Dorian
spitzen Fänge schoben sich gefährlich über seine Unterlippe. Er zog eine dicke Eisenkette hinter sich her an dessen Ende ein etwas dicklicher Bauernjunge hing. Die harte Metallkrause hatte sein Hals blutig gerieben und ein kleines Loch klaffte an seiner Brust. Vorador hatte ihn gezielt mit einem Pfeil niedergestreckt als dieser am frühen Morgen nach seinen Schweinen sehen wollte und es sah aus, das der Vampir ihm die Knie zertrümmert hatte, denn laufen konnte man seine schleifenden Bewegungen nicht mehr nennen. Es gab wohl doch noch ein letztes verzweifeltes Aufbäumen, das der Junge nie hätte gewinnen können. Der Duft der frischen Nahrung ließen Vincent und Lascar gierig vor Hunger werden. Sie bleckten ihre Zähne und knurrten energisch durch den Raum.
„Gestatten mein Herr, ihr Morgenmal… noch lebend frisch und warm.“ Er schmiss den jungen Mann auf den Tisch, der schon keine Kraft mehr hatte sich zu wehren, nur noch ein leises Wimmern entkam seiner Kehle.
Vorador hielt nicht viel von Etikette und putze seine blutigen Hände an seinem zerrissen schwarzen Hemd ab. Stolz über seine Beute rieb er sich über seinen Dreitagebart und befestigte die Kette fest am Tischbein. Er konnte seine eigentliche Herkunft nicht verbergen. Er stammte von dem abtrünnigen Clan der Davina Vampire ab. Voradors Vater hatte vor langer Zeit versucht Nicolaj von seinem Amt als Hohepriester zu entmachten. Er sah sich als den wahren Anführer ihrer Religion und verspottete das Orakel auf das übelste. Er scharrte seine Anhänger um sich und versprach ihnen eine bessere Zukunft, in der sie frei waren, ohne Anführer, ohne ständige Ehrdarbietung falscher Götter. Es sollte den Vampiren freistehen, wie sie lebten. Respektvoll und integriert in der Menschenwelt ohne ihre wahre Identität leugnen zu müssen.
Eines Nachts stürmten sie dann das Kloster um Lascar als Auserwählten zu töten und ihre Heiligtümer zu zerstören. Es gab viele Vampire, die aus Überzeugung starben. Doch der Davina Clan war den des Fürsten weit unterlegen. Sie zogen sich letztendlich geschlagen und flüchteten in die Wälder Rumäniens zurück. Sie lebten wie die Wilden und versuchten schnellstens eine neue Armee aufzubauen, die irgendwann das zu Ende bringen würde, woran sie kläglich gescheitert waren.
Vorador distanzierte sich immer mehr von seiner Sippe. Er war es leid, ständig auf der Flucht vor Lascars Leuten zu sein. Er wollte nicht so enden wie sein Vater, tief schlafend begraben in einer abgelegenen Berghöhle außerhalb Bradas, wartend irgendwann in der Zukunft für seine Ziele zu kämpfen. Ihm gierte nach mehr, er wollte das für sich perfekte Leben führen mit schönen Frauen und Blut wann immer er wollte. Er war nicht derjenige, der sich für Recht und Wahrheit einsetzte. Er war ein Krieger und er wollte der beste werden. Er war es, der eines Tages auf dem Thron sitzen würde und Lascar nur noch einer seiner Handlanger war. Er würde ihm alles nehmen.
So kam es, dass sich Vorador das Vertrauen des Fürsten erschlich indem er sich in seine Blutlinie begab und fortan in seinen Diensten stand.
„Hör auf zu zappeln, bringt nichts, glaub mir, es ist besser so.“
Er verehrte seinen Fürsten und tat alles um ihn zufrieden zustellen, aber innerlich loderte in ihm der Neid. Er war der bessere Jäger, der stärkere Kämpfer und seine Seele war schwarz wie die Nacht. Er fand sich als Ausgeburt des Bösen, seine Blutlinie war von hervorragender Herkunft, doch er war nicht der Auserwählte. Nicht er würde gekrönt werden, nicht er würde an der Seite des Antichristen herrschen und das alles weil ihm das Erkennungsmal fehlte. Es wurde für ihn immer schwerer loyal zu sein denn er war sich nicht sicher ob Lascar wirklich der Richtige für die Prophezeiung war, doch zur Zeit blieb ihm nichts anderes übrig als geduldig mit seinen Blutsbruder auf das Ende der Menschheit hinzuarbeiten.
„Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen Vorador.“
Lascar erhob sich von seinem Thron und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
„Kommt und genießt mit mir, ihr habt es euch verdient.“
Das letzte was der der junge Bauernsohn sah waren drei glühende Augenpaare, die sich ihm näherten und spürte wie sein Körper von drei Tieren auseinander gerissen wurde.
Chapter 8
Tick-tick-dick, der Minutenzeiger der Krankenhausuhr bewegte sich in Zeitlupe. Ungeduldig lief Tess in ihrem Zimmer hin und her. Die Ergebnisse sollten doch schon längst
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