Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Nachmittag mit hängenden Schultern und viel zu schweren Ranzen aus der Schule kommen sieht, möchte sie ihnen am liebsten die Taschen von den Schultern reißen und alle zu Spielen und Sein in der Natur einladen. Aber nein. Die Hausaufgaben müssen gemacht werden. Irgendwelche anderen Unterrichte müssen besucht werden. Pläne sollen erfüllt werden und die Mütter sorgen zwischen ihren Nervenzusammenbrüchen dafür, dass kein Kind ausbricht. Schließlich müssen die Noten gut werden, hört das Lieschen von überall. Für die Zukunft. Was soll sonst aus dem Kind werden?
Ja. Denkt dann die Liese. Was soll aus so einem Kind werden? Aus einem Kind, das nur was WERDEN soll, aber jetzt nicht einfach SEIN darf? Zwang und Angst haben ja bislang weder Interesse noch eigene Ideen hervorgebracht? Oder doch?
Raum für eigene Ideen wünscht sie den Kindern von heute. Zeit wünscht sie ihnen. Sie hätten so viele Möglichkeiten, ihren Interessen entsprechend an Informationen zu gelangen und sie einfach und lernend anzuwenden. Das könnte jetzt in ihnen so viel Freude und Erfüllung wecken, dass es sie sicher und vertrauensvoll in die eigene Zukunft tragen könnte.
Lieschen hat von einem Schüler gehört, der bis er 15 war keiner sein musste, der nur seinen Interessen nachgehen durfte und der es geschafft hat, mit einem sehr kurzen Schulbesuch von nur einem halben Jahr, den Realschulabschluss zu machen. Der Junge hatte Lernen gelernt, musste keinen Widerstand leisten und macht ihr einen sehr lebendigen Eindruck.
Lieschen wünscht auch der Grete, dass sie sich Seminare aussuchen kann, die sie wirklich interessieren und in ihren eigenen Augen für ihre Persönlichkeitsentwicklung und den Job sinnvoll sind. Was würde sie dann wohl lernen wollen?
Oder wäre es wichtiger den Chef mal in ein Seminar zu schicken, in dem er lernt, besser zu lügen oder vielleicht gar einfach NEIN zu sagen, wenn er keine Lust zu etwas hat?
Euer Lieschen
Dienstag, 13. August 2013
Das Fräulein Grete Meier ist traurig
Heute war irgendwie ein trauriger Tag. Das Fräulein Grete Meier musste sogar ein wenig weinen. Zusammen mit der Berta Kalt. In der Gemeinschaftsküche. Bertas Hund ist am Montagabend eingeschläfert worden. Krebs.
Ganz verheult saß die Berta in der Gemeinschaftsküche. Wie ein Häufchen Elend. Um sie herum zig Papiertaschentücher drapiert. Berta hat keinen Mann, nur den Hund und einen Wellensittich. Und der Hund war nun nicht mehr. Für Berta eine Katastrophe, denn der Hund hat sie mehr als 15 Jahre begleitet. "Durch dick und dünn", heulte die Berta. " Der war immer da und hat mir zugehört. Und nu, was mach ich denn jetzt nur. Mit dem Welli kann ich doch nicht am Fluss spazieren gehen, und auch nicht kuscheln." Da gab die Grete ihr recht. Das würde in beiden Fällen wohl eher einen ungünstigen Ausgang für den Vogel nehmen. Also heulte sie eine Runde mit, weiß sie doch, wie sehr die Berta an dem Tier hängt. Dann siegte mal wieder Gretes Veranlagung praktisch zu denken. Sie machte der Berta mit leisen Worten klar, welche Erlösung es für das Tier bedeutet hat. "Ganz sicher Berta, denk doch mal an die letzten Wochen. Das Bürschli (so nannte Berta immer ihren Hund) konnte sich doch kaum noch auf den Beinen halten, hat fast nur noch geschlafen und füttern musstest du ihn mit Spezialnahrung, weil er zu schwach war. Jetzt hat er seinen Frieden. Im Hundehimmel geht es ihm bestimmt nun wieder gut. Dort läuft er putzmunter herum und pinkelt dem Herrgott ans Bein." Beinahe hätte die Berta gelacht. Aber nur beinahe. Sie weinte nun noch lauter. Grete wurde ganz still neben der heulenden Berta. Lieschen hatte ja auch einen Hund gehabt. Der ist auch vor ein paar Monaten gestorben. Ob die auch so geweint hat? Merkwürdig, erst jetzt fällt der Grete auf, dass das Lieschen darüber kaum ein Wort verloren hat.
Grete drückte sie fest und langsam wurde die Berta ruhiger. "Meinste wirklich?", schluchzte sie. "Aber ja doch, und wenn du mit dir mal ehrlich bist, dann weißte auch, dass ich recht habe. Das war doch kein Hundeleben mehr!"
Berta ließ sich tatsächlich beruhigen und die Grete konnte wieder an ihre Arbeit zurück. Musste aber den ganzen Tag immer wieder an die Berta denken. Und an das Bürschli. Und nicht nur daran. Auch an den Prinz Friso, der ja nun doch gestorben ist, nachdem er solange im Koma gelegen hat. Wo die Familie doch immer Hoffnung gehabt hat, dass er wieder aufwacht. Obwohl die Ärzte das anders
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