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Dorfpunks (German Edition)

Dorfpunks (German Edition)

Titel: Dorfpunks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rocko Schamoni
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Musik. Er hatte die coolsten Platten und wusste alles. Ein derber Angeber, aber wenn wir Informationen brauchten, bekamen wir sie von ihm. Am liebsten hätte er uns zu richtig kommunistischen Punks gemacht, aber dafür waren wir zu unkonzentriert. Wir beschlossen, eine Band zu gründen, so wie das damals Usus war. Mit dabei waren David, Dietrich Maas, Piekmeier, Sid Schick, Fliegevogel und ich. Wir waren so ziemlich die coolsten Punks, die Schmalenstedt zu dem Zeitpunkt hatte, fand ich. Viel Konkurrenz gab es ja auch nicht.

Weiß
    Ich bin ein Versager. Ich bin nicht lebenswert. Ich bin nichts. Was bin ich? Ich möchte sterben. Ich halt es nicht aus. Wo ist der Sinn? Niemand liebt mich. Ich bin überflüssig. Ich bin ein Versager. Ich kann nichts. Ich will alles. Hilfe. Ich falle. Ich falle. Ich will nicht mitmachen. Ich bin nicht wie ihr. Ich bring mich um. Wo ist was los? Was verpasse ich? Ich möchte mich teilen können. Wo gehöre ich hin? Wer meint es ernst mit mir? Was ist meine Aufgabe? Ich bin nichts wert. Die Welt ist kalt, schlecht, leer. Die Menschen sind kalt, egoistisch, materialistisch, eingefahren, gefangen, unfrei, abgestorben, brutal, aggressiv, dumm, einsam, verloren. Ich bin verloren. Ich fühle zu viel. Was ist wahr? Wo fange ich an, wo höre ich auf? Wo beginnt die Lüge, wie lange bin ich mir selbst treu? Wie kann ich Sinn erzeugen? Was soll Sinn? Wie kann ich mich loswerden? Wie kann ich mich loswerden? Wie kann ich mich loswerden? Ich hasse mich. Ich bin hässlich und unbegabt. Ich kann mich nicht ein- und unterordnen. Ich habe in der menschlichen Gesellschaft keinen Platz. Die menschliche Gesellschaft ist mir zuwider. Ich hasse die Natur. Die Natur ist kalt. Ich bin glücklich in der Natur. Ich will Sex. Ich will Frauen. Ich bin stumpf. Ich hasse diesen Drang, ich will selber über mich bestimmen. Ich verachte Männer. Ich verachte das, was mir als Männlichkeit präsentiert wird. Was soll ich sonst sein? Kann man als Punk geschlechtslos sein und trotzdem Sex haben? Ich will Bewegung. Ich implodiere. Das Feuer brennt, ich will sterben. Ich brauche Schmerzen. Ich habe immer Schmerzen. Ich füge mir Schmerzen zu. Ich habe keinen Platz in dieser Welt. Wie bringe ich mich um? Ich habe keine Angst vor dem Tod, ich fürchte mich nur vor dem Schmerz. Ich muss mich kontrollieren, ich darf mich nicht wiederholen, ich darf nicht stehen bleiben. Wo seid ihr? Warum können wir uns nicht näher kommen? Warum lügen die Erwachsenen so? Heißt leben lügen? Was soll das Leben? Warum sind Menschen die Krone der Schöpfung? Was muss ich lesen, um dabei zu sein? Bin ich klug genug? Ist Dummheit das größte Erbe der Generationen? Bin ich stark genug? Bin ich würdig genug? Nein. Ich bin nichts, nichts, nichts. Ich bin ein Verlierer. Ich spüre die Kraft der Möglichkeiten. Welche ist die richtige? Warum ist auf einmal alles so schlecht? Was mache ich falsch? Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe? Habe ich darum gebeten, Teil der menschlichen Gesellschaft zu sein? Nein, ich habe nur mitbekommen, dass es ratsam ist, danach zu trachten. Ich muss ausbrechen. Wie komme ich da raus, ohne mich ganz zu verlieren? Ich sollte mich umbringen. Ich bin süchtig. Ich kriege nie genug. Ich muss mich betäuben. Ich bin so aufgeregt. Wo ist der Griff zum Festhalten? Ist Gott ein seelisches Abbild der Eltern? Oder warum hört er mich nicht? Selbstmitleid ist meine zärtliche Krankenschwester. Ich habe Angst.
    Mit vierzehn wirst du aus dem Paradies vertrieben. Die Welt wird groß und kalt und frei. Die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit trifft dich. Ab jetzt laufen die Sanduhren ab. Ich renne mit offenen Armen dem Tod entgegen.

Musik wird unser Leben verändern
    Auf mein Drängen hin hatten meine Eltern mir ein kleines Zimmer neben der Diele überlassen, das ich als Probenraum herrichtete. Das heißt, ich stellte ein altes Schrottschlagzeug rein, das ich zum Geburtstag bekommen hatte, und ein Radio, das wir als Verstärker benutzen wollten. Nachmittags trafen wir uns alle in dem Zimmer, jeder hatte ein Instrument dabei. Ich spielte Schlagzeug, Dietrich Trompete, David Gitarre, die anderen irgendwas.
    Wir redeten über Musik, warfen alles durcheinander, fanden alles geil, wollten so geil wie die alle sein. Pistols, Dexy’s, Clash, Elvis Costello, Cure, Pogues, Killing Joke, A Flock of Seagulls, Buttocks, Boskops, Buzzcocks, Madness, Selecter, Echo & The Bunnymen, Specials, Siouxsie, Vapors, Vipers, Wire, Damned, Stiff,

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