Dorian
ein und eine dicke Sopranistin in einem viel zu engen Brokatkleid quetschte sich hinter eine schön geschnitzte Harfe aus Mahagoniholz. Ihre üppige Oberweite hinderte ihre kurzen Arme daran an die Saiten zu gelangen. Die ersten Töne erhalten schief und schrill durch den Saal.
„Sie sind erhitzt meine Liebe.“
Lascar strich Sarah über ihre geröteten Wangen.
„Wir sollten uns die kalte klare Winterluft nicht entgehen lassen, begleiten sie mich ein Stück des Weges in den Hof?“
Er musste versuchen, sie unauffällig aus dem Schloss zu führen. Er brauchte jetzt die Hilfe seiner Brüder, doch diese waren wohl gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Er sandte ein Signal aus, indem er kurz seine Schläfe berührte.
"Ich brauche euch, treffen uns an der Kutsche."
„Mir ist wirklich etwas warm, aber sollte ich nicht wenigstens ihrer Majestät Bescheid geben? Sie wird wütend sein, wenn ich mich aus ihrer Nähe entferne…“
„Das wird sie nicht. Ich werde ihren Zorn besänftigen, glauben Sie mir.“
Seine eiskalte Hand berührte ihren Rücken und Sarah erschauderte. Wie hätte sie seine Bitte verneinen können, auch wenn sie es anders gewollt hätte. Bereitwillig folgte sie ihm an seiner Seite zum Hoftor. Der frische Nachtwind wehte durch ihr Haar und Lascar öffnete ihren Zopf so dass sich ihre braunen Locken über ihre Schultern legten.
„Sie sollten ihr Haar immer so tragen.“
Lascar atmete tief ihren verlockenden Duft ein. Er konnte sich kaum zurückhalten. Er musste sie bald als sein Eigentum kennzeichnen. Sie würde sich ihm willig hingeben und danach seinen markanten Geruch für ewig auf ihrer Haut tragen.
Sarah schreckte bei seiner Berührung zurück. Noch nie war sie einem Mann so nah gewesen und sie wusste nicht, wie sie sich ihm gegenüber zu verhalten hatte. Sie zog ihr Cape fester um sich.
„Wir sollten besser wieder hineingehen…“
Ein Gaukler wirbelte um Sarah herum und die Glöckchen an seiner Mütze tanzten mit ihm. Lascar warf ihm einen furchteinflößenden Blick zu, worauf dieser mit seinen Rasseln weiter über den Hof zog.
„Nein, sollten wir nicht Sarah, denn ich werde dich nicht mehr gehen lassen. Du wirst mir folgen, zu deinem zukünftigen Zuhause.“
„Wie bitte? Ganz bestimmt nicht, was bilden Sie sich ein? Ich bleibe hier.“
„Das werden Sie nicht…“
Lascars Stimme verwandelte sich in ein gefährliches Knurren. Aus der Ferne sah er, wie seine Brüder aus den Stallungen kamen. Voradors Kinn war noch von Blut verschmiert als er mit Vincent auf die Kutsche zusteuerte.
„Ich werde die Wachen rufen, lassen Sie mich gehen.“
Lascar gegenüber hatte niemand das Recht Befehle zu erteilen. Nicht einmal diese kleine Irin, die dort zitternd vor Angst im Mondlicht stand. Er packte Sarah unsacht ins Genick und sie sank daraufhin ohnmächtig zu Boden. Jeder der anwesenden Gäste, die das Geschehende gesehen hatten, würde meinen, Sarah hätte einen Schwächeanfall erlitten und Lascar hätte sich als Gentleman um ihr Wohl gesorgt. Wieder einmal liefen die Dinge so, wie er wollte. Er hob Sarah auf seine Arme und brachte sie zu seiner Kutsche wo Vincent ihm schon die Tür zum Einstieg aufhielt. Seine Brüder rochen verdächtig nach frischem Pferdeblut. Vorador nahm auf dem Bock Platz und war froh, nicht in Sarahs Nähe sein zu müssen. Sein Trieb war für das erste gestillt, aber er hätte für nichts garantieren können.
„Du hast es also geschafft, ich gratuliere Dir Lascar.“
Vincent hob Sarahs schlaffen Arm in die Luft, der sofort wieder nach unten fiel als er sie los ließ.
„Mach das nicht noch mal, nie wieder wirst du deine Hand an die Fürstin legen.“
Lascar zischte seinen Bruder an.
„Entschuldigt Herr, sicher… nie wieder.“
Vincent besaß keinen Respekt vor Frauen und hatte für einen Moment vergessen, wen er da liegend auf Lascars Armen vor sich hatte.
So einiges würde ändern. Mit Sarah begann eine neue Ära.
Chapter 12
Mein Gott, was habe ich nur getan?
Tess wusch sich das Blut von ihren Händen. Die Person, die ihr aus dem Spiegel entgegen blickte, war nicht die Tess, die sie kannte. Ausdruckslose Augen schauten sie fragend an. Sie hätte Collin töten können. In was für eine gefährliche Lage hätte sie sich dadurch gebracht? Bei dem Gedanken brach sie in Tränen aus.
Was ist verdammt noch mal los mit mir?
Sie hielt sich am Waschbecken fest, doch ihre Beine zwangen sie auf die Knie. Schluchzend saß sie auf den weißen Kachelboden
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