Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Leben gehalten hat. Als sie den kleineren und etwas leiseren Generator angeschafft haben und den Fernseher, der wenig Strom verbrauchte und aus der halben Stunde nach und nach mehrere wurden und mit dem ersten Laptop innerhalb weniger Wochen auch die große weite Welt, erst minutenweise und dann dank Flatrate stundenweise, in den Wald einzog und die Waldwelt im Nu gravierend veränderte. Die Grete mag wohl ab und an die Gespräche darüber, aber ist schon sehr froh, dass die Liese jetzt wieder in ihrer Nähe und in einem Haus mit Strom und allem Drum und Dran lebt.
Lieschen selbst fragt sich manchmal, was sie wohl täte, wenn es von heute auf morgen einen großen langen Stromausfall gäbe? Würde ihr wieder einfallen, wie man Speisen und Getränke auch ohne Kühlschrank kühl hält? Wo ist der nächste Wald für Feuerholz? Kann sie den zu Fuß erreichen? Gibt es Quellwasser in der Nähe?
Und überhaupt? Was braucht man wirklich? Wenig. Sehr wenig. Weiß das Lieschen. Im Grunde nicht einmal die Schreibmaschine, wenn man einen Bleistift hat.
Euer Lieschen
Donnerstag, 29. August 2013
Werbung ist blöd
Schon zwanzig Minuten vor der verabredeten Zeit saß das Fräulein Grete Meier gestern im Cafe und wartete ungeduldig auf das Lieschen. Bedient war sie, aber so richtig. Vollkommen. Von vorne bis hinten. Eigentlich wollte sie sich ja nix anmerken lassen, als das Lieschen ankam. Zu peinlich war ihr das Ganze. Doch vor dem Lieschen lässt sich eben nichts verbergen. Zuerst hat sie fröhlich geplaudert aber dann, so zwischen Zwetschgenkuchen (mit Sahne!) und Toffeemuffins, konnte sie wohl nicht mehr. "Grete, ich seh doch, dass dir eine Laus über die Leber gelaufen ist. Oder zwei. Mir kannste nichts vormachen. Also spucks aus!" Die Grete zögerte, wand sich wie ein Aal. Dann spuckte sie ihren Frust aus. Flüsternd, mit vorgeneigtem Kopf, damit nur ja niemand an den Nachbartischen hören konnte, wie dumm die Grete sich verhalten hat. Lange Rede, kurzer Sinn, die Grete hat sich tatsächlich äußerst dämlich verhalten.
Manchmal schaut sie sich Youtube–Videos an. Musik, Beauty, Politik oder auch lustige Clips. Vorangestellt ist ja meist eine kurze Werbung. In letzter Zeit öfter von der allseits beliebten braunen Brause, dessen Herstellungsgeheimnis auch in der Tat ein Geheimnis ist. Der Grete gefielen diese Werbeclips. Und ganz spontan, wie die Grete ist (Papperlapapp, nur manchmal!), hat sie sich eine ganze Stunde früher als sonst auf ihr Fahrrad geschwungen, ist zu einem Supermarkt gefahren, hat dort zehn Flaschen von der Brause gekauft und in ihren Einkaufskorb vorne am Lenker verstaut.
So bepackt ist sie zum Flussufer geradelt. Direkt zu einer kleinen Brücke. Dort halten sich in den wärmeren Monaten immer einige Obdachlose auf. Sie stieg vom Rad, schnappte sich eine Flasche mit dem Aufdruck - Trink ne "braune Brause" mit FREUNDEN – und drückte sie dem erstbesten Obdachlosen, der auf einer Bank saß, freudestrahlend einfach in die Hand. Bei dem war allerdings von Freude nicht mal ein Fitzelchen zu finden. Im Gegenteil. Er ließ die Flasche fallen, schaute die Grete grimmig an und … ja, er bespuckte sie. "Was bildeste dir ein? – Unverschämtheit – Kann mir die Brause auch selber kaufen" – war da noch als harmlos zu bezeichnen. Die Grete stand ganz verdattert neben ihrem Fahrrad. Mittlerweile waren andere Obdachlose aufmerksam geworden und näherten sich der Bank. Die Grete machte schleunigst, dass sie wegkam. Aufgeben war aber nicht. Ebensolch eine Flasche schenkte sie einer älteren Dame, die mit ihrem Hund am Ufer spazieren ging, und einer jungen Frau, die einen Kinderwagen schob. Die ältere Dame schmiss die Flasche gleich in den nächsten Papierkorb, die junge Frau wehrte sich mit Händen und Füßen gegen das Geschenk. Sie zeterte so laut, dass man meinen konnte das Fräulein Grete Meier wolle sie vergiften. Einen Versuch machte die Grete noch. Ein Teenager mit einem Skateboard nahm die Flasche wenigstens an, nachdem die Grete ihm versichert hat, dass hinter der nächsten Hecke kein Kameramann hockt.
"Also in der Werbung haben sich immer alle gefreut", sagte sie, noch immer flüsternd, mit rotem Kopf, zu Lieschen. Die war sprachlos. Viel hat sie ja schon mit Grete erlebt. Aber Flaschen verteilen, mit so einem Aufdruck, an wildfremde Menschen? Nene, Grete, nene.
Gerade, als sie ansetzen wollte etwas zu Grete zu sagen, um sie aufzuheitern, oder um ihr die Meinung zu geigen (man weiß es
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