Dorian
Hilfe nicht.
„Ich bin am Ende, da hast du recht… wer bist du… ein verirrter Engel?“
„Ich bin das geistliche Oberhaupt der Vampire und komme um dich auf deinen Weg in die Unsterblichkeit zu führen.“
„Aha!“
Es waren wohl doch ein paar Whiskys zuviel in letzter Zeit gewesen. Er wandelte wie in ein Zombie allein durch die Hölle und wenn das für die Ewigkeit sein sollte… danke, Jim Bean.
„Sag mal Lady, wo bin ich hier eigentlich gelandet?“
„Du bist in der Zwischenwelt.“
„Du meinst zwischen Leben und Tod? Ein Auffanglager für Irre?“
„Nein, du bist tot aber in kürze wirst du wieder zum Leben erwachen.“
Kyle hatte in seinem Leben schon viel Mist gehört, aber das war echt die Krönung.
„ Sagtest du nicht gerade was von Vampiren?“
Das Orakel schwebte zwischen den Ästen hindurch.
„Ja, Vampir… genau das Wesen zu dem man dich gemacht hat.“
Sie hob die Arme.
„Es wird schon bald beginnen.“
Jeder einzelne Knochen in Kyles Körper zerbrach wie auf Ansage und fügte sich wieder zusammen. Seine Muskeln wuchsen auf das Doppelte an. Vor Schmerzen bohrte er seine Fäuste in die trockene Erde. Seine Eckzähne schossen wie scharfe Dolche aus seinem Gebiss.
„Was geschieht mit mir?“ keuchte er.
„Deine Wandlung hat eingesetzt. Ich heiße dich in unserer Mitte willkommen Geschöpf der Nacht. Bewahre ab jetzt deine Identität und suche deines Gleichen auf. Rufe mich in größter Not.“
Das Orakel verschwand durch den Baumwipfel und Kyle öffnete vorsichtig seine Augen.
Der Bastard, der mir das angetan hat, wird schon bald ein Kopf kürzer sein.
Seine Knochen waren schwer wie Blei und er sackte bei dem ersten Versuch aufzustehen wieder zusammen.
Dieses Miststück, verpisst sich einfach, anstatt mir zu helfen.
Sein Körper verlangte dringend nach Flüssigkeit, doch das einzige was ihm zur Verfügung stand, war das Blut der Toten im Fluss. Er kroch mit letzter Kraft ans Ufer. Er tauchte seine Hand in das Blut und leckte sie ab. Jeder Finger den er sich in den Mund steckte, brachte ihm seine Kraft zurück. Er wollte von diesem Ort so schnell es ging fort und er hatte das Gefühl das das Blut ihn zurück ins Leben trug. Er schöpfte sich hastig immer mehr mit den Händen in seinem Mund. Er konnte nicht genug bekommen, es war wie süßer Wein… köstlich und berauschend. Der Panther war zurück.
„Miss O´Connel? Dr.Blane hat nun Zeit für Sie.“
Das Wartezimmer des Arztes war hoffnungslos mit Patienten überfüllt. Jeder zweite hatte sich seine Verletzungen bei heftigen Auseinandersetzungen zugezogen. Die Ärzte rannten zwischen Notaufnahme und Sprechstunde überfordert hin und her. Tess war kurz davor zu gehen, als die Arzthelferin sie aufrief. Sie hatte letzte Nacht kaum ein Auge zugetan und war dem entsprechend gelaunt.
Christian war in ihre Krankenakte vertieft, als sie das Behandlungszimmer betrat.
„Hallo Doc!“
„Tess?“
Christian glaubte die falsche Frau vor sich zu haben.
„Ja, ich bin es. Wen haben Sie denn erwartet?“
„Ähm, schon Sie, aber…“
„Ich weiß, ich habe mich etwas verändert.“
Das war die Untertreibung des Monats. Sie war dabei, ein anderer Mensch oder was auch immer zu werden.
Tess zog ihre dicke Daunenjacke aus und setzte sich vor seinen Schreibtisch.
„Sie sehen übernächtigt aus. Gibt es Probleme mit dem Einschlafen?“
„Mit dem Einschlafen, mit dem Aufstehen… die ganzen Tage sind zurzeit sehr schwer. Aber wenn ich die vielen wartenden Leute draußen sehe… bin ich froh, dass ich nicht durchlöchert oder angestochen dort sitze.“
Der Arzt fasste sich übermüdet an die Stirn
„Ich verstehe nicht, was in der Stadt vorgeht. Es ist wie verhext. Die Verletzten liegen zu Massen in Notbetten auf den Krankenfluren. Es fehlt an allen Ecken an Personal und das ist nicht nur bei uns so. Aber lassen wir das außen vor. Es geht jetzt nur um Sie.“
Er nahm das Blutdruckgerät vom Tisch und kam auf sie zu. Tess hoffte, sie würde wenigstens die nächsten Minuten klar im Kopf sein. Sie rollte den Ärmel ihres Pullis hoch. Die Manschette blähte sich dick um ihren Arm auf.
„Doc, kann es sein, das ein Mensch in wenigen Tagen komplett den Verstand verlieren kann? Einfach so?“
Christian notierte sich die Messwerte und zog sich den kleinen Drehstuhl heran.
„Wie kommen sie denn jetzt darauf?“ fragte er verwundert als er die Reflexe ihrer Pupillen untersuchte. Der helle Strahl der kleinen Lampe brannte sich
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