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Doppelte Schuld

Titel: Doppelte Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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sicherlich bekannt, wer und was die Stasi war.«
    Sie ignorierte Kösters Seitenhieb mit einem Lächeln.
    »Was wollte er von Ihnen?« fragte Sager leise. »Und wissen Sie eigentlich, daß es nicht sehr schwierig ist, einen Menschen durch einen Schlag auf den Kehlkopf zu töten?«
    Sie riß die Augen auf, spielte Entsetzen. Wahrscheinlich hätte sie sich geschmeichelt fühlen sollen, er schien ihr eine kleine Mordtat durchaus zuzutrauen.
    »Eine Killermethode«, brummte Köster.
    Ich kenne die Methode, hätte sie am liebsten gesagt. Und ich kann mir langsam vorstellen, wer dahintersteckt. Sie suchen nach einem Meister der Intrige, meine Herren. Und es gehört zu seinem Spiel, den Verdacht auf andere zu lenken. Erst auf die Tierärztin, dann auf mich.
    Köster rutschte näher, blähte die Nüstern. Es sah fast so aus, als ob er an ihr riechen wollte. »Was benutzen Sie für ein Parfüm?« fragte er.
    »Vol de Nuit« , sagte sie und buchstabierte den Namen, für Sager, für das Protokoll.
    »Ich könnte schwören …« Köster sah zu Sager hinüber.
    »Man hat den Toten mit Parfüm übergossen. Er roch noch danach, als man ihn fand, Stunden später.«
    »Wir lassen das analysieren«, sagte Köster und stand auf. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Blanckenburg in den nächsten Tagen nicht verlassen würden. Ich fürchte, wir brauchen Sie noch.« Er winkte Sager mit einer herrischen Kopfbewegung heran. Der wenigstens hatte den Anstand, sich zu verabschieden.
    Als Mary auf ihr Zimmer zurückkehrte, donnerte es in der Ferne. Das Gewitter kam näher.

Schwarzer Samt

1
    Der dumpfe Schlag hallte nach. Oben war eine Tür ins Schloß gefallen. Die Fensterläden, die sich schon seit einiger Zeit leise quietschend in den Scharnieren bewegten, knallten zu und flogen wieder auf. Hastig erhob sich Katalina vom Schreibtisch und wäre fast über Zeus gestolpert. Der Hund hatte sich ganz gegen seine Art unter den Schreibtisch zu ihren Füßen verkrochen; wahrscheinlich spürte er schon seit einer Weile, daß sich da draußen etwas zusammenbraute. Dem ersten Windstoß folgte ein zweiter, der die Läden wieder aufriß und gegen die Hauswand schlug. In der Ferne grummelte es ungehalten. Abschied vom goldenen September, dachte Katalina. Das letzte Sommergewitter – der erste Herbststurm. Zugvogel müßte man sein.
    Draußen ging das Pfeifen des Windes in einen tiefen Orgelton über. Sie hörte den Laden oben vor dem Schlafzimmerfenster zuschlagen. Und dann klirrte es.
    Katalina fluchte leise vor sich, schlüpfte in die Hausschuhe und lief die Treppe hinauf. Ein kraftvoller Luftzug stemmte sich ihr durch die offene Schlafzimmertür entgegen, die Vorhänge flatterten wie Fahnen im Wind. Auf dem Boden Scherben, im rechten Fensterflügel Glassplitter. Katalina war mit wenigen Schritten beim Fenster und versuchte, die Läden zu schließen. Der Wind riß sie ihr aus den Händen und ließ die Fensterflügel zurückschwingen. Ein Glassplitter bohrte sich mit spitzem Schmerz in ihren Ellenbogen. Endlich hatte sie Läden und Fenster geschlossen. Der Wind heulte durch die Ritzen, er kam nun nicht mehr in Böen, sondern drängte mit gleichbleibender Kraft gegen das Haus.
    Katalina spürte das Blut den Arm herunterlaufen. Der beißende Schmerz tat irgendwie gut. Er lenkte ab vom Hamsterrad in ihrem Kopf, in dem die Gedanken auf der Stelle traten.
    Das erste Rätsel, das sie nicht lösen konnte, war Moritz. Er war zurück, fast spürte sie wieder die Wärme und die Nähe, die sie in den letzten Monaten vermißt hatte. Und fast ließ sie ihn zu, den verbotenen Gedanken.
    Ich würde gerne bleiben.
    Sie dachte immer häufiger daran. Die Frage war nur …
    Ob auch Moritz das will. Ob er es kann. Ob ein Mann mit einem derart ausgeprägten Mutterkomplex auf die Dauer erträglich ist, vor allem für eine Frau mit einem soliden Vaterkomplex. Ob er an der Vergangenheit klebenbleibt oder irgendwann einmal in der Gegenwart ankommt.
    Ob das alles auszuhalten wäre – das, was man eine Beziehung nennt.
    Es krachte wieder, diesmal war es ein Donnerschlag. Noch immer hörte man es nicht regnen, noch immer ballten sich da draußen die Naturgewalten, ohne sich zu entladen.
    Katalina ging, langsamer jetzt, nach unten. Zeus linste von seiner Bastion unter dem Schreibtisch aus nach ihr, sicher war es ihm peinlich, daß er nicht tapfer und furchtlos war, wie es sich gehörte für den klügsten Hund der Welt.
    Das zweite Rätsel war Mary Nowak. Irgend etwas an der alten

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