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Doppelte Schuld

Titel: Doppelte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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unblutig vor sich.«
    »Und warum erzählen Sie mir das?« fragte Katalina leise.
    »Sie kennen sich doch aus als Ärztin, oder?«
    »Weder mit menschlichen Kehlköpfen noch mit Handkantenschlägen oder Mord, Herr Köster.« Ganz ruhig, sagte sie sich. Sie können dir nichts.
    »Sie haben sich nun mal in der Nähe des Tatortes aufgehalten, Frau Cavic.«
    Woher wußte er das? Die Frau mit dem Blindenhund? Ein anderer Spaziergänger? Sie hatte niemanden gesehen. Zeus hatte niemanden gespürt. Es war niemand da gewesen.
    »Der Fundort der Leiche liegt etwa zehn Meter von Ihrer Wohnung entfernt. Es ist allgemein bekannt, daß Sie den Hund morgens immer um die gleiche Zeit ausführen, im Sommer früher, im Herbst und Winter etwas später. Oder wollen Sie mir erzählen, daß Sie ausgerechnet letzten Montag zu Hause geblieben sind?«
    »Ich habe den Hund ausgeführt, das ist richtig. Um kurz vor neun bin ich, wie immer, in die Praxis gefahren.«
    »Und Sie haben wirklich nichts gesehen oder gehört?«
    »Nein.« Sie spürte ihren Widerstand wanken. Wenn sie jetzt sagte, daß sie ihn gefunden hatte … daß er noch warm gewesen war …
    Köster sah ihr aufmerksam ins Gesicht. Schließlich hob er die Schultern und ließ sie wieder fallen. Sager kritzelte angestrengt in sein Notizbuch. Dann blickte er auf.
    »Wann sind Sie aus Bosnien zu uns gekommen?« Sager tat behutsam, er schien zu glauben, daß sich das gehörte gegenüber einem Bürgerkriegsflüchtling.
    »1982. Damals hieß das noch Jugoslawien.« Und es hatte Mut dazu gehört zu fliehen.
    »Aber … Sind Sie nicht erst seit 1993 bei uns gemeldet?« Sager blätterte in seinem Notizblock.
    »Ich bin nach der Wende 1991 zurückgegangen, das ist richtig.« Ein blutiger Fehler.
    »Noch Verbindungen in die Heimat?«
    »Ich sagte doch: Meine Heimat ist hier. Ich habe einen deutschen Paß, und darauf bin ich stolz.«
    »Freunde? Verwandte?«
    Der Mann, den ich geliebt habe, ist tot, dachte Katalina. Und Freunde? Meine Vergewaltiger vielleicht? Sie schüttelte den Kopf.
    »Unser toter Freund hatte eine Ansichtskarte aus Mostar dabei. Sagt Ihnen das was?«
    Mostar. Schon wieder Mostar.
    »Man sieht eine Brücke auf der Postkarte, rechts und links Steinhäuser. Die Karte ist nicht beschriftet. Sieht so aus, als ob der Mann sie vor Ort gekauft hätte, als Andenken vielleicht.«
    Katalina sagte noch immer nichts. Was sollte sie auch sagen? Es gibt ein paar Albträume in meinem Leben, und der eine heißt Mostar?
    Im Körbchen unter dem Behandlungstisch rührte sich etwas. Sie beugte sich hinunter zum Ferkel, das sie Susi getauft hatte, und nahm es hoch. Hunger, signalisierten die flinken Augen und der bewegliche kleine Rüssel.
    Sager trat zurück von der Rassetafel für Pferde, vor der er gestanden hatte, als ob er die Namen auswendig lernen wollte. »Bekommen Sie auch noch Post – von drüben?« fragte er und lächelte sie an.
    »Nein. Und ich weiß beim besten Willen nicht, was Sie von mir wollen.«
    Köster kratzte sich am Kopf. »Tja«, sagte er. »Das ist nun mal unser Job. Fragen, immer wieder fragen.«
    »Das geduldige Bohren dicker Bretter«, sprang Sager ihm bei.
    »Der Tote hatte keine Ausweispapiere bei sich. Wir fragen uns, ob er vielleicht ein Landsmann von Ihnen war?«
    Der Mann hieß Frank Beyer und kam von der Detektei Hermes in Berlin. Sag’s ihnen doch endlich. Gib ihnen die Visitenkarte. Sag alles, was du weißt, forderte ihr klügeres Ich.
    »Ich glaube nicht, daß er aus Bosnien kam«, sagte sie langsam.
    »Na gut«, sagte Sager strahlend. »Die Ermittlungsbehörden dort werden uns sicher noch heute Bescheid geben, und dann wissen wir mehr.« Auch über Sie, schien sein Lächeln zu suggerieren.
    Katalina lächelte nicht. »Ich kann Ihnen nichts sagen. Außer daß der Mann bei mir in der Praxis war.«
    »Aber was wollte er denn nun bei Ihnen? Wirklich nur …?«
    »Ein Wurmmittel für seine Katze, das sagte ich ja bereits.«
    Sager lächelte, als ob sie einen guten Witz gemacht hätte.
    »Kam er mit dem Auto? Wissen Sie, wo er in Blanckenburg wohnte?« fragte Köster.
    Katalina schüttelte stumm den Kopf. Ihre Hilflosigkeit lähmte sie. Nun sag doch was, wehr dich endlich, sagte es in ihr. Aber sie brachte kein Wort heraus.
    »Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß«, sagte sie schließlich. »Was wollen Sie noch von mir?«
    Sager lächelte, Köster öffnete die Tür. »Sie haben das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, gnädige Frau, das ist

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