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Doppelte Schuld

Titel: Doppelte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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kann bis zu einem Jahr dauern.«
    »Und wie reden Sie mit ihr?«
    »Ich gewöhne sie an kurze Befehle. Wenn sie ›Briefkasten‹ hört, weiß sie, wonach sie zu suchen hat. Wenn sie einen gefunden hat, springt sie daran hoch. Sogar in Italien ist ihr das auf Anhieb geglückt, obwohl die dort anders aussehen als bei uns.«
    Das hochgelobte Tier reckte und streckte sich zu Marys Füßen, als ob ihm die Schmeicheleien zustünden. Ja, Lux war etwas Besonderes, in jeder Hinsicht. Mary hatte dem Hund etwas beigebracht, das sie ihm nicht hätte beibringen dürfen. Lux wußte, was sie zu tun hatte, wenn sie das Wort »Sirius« hörte. Hoffentlich trat dieser Fall nie ein. Ernst Kellerhof jedenfalls würde davon nichts erfahren.
    »Und ist so eine Ausbildung teuer?«
    »Oh ja.« Mary tätschelte Lux, die sich aufgerichtet hatte. Sie schien der Meinung zu sein, es sei nun lange genug gefrühstückt worden. »Lux kostet 25000 Euro, wenn sie fertig ist.«
    »Und das zahlt die Krankenkasse?« Man sah Frau Willke an, daß sie das ein wenig übertrieben fand.
    »Zum Teil.« Mary lächelte. Ernst Kellerhoff würde auf seine Ansprüche gegen die Krankenkasse bestimmt nicht verzichten, obwohl er den Krankenkassenzuschuß nicht nötig hatte. Das war ein weiterer Grund, ihn unsympathisch zu finden.
    »Toll«, sagte Frau Willke mit Zweifel in der Stimme. »Und man kann sich auf den Hund verlassen? Wenn ein Auto kommt? An der Ampel?«
    »Natürlich. Auch vor Baustellen oder bei anderen Hindernissen. Ein Hund muß zum Beispiel erkennen können, daß der größere Mensch sich an einem Hindernis den Kopf anstoßen würde, unter dem der Hund bequem weiterlaufen könnte. Das ist viel verlangt von einem Tier.«
    Lux erhob sich und ließ die Zunge heraushängen. Frau Willke tätschelte ihr den Kopf, sie wirkte beeindruckt. Mary ertappte sich wieder beim Wunsch, das Tier zu behalten. Nicht nur wegen des Befehls, den sie ihm beigebracht hatte. Nicht nur wegen »Sirius«.
    »Aufs Zimmer«, sagte sie leise. Lux nahm Haltung an, Frau Willke zog erschrocken die Hand zurück. Mary lächelte. Noch hatte die Unterbrechung des Trainings keinen Schaden angerichtet. Aber es wäre besser, die Pause geriete nicht allzu lang. Ein paar Trainingsstunden konnten nicht schaden. Aber nicht hier in Blanckenburg – etwas sagte ihr, daß es besser wäre, noch eine Weile unsichtbar zu bleiben.
    Oder – war sie womöglich feige geworden?

7
    Diesmal kam die Kripo in die Praxis von Katalina Cavic.
    »Wir warten gerne«, sagte der Jüngere der beiden, denen man ihre Profession aus zehn Meter Entfernung ansah, und setzte sich neben den kleinen Sven und sein Kätzchen. »Nein, ist die niedlich«, hörte sie ihn sagen. »Wie heißt die denn?«
    »Das ist doch ein der.« Sven klang erstaunt über soviel Unwissen. »Und er heißt Max.«
    Katalina stand unschlüssig in der Tür zum Beratungszimmer. Es war ihr nicht recht, daß die beiden hier auftauchten, das würde den Tratsch erst richtig anheizen – und diesmal mit Sicherheit auf ihre Kosten.
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Köster verdächtig jovial und blickte sich mit gespielter Neugier im Wartezimmer um. Die alte Frau Schimmeck rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Der Zwergpudel, den sie im offenen Körbchen bei sich trug, japste auf.
    »Sie haben fünf Minuten«, sagte Katalina und hielt den beiden die Tür auf. Ihr war lieber, die anderen warteten, als daß die beiden Machos alle nervös machten. Daß Katalina wieder einmal »in einen Mordfall verwickelt« war, machte sowieso bereits die Runde. In der nächsten Stunde würde das Wartezimmer wieder bis auf den letzten Stehplatz belegt sein.
    »Was ist denn das?« fragte Köster und hielt eines ihrer Instrumente hoch, eine silberne Zange.
    »Eine Kastrationszange für Lämmer«, antwortete sie knapp und nahm sie ihm aus der Hand. »Garantiert unblutig.« Männer waren in diesem Punkt empfindlich. »Was wollen Sie?«
    »Der Tote …« Sager holte seinen Notizblock hervor und blätterte umständlich zurück. »Der Tote hatte keine Papiere bei sich. Er war schätzungsweise zwischen 45 und 50 Jahre alt. Wissen Sie mehr über ihn?« Er sah sie erwartungsvoll an. Sie zuckte die Schultern.
    »Er wurde durch einen Schlag gegen den Kehlkopf getötet«, sagte Köster, der jetzt den defekten Rasierapparat für Hunde und Katzen musterte.
    »Wahrscheinlich mit der Handkante«, murmelte Sager. »Sehr professionell. Das Ganze ging ziemlich schnell, still und

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