Dorian
leichtes Ziehen in der Magengegend. Es war schon einige Zeit her, das er etwas Menschliches zu sich genommen hatte und seine Vorräte neigten sich dem Ende zu, seine Sinne spielten vielleicht deshalb verrückt. Er müsste bald auf die Jagd gehen, wenn es heute Nacht ruhig war konnte er sich für einige Stunden ausklinken, ohne dass es auffiel. Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es Zeit war sich langsam auf den Weg zum Revier zu machen. Chief Brannon hatte gerne seine Leute pünktlich zusammen und konnte auf sein Donnerwetter gerne verzichten, falls er zu spät käme.
Er schloss die Tür, stellte eine Tasse von dem letzten Ziegenblut in die Mikrowelle und machte sich auf den Weg in die Dusche.
Kurze Zeit später traf er frisch rasiert und gestylt an seiner Arbeitsstelle ein. Sein erster Weg führte ihn direkt zum Waffenspind im Untergeschoss des Gebäudes. Dort fand auch der tägliche Schichtwechsel statt und der neueste Tratsch machte die Runde.
„Hey ST. Clair… was hast du vor? Der Titel schönster Cop 2010 geht dieses Jahr schon an mich, also… halt dich zurück Beauty!“
Dorian waren die ständigen Frotzeleien seiner Kollegen egal. Ihm war bekannt, was über ihn geredet wurde… von wegen schwuler Cop. Es war purer Neid und Unwissen. Er legte sich sein Lederhalfter um und steckte seine Dienstwaffe in die dafür vorgesehene Halterung. Er tauschte seine schwere Motorradjacke gegen seine schwarze der NYPD ein. Der Hausmeister hatte inzwischen das Schloss an seinem Spind ausgetauscht.
„Ach Vince. Du solltest endlich den Stock aus deinem Arsch ziehen und mich ranlassen, dann hättest du nicht mehr so eine große Klappe mein Freund.“
Das saß. Seine Kollegen johlten unter Pfiffen auf und er ließ das Großmaul einfach stehen.
Kyle saß an seinem Schreibtisch hinter einem Haufen Akten versteckt.
„Nabend Kumpel… wow, sieht ja echt nach Arbeit aus!“
Dorian schlug seinem Freund aufmunternd auf die Schulter und lies sich gegenüber auf den Drehstuhl fallen.
„Jepp, während du deinen Schönheitsschlaf gehalten hast und das wohl mit Erfolg, war ich schon unterwegs, weil die Deppen der Spurensicherung nicht fähig sind ihren Job zu erledigen.“
Kyle grinste seinen Partner über den Stapel, den er bearbeitete hinweg an.
„Leck mich doch, ich habe den Jungs unten schon gezeigt wo der Hammer hängt, also steck dir deine Sprüche woanders hin.“
Dorian streckte den Mittelfinger hoch und drehte sich ungeschickt einmal in die Runde.
„Aber warum Spurensicherung? Habe ich was verpasst?“
„Nichts Aufregendes. Heute Morgen gab es einen Brand unten im Schottenviertel am Hafen, jemand hat da wohl gezielt eine Kneipe im Visier gehabt. Leider gibt es so gut wie keine Hinweise. War bis gerade unterwegs, die Besitzerin liegt im Mercy. Ganz schöne Kratzbürste kann ich Dir sagen, typisch wenn man in so einer Gegend aufwächst.“
Dorian stoppte abrupt seine Drehversuche. Also doch, er hatte sich nicht geirrt. Der Rauch war echt, jemand war dort draußen, zu dem er eine Verbindung hatte oder ihm dadurch unbewusst eine Mitteilung schickte. Sollte diese Frau seine Hilfe brauchen? Schnell schob er den Gedanken beiseite, er hatte für heute andere Pläne als hier zu versauern. Schließlich war er nicht Superman, sondern Cop und gehörte auf die Straße.
„Und? Konnte sie dir Infos geben?“
„Sie erinnerte sich an einen schwarzen Van, der auf der anderen Seite geparkt hatte. Nach ihrer Beschreibung wohl ein Chevy Astro der neueren Sorte. Siehst ja, da gibt es viele und das hier sind nur die aus Manhattan. Bankraub, Fahrerflucht, geknackte Wagen… keine Verbindungen zu vorherigen Brandelikten."
„Kann sich denn da kein anderer drum kümmern? Wir haben doch echt andere Dinge zu tun. Da draußen rennen irgendwelche dubiose Dealer rum, die sollten wir uns packen.“
„Das ist doch Sache der Sitte. Brannon reißt uns den Kopf ab, wenn wir uns da einmischen. Kennst ihn doch, so kurz vor seiner Pension legt er sich bestimmt nicht mit den anderen Abteilungen an.“
Sicher, dachte Dorian, wäre ja nichts neues, das Ermittlungen absichtlich in die Länge gezogen wurden.
Er konnte es nicht beweisen aber in letzter Zeit verhielt sich der Chief anders als sonst. Ein Tag war er kaum zu bremsen, schrie jeden an und knallte die Türen… am nächsten Tag sah er müde und bleich aus. Dorian konnte seine Gefühle nicht immer zuordnen, als wäre dieser Mann an manchen Tagen Tod oder einfach
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