüttelte den Kopf. „Du bist erst einen Tag aus dem Krankenhaus. Wir werden nichts tun, was anstrengt. Frisbee kommt nicht infrage.“ Als sie widersprechen wollte, fügte er hinzu: „Das war eh nur eine kurze Begegnung, Kiley. Ich weiß etwas Besseres.“
„Was denn?“
„Ich lasse für dich unsere gemeinsame Zeit neu erstehen, wenn du willst.“ Während er sprach, war ihm klar, dass sie ihn heimlich auslachen würde, falls ihre Amnesie nicht echt war. „Aber nur, wenn du vorher nicht so viele Fragen stellst. Dann wird sich alles ganz natürlich entwickeln.“
„Ich verstehe nicht ganz …“
„Sei einfach du selbst und genieß jeden Moment. Frag nicht: Habe ich das getan oder jenes gesagt? Nimm einfach unbefangen alles, wie es kommt, und benimm dich ganz normal.“
„Ich weiß aber nicht, was für mich normal ist.“
„Dann mach einfach das, wobei du dich gut fühlst.“
Nach kurzem Zögern stimmte sie zu. „Ja. Also gut. Und du meinst wirklich nicht, dass wir morgen damit anfangen können?“
„Wir warten ab, bis der Arzt keine Bedenken mehr hat.“
Sie lächelte, und wieder wirkte ihr Mund auf der rechten Seite auf liebenswürdige Art leicht schief. „Dann rufe ich gleich morgen früh Dr. Ruiz an.“
Nicolò überlegte kurz, dann zuckte er mit den Schultern. „Wenn er einverstanden ist, dann bin ich es auch. Das heißt, ein bisschen Zeit brauche ich schon, um alles vorzubereiten.“
Als Erstes musste er einige Dates arrangieren. Vielleicht würde sich so herausstellen, ob sie tatsächlich an Amnesie litt. Die Zeit konnte Rufio nutzen, um mit seinen Ermittlungen voranzukommen. Werden die Dates beweisen, dass sie eine Frau ist, die den Luxus liebt und für schöne Dinge beinahe alles tut?, fragte sich Nicolò. Doch bis dahin …
Er knipste das Licht aus. „Versuch zu schlafen.“ Er allerdings würde wohl kaum Schlaf finden. Nicht mit ihr in seinem Bett, in seinen Armen. Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sie drückte sich gegen ihn und stellte damit seine Zurückhaltung auf eine harte Probe. Dann sagte sie: „Ich … ich mag keine Dunkelheit.“
„Ich bin doch hier. Bei dir“, versicherte er ihr. „Ich passe auf dich auf. Aber wenn du dich wohler fühlst …“ Er schaltete das Licht wieder an. „Besser so?“
„Stört es dich?“ Ihre Augen wirkten jetzt ganz dunkel. „Seit dem Unfall –“
„Ja?“, fragte er und ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten, wobei er sorgsam die Stellen mied, an denen Wunden hatten genäht werden müssen. „Erinnerst du dich an etwas?“
„Nein, das meine ich nicht. Solange ich zurückdenken kann – und das ist ja nicht sehr lang –, war es nie so dunkel und ruhig. In Krankenhäusern geht es meist ziemlich lebhaft zu, auch nachts. Ich war nie wirklich allein. Als ich vorhin aufgewacht bin, war mir ganz seltsam zumute. Darum bin ich nach unten ins Fernsehzimmer gegangen.“
„Dem können wir leicht abhelfen. Von jetzt an schläfst du einfach hier bei mir, und wir lassen das Licht an.“
„Und das macht dir wirklich nichts aus?“
„Nicht das Geringste.“
Während sie in seinen Armen einschlief, schalt sich Nicolò einen Narren. Sehnsüchtig betrachtete ihr Gesicht. Kein Zweifel, ihr Schlaf war echt und tief, er wirkte beinahe wie eine Ohnmacht, so entspannt und vertrauensvoll lag Kiley da. Zum Glück waren ihre Wangen wieder leicht rosig. Denn wegen ihrer fast wächsernen Blässe im Krankenhaus hatte Nicolò sich Sorgen um sie gemacht.
Das Haar fiel ihr in schweren Wellen über den Rücken und berührte seine nackte Brust. Für Nicolò, der nun einmal beschlossen hatte, sich zurückhalten, die reinste Qual.
Und was hätte er darum gegeben, ihren leicht geöffneten Mund zu küssen.
Wie unschuldig sie wirkt, dachte Nicolò, ob sie wirklich eine skrupellose Frau ist? Sein Gefühl, auf das er sich stets verlassen konnte, sagte ihm, dass ihre Amnesie echt war. Und wäre es nur um ihn allein gegangen, dann hätte er das Wagnis auf sich genommen.
Aber er war für weitaus mehr verantwortlich, und deshalb musste
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