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Dorfpunks (German Edition)

Dorfpunks (German Edition)

Titel: Dorfpunks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rocko Schamoni
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hätten.
    Meier’s lag acht Kilometer von Schmalenstedt entfernt in Behringsdorf an der Ostsee. Eine wunderschöne, durch Wälder und Hügel sich windende Straße nahm in den wilden Jahren vielen jungen alkoholisierten Heizern, die der Meier’schen Magnetkraft nicht widerstehen konnten, das Leben.
    Meier’s war so spannend. Meier’s war unser Ratinger Hof, unser SO 36, unsere Markthalle.
    Der Chef hieß Horst Günther Meier und ist heute ein gut gelaunter Pensionär, der das Leben genießt.
    Aber damals war er der Regent des Discoplaneten. Er war streng, stets gestresst und packte ganz gerne mal hart zu. Und er hatte keine Lust auf vierzehnjährige Spinner in seinem Verantwortungsbereich. Aber wir hatten Lust auf seine Disco.
    Er hatte sein altes Bauernhaus restauriert, eine Tanzfläche und eine DJ-Kanzel einbauen lassen, zwei Bars und ein Restaurant mit einem großen Parkplatz davor.
    Der DJ hieß Pinki, ein ungeheuer massiger Schlachter aus Kiel, vor dem alle den höchsten Respekt hatten. Er war der Musikgott, und seine Ansagen waren allererste Sahne. Einmal sagte er beispielsweise zum Abschied: «Also tschüs, Leute, fallt nicht in den Briefkasten und lasst euch keinen Düsenjäger auf den Kopf fallen!» Ist klar, dass da kein Auge trocken blieb. Er hatte gute Antennen für sein Publikum und legte immer die richtigen Tracks für die Kings des Abends auf. Und er erfüllte Musikwünsche.
    Die Tanzfläche fasste vielleicht zweihundert Leute. Sie war gesäumt von Tischen, über denen Schindeldächer in den Raum ragten. Das gab auch dem Discoinneren ein gemütlich-bäuerliches Flair. In den ganzen Laden passten etwa sechshundert Besucher. Dazu kamen die Massen, die draußen vor der Tür oder auf dem Parkplatz bei den Autos abhingen.
    Das erste Mal war ich mit vierzehn bei Meier gewesen. Sonny Sommer, Bernd Lose und ich zelteten bei den Sommers auf einer Wiese, und nachts fuhren wir heimlich mit Fahrrädern zu Meier. Immer in Gummistiefeln; wenn uns ein Wagen entgegenkam, sprangen wir in den Straßengraben. Wir wollten nicht von den Feldjägern erwischt werden, die rund um die nahe Kaserne Tangrade nachts die Gegend abcheckten. Bei Meier waren wir immer nur so lange, bis uns Horst Günther zu packen bekam und wie junge Hunde am Nacken und mit Arschtritt auf die Straße setzte.
    Offiziell durfte ich nur bis zehn weg sein. Irgendwann erlaubten mir meine Eltern das erste Mal, zu Meier zu gehen. Von unseren Nachtausflügen wussten sie natürlich nichts. Mein erster offizieller Besuch fiel auf einen warmen Sommerabend. Mama erbot sich, mich hinzufahren. Das war mir sehr peinlich, aber mir fiel keine andere Transportmöglichkeit ein, also nahm ich ihr Angebot an. Nachdem wir bei Meier vorgefahren waren, eröffnete sie mir, dass sie bis zu unserer Rückfahrt drinnen warten würde. Ich hätte mir nichts Schlimmeres vorstellen können. Auf dem Weg hinein schlug ich Haken, bis ich sie los war. Drinnen war es total öde, keiner von den coolen Acern kam so früh hierher. Nur ein paar langweilige Zahnspangenträger saßen am Tanzflächenrand. Pinki selber legte erst ab zehn auf, alles davor war unter seiner Würde. Ich begriff, dass ich zur Idiotenstunde hier war. Dass ich selber ein Idiot war. Irgendwie brachte ich meinen ersten offiziellen Discobesuch hinter mich und war fast froh, als wir wieder nach Hause fuhren. Bloß keine Zeugen, die sahen, zu welcher Zeit ich bei Meier aufkreuzte und mit wem. Das musste das nächste Mal anders ablaufen.
    Meine Eltern gingen so um elf ins Bett. Ich wartete noch eine Weile und kramte dann die vorbereitete Seilrolle unter meinem Bett raus, um mich aus dem Fenster abzuseilen. Dabei stützte ich mich mit den Füßen an der Hauswand ab, so wie ich das in diversen Krimis gesehen hatte. Ich schob mein Mofa bis zum Dorfrand und knatterte dann mit enormer Lautstärke Richtung Meier’s. Um halb eins Uhr war ich da. Allein bei Meier. Als cooler Acer. Ich kam wirklich sehr spät, das wirkte cool und erwachsen. Die Freakfrauen waren da, und ich spürte ihren Respekt. Auch die älteren Typen, die mich sonst mit dem Arsch nicht angeguckt hatten, behandelten mich jetzt ganz wie ihresgleichen. Ich trank Bier und laberte wie ein Großer.
    Um vier machte Meier’s zu. Immer. Ich fuhr über die Geheimwege mit meiner möhrenden Krachfabrik zurück, ohne Licht, um nicht aufzufallen. Wenn mir ein Auto entgegenkam, wartete ich in Bushäuschen, bis die Luft rein war. Zu Hause kletterte ich wieder in mein Zimmer

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